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Lebensmittel und Kosmetik ohne Plastik Pia Sattler will Unverpackt-Laden in Delmenhorst eröffnen

In Delmenhorst soll der erste Unverpackt-Laden eröffnen. Hinter der Idee steht Pia Sattler, die mit ihrem Vorhaben offenbar einen Nerv trifft. Die Resonanz ist so groß, dass nun auch ein Verein gegründet wird.
01.01.2020, 21:01 Uhr
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Pia Sattler will Unverpackt-Laden in Delmenhorst eröffnen
Von Esther Nöggerath

Nudeln oder Getreide in Plastiktüten, Spülmaschinentabs, die alle einzeln noch einmal eingeschweißt worden sind, und Shampoo in kleinen Plastik-Fläschchen – wer einkauft, kauft dabei oftmals auch eine ganze Menge Müll gleich mit ein. Dass das auch anders geht, will Pia Sattler zeigen. Die Delmenhorsterin eröffnet in diesem Jahr den ersten Unverpackt-Laden in der Stadt und will den Menschen damit Anregungen geben, wie sie ihr Leben etwas nachhaltiger gestalten können. „Die Zeit dafür in Delmenhorst ist gekommen“, sagt die 38-Jährige. Und die bisherige Resonanz auf ihr Vorhaben scheint ihr Recht zu geben.

Ursprünglich hatte Pia Sattler, die aus Nordhessen kommt und mit ihrem Mann zusammen 2012 nach Delmenhorst gezogen ist, eigentlich vor, ihre Idee eines Unverpackt-Ladens in Oldenburg zu realisieren. Doch sie entschied sich anders und bewusst für Delmenhorst – auch, um „gegen all diese Unken“ anzugehen, wie sie selbst sagt. „Delmenhorst ist so viel besser als sein Ruf“, findet sie. Deswegen hätten sie und ihr Mann sich auch bewusst dazu entschieden, hier ihr Haus zu bauen. Und deswegen will sie nun auch ihr Herzensprojekt, den Unverpackt-Laden, in der Delmenhorster Innenstadt realisieren. Ein Geschäft dafür hat Sattler inzwischen auch gefunden: An der Langen Straße 126 soll der neue Unverpackt-Laden entstehen.

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Komplett ohne Verpackung kommt der Laden, zumindest bei der Anlieferung, natürlich auch nicht aus. Dabei wird aber immer auch auf Nachhaltigkeit geachtet: Dinge wie Nudeln oder Getreide kommen in großen 25-Kilogramm-Säcken aus Papier – einem der recyclingfähigsten Materialien. Außerdem gibt es laut Sattler gute Möglichkeiten, die Säcke anderweitig noch weiterzuverwenden, etwa als Müllsäcke oder auch Wäschebeutel. Und dann gibt es auch ein Pfandsystem bei Verpackungen, die nicht aus Papier bestehen. „Wenn etwas im Plastikeimer geliefert wird, kann ich den wieder zurückgeben und bekomme ihn voll wieder“, erklärt Sattler.

Den Schwerpunkt in ihrem Unverpackt-Laden will die Delmenhorsterin dabei vorwiegend auf Trockenwaren legen. „Ich werde keine Frischwaren anbieten, da gibt es hier schon genug Alternativen“, erklärt sie. Neben Lebensmitteln wie Nudeln, Mehl, Müsli oder Getreide sollen in ihrem Geschäft auch Gewürze, Öle, aber auch Haushaltswaren wie Reinigungsmittel oder Kosmetika wie Deodorants oder Shampoo angeboten werden. „Es geht im Endeffekt darum, den Leuten zu zeigen, was alles möglich ist“, sagt sie. Deswegen soll es auch kein reines Geschäft werden, sondern auch eine Gastronomie.

Auf den Geschmack bringen und überzeugen

Kaffee und Tee wird es dort nicht nur zu kaufen, sondern auch gleich zu trinken geben. Auch ein Mittagstisch ist in Planung. Vegetarische und vegane Gerichte werden dann dort serviert. Auch, um die Leute auf den Geschmack zu bringen und sie davon zu überzeugen, dass das schmeckt. Das Café soll familienfreundlich gestaltet werden, um auch Menschen mit Kindern Raum zu bieten. Allerdings muss dafür erst bei der Behörde eine Änderung des Nutzungsplans beantragt werden, noch ist auf der Fläche nur Einzelhandel zulässig.

Rund 30 Sitzplätze sollen dann in dem Laden mit entstehen, ein großer Tisch soll auch Gruppen bis zu 15 Personen Platz bieten. „Es soll ein Begegnungsort werden“, sagt Sattler. Egal, ob dort große Reden geschwungen oder Theorien ausgetauscht werden. Dabei muss es auch nicht nur um Öko oder Nachhaltigkeit gehen. Auch, wenn das ein Thema ist, das Pia Sattler schon seit mehreren Jahren persönlich beschäftigt. Als sie für ein Unternehmen im Vertrieb und Marketing tätig war, sei bei öffentlichen Ausschreibungen immer auch Nachhaltigkeit gefragt gewesen. „Ich habe festgestellt, dass das ein zukunftsträchtiges Thema ist“, sagt sie. Mit der Geburt ihrer ersten Tochter habe sie das Thema dann aber noch einmal ganz anders wahrgenommen. Weil sie ins Grübeln kam und sich Gedanken darüber machte, wie man das Kind ernähren und was man ihm beibringen will.

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Pia Sattler entschied sich dafür, noch einmal zu studieren – dieses Mal Nachhaltigkeitsmanagement. Und auch wenn sie nach dem Master wieder im Vertrieb arbeitete, schwelte die Idee eines Unverpackt-Ladens schon lang in ihrem Kopf. „2014 ist in Kiel der erste Unverpackt-Laden in Deutschland eröffnet worden“, erzählt sie. Damals sei sie mit ihrer Familie an der Ostsee im Urlaub gewesen und habe von dem Projekt mitbekommen. „Ich fand das damals schon total spannend.“ Doch dann kam die Geburt ihrer zweiten Tochter dazwischen, ein eigener Laden ließ sich vorerst nicht in ihre Lebensplanung integrieren. Bis jetzt.

Die Vorbereitungen für den neuen Unverpackt-Laden laufen bereits auf Hochtouren. In der kommenden Woche sollen bereits die ersten handwerklichen Arbeiten anlaufen. Wenn alles gut läuft, will Pia Sattler noch vor Ostern eröffnen, um den 1. April herum. Mit dem Café hofft Sattler, dann irgendwann im Sommer starten zu können.

Auch ein neuer Verein um das Thema Nachhaltigkeit

Neben dem Laden soll es außerdem einen neuen Verein geben, bei dem sich alles rund um das Thema Nachhaltigkeit dreht. Denn auf die Idee mit ihrem Unverpackt-Laden haben sich bei Pia Sattler gleich zahlreiche Menschen gemeldet, die sich alle irgendwie mit einbringen wollen. Wie eine Lawine seien die Anfragen auf ihrem Instagram-Account hereingebrochen, erzählt die 38-Jährige. „Das ist mega“, freut sie sich über das große Interesse. Mehr, als sie sich je erträumt hätte. „Das Thema polarisiert“, hat Sattler festgestellt, eben weil sie nicht immer nur positiv auf ihr Vorhaben angesprochen wird.

Der Verein soll aber unabhängig von ihrem Laden entstehen, deswegen wird ihr Mann diesen federführend übernehmen. Im Januar soll es dafür ein erstes Treffen mit den Interessenten geben und geschaut werden, wer sich wie einbringen will. Über den Verein sollen dann Veranstaltungen organisiert werden, wie Seminare oder Workshops, die im Unverpackt-Laden stattfinden könnten. So sind etwa bereits Aktionen mit dem Verein Stars for Kids geplant. „Wir wollen Seife selber machen“, erzählt Pia Sattler. Alles, was sich um Ernährung und Selbstversorgung dreht, könnten Interessierte dann bei den Angeboten erst mal unter Anleitung ausprobieren, bevor sie es zuhause selber nachmachen. Auch ein Kleiderflohmarkt wäre denkbar.

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