411 Menschen sind 2024 in Deutschland ertrunken. Das geht aus einer Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) hervor. Die meisten Opfer waren nicht Kinder, sondern Erwachsene – insbesondere Menschen, die älter als 55 Jahre waren. Sie machten laut DLRG rund 60 Prozent der Opfer bekannten Alters aus. Auch bei dem tragischen Unglück am Falkensteinsee Mitte August, als ein 58-jähriger Mann ums Leben kam, war dies der Fall. Angesichts dessen wird klar, wieso Schwimmkurse auch im Erwachsenenalter wichtig sind.
Ein solches Angebot macht seit diesem Jahr die Eisbär-Schwimmschule in Delmenhorst. Nachdem der erste Kurs mit zwölf Teilnehmern gerade abgeschlossen ist, zieht Maximilian Lux, der die Schwimmschule im Januar 2024 gegründet hat, ein positives Fazit: "Ich bin sehr zufrieden." Der Kurs, der zunächst als "Testballon" gedacht war, soll fest ins Angebot der Schwimmschule aufgenommen werden. Am Dienstag, 1. April, wird Lux die neuen Kurse zur Buchung auf seiner Internetseite online stellen. Neben den Angeboten für Kinder – vom Seepferdchen bis hin zum Goldkurs – wird dann auch wieder ein Schwimmkurs für Erwachsene dabei sein.
Reine Kopfsache
"Erwachsene unterscheiden sich gar nicht so sehr von Kindern", erklärt Lux. Sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen sei das Schwimmenlernen eine Kopfsache. Anders sei vor allem die Art zu kommunizieren. Dass sich die Älteren mit dem Schwimmenlernen schwerer als Jüngere tun, liegt laut Lux an der Lebenserfahrung. "Erwachsene durchdenken mehr, was passieren kann", sagt der 24-Jährige. Nicht zuletzt auch deshalb ist Lux, der selbst jahrelang Leistungsschwimmer war, mit der Bilanz des ersten Erwachsenenkurses zufrieden. Sechs seiner Schützlinge hätten das Schwimmen gelernt. Zwei bis drei Weitere könnten mit Nudel schwimmen.
Die Teilnehmergruppe des Kurses war laut Lux recht heterogen, der Älteste sei 80 Jahre: "Es ist ein viel breiteres Spektrum als bei Kindern." Der 24-Jährige spricht von "drei Typen". Der eine habe zwar als Kind schwimmen gelernt, war danach aber lange nicht mehr im Wasser. Der andere könne schwimmen, wolle sich jedoch verbessern, weil für den Berufswunsch, wie etwa Polizist, entsprechende Leistungen erforderlich sind. "Und dann gibt es noch diejenigen, die ein Trauma zu bewältigen haben", erklärt Lux. Er nennt den Unterricht deshalb auch "therapeutisches Lernen". Trotz der unterschiedlichen Ausgangslage bei den Teilnehmern sei die Gruppe "schnell zusammengewachsen". Der eine motiviere den anderen. "Sie ziehen sich gegenseitig hoch", erzählt der Schwimmschulleiter.
Die Idee zu dem Kursangebot kam von außen. Kurz nachdem Lux im Januar 2024 seine Eisbär-Schwimmschule gegründet hatte, seien an ihn und sein inzwischen rund 30-köpfiges Trainerteam erstmals Anfragen für Erwachsenenschwimmkurse herangetragen worden. "Erwachsene wollen keinen Kurs zusammen mit Kindern machen", erklärt sich Lux das Interesse an einem solchen Angebot.
Mittelding zwischen Seepferdchen und Bronze
Neben den Erwachsenenkursen gibt es noch ein weiteres, neues Angebot, das ebenfalls von außen an die Schwimmschule herangetragen wurde, und zwar von Eltern, deren Kinder gerade das Seepferdchen absolviert haben. Sie wünschten sich ein "Mittelding zwischen dem Seepferdchen- und Bronze-Kurs", erklärt Lux. Zunächst sei er darüber verwundert gewesen, weil es dafür kein Abzeichen gibt. Doch dann hat der Schwimmschulleiter entschieden: "Wir probieren das einfach mal aus."
Ab 1. April können die sogenannten Seepferdchen-Pro-Kurse gebucht werden. Sie richten sich an Kinder, die nach dem Seepferdchen mehr Sicherheit brauchen. Laut Lux bekommen sie in dem Kurs eine Einführung ins Rückenschwimmen, ins tiefere Tauchen sowie das Streckenschwimmen: "Es ist eine Vorbereitung auf den Bronze-Kurs." Denn die Lücke zu diesem sei nach dem bestandenen Seepferdchen "riesig". Als Beispiel nennt der Schwimmschulleiter die Länge der Strecke, die die Kinder schwimmen müssen: "Für Bronze ist es das Achtfache." Noch schwieriger sei für viele das Tauchen. Für ihr Seepferdchen müssen Kindern einen Gegenstand aus schultertiefem Wasser holen, für den sogenannten Freischwimmer müssen sie zwei Meter tief tauchen.
Eine Prüfungsverpflichtung gibt es im Seepferdchen-Pro-Kurs nicht. "Das ist nicht das Kursziel", betont der Schwimmschulleiter. Optional könne jedoch das Bronze-Abzeichen abgelegt werden. Für kleine "Frostbeulen" will er zudem einen separaten Kurs im warmen Kursbecken anbieten.