"Mit einzigartiger Architektur und einmaligem Energiekonzept präsentiert sich die Grafttherme als Freizeithighlight für Wasserfans jeden Alters und attraktives Ausflugsziel für die gesamte Nordwestregion", so der Werbetext, den eine PR-Agentur für die Bäderbetriebsgesellschaft formuliert hat. Zieht man einige Superlative ab, landet man schnell bei einem ganz normalen Hallenbadbetrieb – als einzigartig übrig bleiben die wirklich einmalig eingeschränkten Öffnungszeiten. Denn: Der sogenannte Erlebnisbereich der insgesamt 6500 Quadratmeter messenden Badelandschaft steht seinen Gästen lediglich an Wochenenden sowie in den Schulferien offen.
Der Beigeordnete der FDP, Murat Kalmis, ärgert sich darüber, dass die Türen zum Badetempel überwiegend verschlossen sind. Immerhin rund 23 Millionen Euro hatte sich der Stadtrat den im Spätsommer 2011 eröffneten Neubau an der Graft kosten lassen. Die Freizeitanlage soll ihren Besuchern zahlreiche Attraktionen unter einem Dach bieten: Im Sportbereich haben Schwimmer die Möglichkeit, im Innen- und Außenbecken ungestört ihre Bahnen zu ziehen, Groß und Klein sollen sich beim Rutschen und Planschen im Erlebnisbereich amüsieren. Zusätzlich können sich Gesundheitsbewusste im Solebecken erholen und im Saunabereich so richtig ausspannen. Leider ist das gesamte Angebot nur sonnabends und sonntags sowie in Ferienzeiten voll nutzbar. Montags bis freitags können lediglich der Sport-, Sauna- und Wellnessbereich aufgesucht werden.
Auch das Personal fehlt
Die werktägliche Schließung des Erlebnisbereiches wird nach Angaben von Stadtwerkesprecherin Britta Fengler mit dem geringen Besucheraufkommen begründet. Eine Ausweitung habe sich schon vor Corona und der Energiekrise wirtschaftlich nicht gerechnet. Und aktuell gäbe es dafür auch gar kein ausreichendes Personal.
Im Erlebnisbad ruht werktags also ein großer Teil der wohltemperierten Becken. Kalmis ist von älteren Delmenhorstern angesprochen worden, wann ihnen das Bad eigentlich offen stehen kann. Gerade dem lebenserfahreneren Publikum mag es an den Wochenenden zu unruhig sein, um zwischen tobenden Kindern dem Ausdauerschwimmen zu frönen.
Kehrt man zu den Superlativen zurück, so muss es sich bei der Grafttherme, im Verhältnis von Bau- und Nebenkosten zur Gästeauslastung, um die unwirtschaftlichste Wasseroberfläche im Nordwesten handeln. Ein aus Steuergeldern teuer subventioniertes Bad sollte aber für die Bürger seiner Stadt auch nutzbar sein. Dabei sind alle Altersgruppen im Auge zu behalten.
Muss der Stadtrat erst erneut über Gesellschafterversammlung und Aufsichtsrat eine Dienstanweisung an die Geschäftsführung erteilen? Ziemlich schnell sollten die Verantwortlichen eine längere Öffnung des Erlebnisbereiches der Grafttherme einrichten. Testweise könnte die zusätzliche Öffnung auf einen Werktag pro Woche beschränkt werden, praktisch wäre dafür wohl der Freitag.