In Delmenhorst wird die Büchse der Pandora wieder geöffnet. Nachdem ein gutes Jahrzehnt Ruhe im alten Streit über die richtige Schulform geherrscht hatte, wird nun wieder darüber diskutiert, ob Schüler ihrem Leistungsniveau entsprechend gemeinsam oder getrennt unterrichtet werden sollen. Dass es dabei in erster Linie um ideologische Debatten geht, die mitunter auch für die betroffenen Schüler mehr als lähmend sein können, wird dabei allzu oft vergessen.
Als zum Schuljahr 2004/2005 die Orientierungsstufen in Niedersachsen abgeschafft wurden, begann ein zehn Jahre andauerndes Chaos in der Bildungslandschaft. Weil der Elternwille nun mehr zählen sollte als die Expertise der Lehrkräfte, wuchsen die Schülerzahlen an den Gymnasien massiv an, während die Hauptschulen einen regelrechten Exodus erlebten. Aus Verlegenheit entstanden dann Oberschulen, die letztlich nur eine Fusion von Haupt- und Realschulen waren und nie als Alternative zum Gymnasium ausgebaut wurden.
Für die Schüler bedeutete das in diesen Jahren der mehrmalige Wechsel von Schulform, Schule, Lehrplänen. Und für die Lehrkräfte bedeutete dies die andauernde Umstellung und Neukonzeptionierung von Unterricht. Die Reibungsverluste waren enorm und schadeten letztlich der Unterrichtsqualität, die auch heute das höchste Gut einer guten Schule ist. Jetzt wieder theoretische Debatten über die richtige Schulform zu führen, sorgt abermals für Verdruss und Reibungsverluste in Betreuung und Lehre. Ein vorausschauender und dabei von Ideologien freier Blick auf die Entwicklung der Schülerzahlen und den daraus resultierenden Raumbedarf wäre, was Schüler und deren Eltern dieser Tage dringender bräuchten denn je.