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Mobilitätstraining Delmenhorster Senioren werden fit fürs Busfahren gemacht

Acht Senioren haben am Donnerstag an der Bushaltestelle Liebermannstraße in Delmenhorst geübt, mit dem Rollator in den Bus ein- und auszusteigen. Die wichtigsten Tipps von Mobilitätstrainer Hartmut Köhler.
19.10.2023, 17:00 Uhr
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Delmenhorster Senioren werden fit fürs Busfahren gemacht
Von Kerstin Bendix-Karsten

Wenn Erika Herbst in die Delmenhorster Innenstadt möchte, nutzt sie fast immer den öffentlichen Nahverkehr. "Ich fahre oft mit dem Bus", erzählte die Seniorin, die stets ihren Rollator dabei hat, weil sie nicht mehr so gut zu Fuß ist. Die meisten Busfahrer seien sehr freundlich. Nur vor einigen Tagen hatte die Delmenhorsterin ein unschönes Erlebnis. Nachdem sie sich beim Fahrer ihr Ticket geholt hatte, sei dieser direkt losgefahren. "Fast wäre ich hingefallen" berichtete Herbst. Zum Glück habe eine junge Frau sie aufgefangen. "Keiner möchte, dass Sie stürzen", betonte Hartmut Köhler, als er von diesem Vorfall erfährt. Der Mobilitätstrainer des Verkehrsverbunds Bremen/Niedersachsen (VBN) riet der Seniorin für das nächste Mal: "Rufen Sie ruhig nach vorn, dass er warten soll, bis sie sitzen."

Doch das war längst nicht der einzige Tipp, den Hartmut Köhler am Donnerstagvormittag den acht Senioren gab, die beim Mobilitätstraining des VBN und Delmenhorster Seniorenbeirates an der Bushaltestelle Liebermannstraße unweit der Seniorenresidenz am Moorweg dabei waren. So sei es gerade in der dunklen Jahreszeit wichtig, sich sichtbar zu machen. "Das erleichtert die Sache", sagte der Fachmann, der selbst über 40 Jahre lang Busfahrer war. Ebenso wichtig sei es, dass die Bremsen am Rollator oder Rollstuhl funktionieren. "Oft ist das nicht so, weil die Bremsen ausgeleiert sind", berichtete Köhler aus seiner Erfahrung. Außerdem rät er den Senioren, bereits beim Warten an der Haltestelle den Schwerbehindertenausweis oder die Monatskarte aus der Tasche zu holen und hochzuhalten, wenn der Bus kommt: "Dann braucht man nicht mehr zum Fahrer zu gehen."  

Wenn der Abstand nicht stimmt

Das größte Problem, mit dem Delmenhorster Senioren beim Busfahren offenbar zu kämpfen haben, betrifft das Ein- und Aussteigen an sich. Wie die Vorsitzende des Seniorenbeirats Lilo Lettau berichtet, höre sie oft Klagen darüber, dass die "Busfahrer nicht dicht genug an die Einstiegskante heranfahren". Der Abstand der Kanten stimme nicht. "Dann ist es mit Rollator schwierig, diese Lücke zu überwinden", so Lettau. Dass dies ein Problem ist, weiß auch der Mobilitätstrainer. Er warb allerdings um Verständnis: "Das ist keine böse Absicht. Es geht manchmal einfach nicht anders." Danach gab es noch weitere praktische Tipps.

Der richtige Einstieg fange bereits mit der richtigen Position beim Warten auf den Bus an. Der beste Platz sei etwa vier bis fünf Schritte links neben dem Mast mit dem Haltestellenschild. Denn so stehe man dichter an der hinteren Tür, die für mobilitätseingeschränkte Personen die beste zum Einsteigen ist. Die vordere Tür befinde sich hingegen in Höhe des Mastes. Wer Hilfe benötige, solle Bescheid geben. "In der Regel helfen die Fahrer", so der Mobilitätstrainer. Bei Menschen mit Rollstuhl seien sie sogar dazu verpflichtet. 

Einstieg vorwärts, Ausstieg rückwärts

Mit einem Rollator erfolgt der Einstieg in den Bus immer vorwärts. Der Rollator dürfe dabei niemals überladen sein, sonst bestehe die Gefahr von Stürzen. „Das geht blitzschnell“, so Köhler. In keinem Fall sollte versucht werden, den Rollator im Ganzen in den Bus zu heben. Dann führt der Mobilitätstrainer vor, wie es richtig geht: „Zunächst schiebt man den Rollator bis an den Einstieg heran, dann tritt man hinten mit dem Fuß drauf, zieht ihn zu sich heran und drückt ihn so vorn hoch." Anschließend hebe man die hinteren Räder nach oben. Ist dies geschafft, sollte man die Bremse ziehen. Zum Einsteigen selbst sollten die Senioren sich dann an den Griffen der Bustüren und nicht am Rollator festhalten. „Ein Rollator kann umkippen, ein Bus eher nicht“, so Köhler. Im Bus sollte der Rollator sicher abgestellt werden, ehe man sich selber einen Platz sucht – aber niemals auf dem Rollator.

Der Ausstieg funktioniert ähnlich – mit dem Unterschied, dass es dieses Mal rückwärts geht. Zunächst sollte man langsam bis zur gelben Linie an der Tür gehen. "Wenn man die Beine breit macht, sieht man den Strich", erklärte Köhler. Dann heißt es: Bremse festmachen, an den Griffen der Bustür festhalten, aussteigen und kurz schauen, ob frei ist und kein Radfahrer kommt. "Dann macht man die Bremsen am Rollator los und er kommt hinterher wie ein junger Hund", führte der Mobilitätstrainer aus. Nach seiner Vorführung ist schließlich Erika Herbst dran. Die Seniorin setzt das soeben Gelernte um und stellt zufrieden fest: "Das waren gute Tipps."

Zur Sache

Mobilitätstraining des Verkehrsverbunds

Der Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN) bietet seit rund zwei, drei Jahren Mobilitätstrainings für Senioren an. "Das wird super gut angenommen", berichtet Petra Böhm. Der Termin am Moorweg in Delmenhorst bestätigte ihre Aussage. Trotz des regnerischen Wetters waren acht Senioren gekommen, um sich fit fürs Busfahren zu machen. Noch zwei weitere Termine standen am Donnerstag auf dem Plan: am ZOB in Delmenhorst und in Wildeshausen. "Insgesamt haben wir 35 Anmeldungen dafür bekommen", führt Böhm aus. Seniorenresidenzen oder Pflegeeinrichtungen, die sich für das Mobilitätstraining, das vom Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (ZVBN) gefördert wird, interessieren, können einen Termin mit dem VBN abstimmen. Weitere Informationen finden sich unter www.vbn.de/mobilitaetstraining.

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