Die Stadtwerke Delmenhorst (SWD) wollen weiterhin eine große Rolle als kommunales Energieversorgungsunternehmen spielen. SWD-Prokurist Dieter Meyer berichtete vergangenen Freitag bei einer Informationsveranstaltung zum Thema Wärme der Zukunft in der Markthalle, dass der Gasgrundversorger künftig bei der Erschließung von Neubaugebieten, beispielsweise im Bereich Am Heidkamp, keine Erdgasleitungen mehr verlegen werde. Das Geschäft mit Erdgas würde wohl spätestens zum Jahr 2045 zum Erliegen kommen, das Gasnetz werde dann zurückgebaut. Eine Umrüstung solcher Leitungen zur Nutzung von Wasserstoff sei für Delmenhorst nicht geplant. "Mit Mut, Ideen und neuer Technik" wolle man neue Geschäftsfelder erschließen, "damit fangen wir nicht erst an, wir sind schon dabei", sagte Meyer.
Eingeladen hatte Delmenhorsts Klimaschutzmanagerin Gema Martínez Méndez. Jens Clausen vom Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit, sprach zum Themenbereich "Wärmewende, Wärmenetze und Wärmepumpe". Auch auf die Frage, warum eine Photovoltaikanlage zukünftig wichtig ist, wenn es darum geht, kostengünstig zu heizen, gab Clausen Antworten. Der Wärme-Experte erklärte die Funktionsweise von Wärmepumpen, dazu hatte er ein Demonstrationsobjekt mit in die Markthalle gebracht.
Clausen zeigte an Beispielen, dass eine Wärmepumpe auch im Bestandsgebäude funktionieren kann. Er erläuterte die Ziele der kommunalen Wärmeplanung, ein Planungsinstrument, zu dem auch die Stadt Delmenhorst verpflichtet sei. Die Stadt muss in den kommenden zwei Jahren eine Wärmeplanung vorlegen und anschließend nach und nach aus der Nutzung von Erdgas und Heizöl aussteigen. Die Wärmeplanung muss Auskunft geben über den Wärmebedarf der Stadt und mögliche Quellen, aus denen Wärme gewonnen werden kann. Es gilt dann auch, die Akteure zu bestimmen, die sich daran beteiligen.
Fernwärme aus dem Klärwerk
Zur Verteilung von Fernwärme sei ein Netz von Stahlrohren unter die Erde zu bringen. Die Leitungen hätten einen Durchmesser von etwa 20 Zentimetern und müssten gut wärmeisoliert sein. Bei der Netzplanung sollte es eine Zusammenarbeit mit anderen Kommunen geben, so Clausen. In Delmenhorst könne als Wärmequelle das Klärwerk genutzt werden. Die städtische Abwasserklärung liefere Abwärme, mit der rund zehn Prozent des Wärmebedarfes abgedeckt werden könnten. Abwärme aus einem Fluss könne nutzbar gemacht werden, nach Ansicht von Clausen käme die Delme dafür aber nur bedingt infrage, sinnvoller wäre es in seinen Augen, die acht bis zehn Kilometer entfernte Weser anzuzapfen.
Fernwärme zu nutzen käme in den Siedlungsbereichen, in denen eine Eigenheimhausbebauung vorrangig sei, nicht infrage. Dort gelte es nach Alternativen Ausschau zu halten. Einer Umfrage zufolge würden 70 Prozent aller privaten Hauseigentümer aktuell keine Erneuerung ihrer Heizungsanlage anstreben. 17 Prozent würden in eine neue Gasheizung investieren. Lediglich 13 Prozent suchen eine Umstellung beispielsweise auf eine Heizung mit Wärmepumpe. "Das ist auch gut so", meint Clausen, schließlich benötige man auch einen Heizungsmonteur und bei 30.000 Haushalten, die gerade ihre Heizung umstellen wollen, sei ein solcher ja auch erst einmal zu finden.
Welche Sanierungsarten wie viel Prozent Energie sparen
Clausen ging auf die Frage ein, ob die Sanierungskosten, insbesondere für Häuser älterer Baujahre, nicht ziemlich hoch ausfallen. Als positives Beispiel nannte Clausen ein Gebäude aus dem Jahr 1933 in Holzminden, das sei für rund 40.000 Euro energetisch saniert worden. Beim Umbau bringe eine Dachsanierung vier Prozent Energieeinsparung, Risse in Wänden abzudichten spare zwei Prozent ein, der Austausch von Fenstern erreiche eine Einsparung von vier Prozent. Clausen nannte als Spartipp für Renovierungskosten die Möglichkeit, Fenster mit einer speziellen Folie zu versehen. Die Dämmung der Kellerdecke bringe acht Prozent. Er riet auch, die Vorlauftemperatur der Heizung zu überprüfen. "Schrauben Sie nicht immer nur am Motorrad herum", auch an der Heizung könne man basteln.
Von einer Umstellung auf Pelletheizungen rät Clausen ab, es würden drastische Preiserhöhungen der Kosten fürs Holz drohen. Bei Investitionen fürs Haus in Höhe von rund 20.000 Euro solle man nicht nur nach der Kosten-Nutzen-Rechnung fragen, das tue man beim Neuwagenkauf schließlich auch nicht.
Wer sich für eine Wärmepumpe entscheidet, benötigt vielleicht auch einige zusätzliche oder größere Heizkörper. Clausen weist darauf hin, dass eine Wärmepumpe zusammen mit dem Einbau einer Fußbodenheizung besonders niedrige Stromkosten verspricht. Das liege an der Vorlauftemperatur, die im Falle einer Fußbodenheizung erheblich niedriger eingestellt werden kann und die Effizienz erhöht.