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Trainer von Atlas Delmenhorst Key Riebau im Interview: "Die Jungs hätten 1000 Zuschauer verdient"

Seitdem Key Riebau wieder das Traineramt beim SV Atlas Delmenhorst innehat, läuft es sportlich nahezu optimal. Woran das liegt und was er mit der Mannschaft noch vorhat, erläutert der 34-Jährige im Interview.
04.03.2025, 15:00 Uhr
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Key Riebau im Interview:
Von Christoph Bähr

Herr Riebau, unverhofft kamen Sie zu einem fußballfreien Wochenende wegen der Absage des Spiels bei Germania Egestorf-Langreder. Wie haben Sie die Zeit genutzt?

Key Riebau: Natürlich hätten wir gerne gespielt, aber ich habe den Jungs dann auch gleich geschrieben, dass wir uns über den Ausfall nicht zu ärgern brauchen. So konnten wir den freien Sonntag für die Familien nutzen.

Mit einem Auge haben Sie sicherlich auch auf die Ergebnisse der Konkurrenz geschaut. Mit dem Heeslinger SC und dem SC Spelle-Venhaus haben zwei Rivalen im Kampf um die vorderen Plätze verloren. Wie schätzen Sie die Lage im oberen Tabellendrittel ein?

Das ist immer noch schwierig zu sagen, denn die Tabelle ist nicht ganz aussagekräftig. Hildesheim hat erst wenige Spiele bestritten. Schöningen hat zwei Partien weniger absolviert als wir. Die beiden sind in einer etwas besseren Ausgangsposition. Wir müssen einfach weiterhin von Spiel zu Spiel gucken und sehen, dass wir unsere Spiele gewinnen. Dann können wir vielleicht irgendwann über andere Sachen reden, aber man sollte nicht zu früh zu weit in die Zukunft blicken.

Das nächste Spiel ist gegen den Heeslinger SC. Dafür wollen Sie gerne alle Kräfte mobilisieren, auf dem Platz und auf den Rängen. Warum ist diese Partie so wichtig?

Der Gegner steht in der Tabelle vor uns und wir können ihn hinter uns lassen. Es ist noch ein langer Weg zu einem eventuellen Aufstieg. Da ist es doch schön, wenn man eine Mannschaft überholen kann durch einen eigenen Sieg. Es gibt nichts Geileres als solche Spiele. Dazu kommt, dass der Erste Spelle-Venhaus und der Zweite HSC Hannover gegeneinander spielen und sich Punkte wegnehmen. Die Konstellation ist einfach super interessant.

Wenn Sie sich den kommenden Sonnabendnachmittag malen könnten, wie würde er aussehen?

Die Sonne scheint. Es kommen ganz viele Fußballbegeisterte ins Delmenhorster Stadion, viele Familien. Alle haben Bock auf guten Fußball, auf Bratwurst und auf ein Kaltgetränk. Sie sehen ein interessantes, spannendes Spiel, und am Ende bleiben die drei Punkte in Delmenhorst. So würde ich es mir wünschen.

Mit einem Zuschauerschnitt von rund 600 pro Heimspiel ist der SV Atlas zwar führend in der Oberliga Niedersachsen, aber der Verein hat andere Ansprüche. Glauben Sie, dass bald wieder mehr Fans ins Stadion kommen?

Ich denke immer noch gerne an unser Spiel gegen Kickers Emden im März 2020 zurück. Wir haben mit 3:0 gewonnen vor 1800 Zuschauern. Ich glaube schon, dass wir unseren Zuschauerschnitt erhöhen können. Der zweite Saisonteil hat ja auch gerade erst angefangen. Ich will es gar nicht an einer Zahl festmachen, aber es wäre natürlich überragend, wenn gegen Heeslingen richtig viel los ist. Die Jungs sind so am Ackern und bringen gute Leistungen. Wenn die Zuschauerzahl mal wieder die 1000 erreichen würde, hätten die Jungs sich das verdient.

Acht Siege aus neun Spielen gab es seit Ihrer Rückkehr auf den Trainerstuhl. Hat das für etwas Euphorie gesorgt? Wie nehmen Sie die Stimmung im Umfeld wahr?

Wenn man nach einem Heimspiel noch bei "Jan Harpstedt" reingeht und Hallo sagt, merkt man schon, dass alle angefixt sind und Bock darauf haben, dass wir weiter erfolgreich sind. Die Vorfreude auf das nächste Spiel ist spürbar. Ich kann nur sagen, dass die Stimmung bei unseren Spielen sehr positiv ist. Das hilft der Mannschaft. Da kann jetzt wirklich etwas sehr Positives entstehen.

Sehr positiv fällt auch Ihre persönliche Bilanz als Trainer in der Oberliga Niedersachsen aus. Bei insgesamt 32 Partien standen sie in dieser Spielklasse für Atlas an der Seitenlinie, verloren davon nur vier und kommen auf einen beachtlichen Schnitt von 2,34 Punkten pro Begegnung. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Ein Geheimnis gibt es da nicht. Ich hatte das Glück, dass ich immer überdurchschnittliche Oberliga-Mannschaften trainieren durfte. Und dann haben wir es eben geschafft, das Maximum herauszuholen. Das spricht für unsere Arbeit im Trainerteam und für die Leistung der Jungs. Ich will mich dafür ungern selbst loben, es gehören viele dazu.

Sie wissen aber offenbar, worauf es in der Oberliga ankommt. Was ist in der fünften Liga wichtig?

Man braucht ein gutes Mindset und muss als Team funktionieren, dann kann man die Spiele eher auf seine Seite ziehen als in der Regionalliga. In der Oberliga müssen es nicht immer spielerisch die überragenden Möglichkeiten sein. Entscheidend sind die Gier nach Siegen und die Intensität. Wenn dann noch qualitativ gute Spieler im Kader sind, die den Unterschied machen können, stehen die Chancen auf Erfolge gut.

Die Basis des aktuellen Atlas-Erfolgs ist die Defensivarbeit. Erst drei Gegentore kassierte die Mannschaft in den neun Spielen seit Ihrer Rückkehr. Woran liegt das?

Das hätte ich so auch nicht erwartet, als ich zurückgekommen bin. Wir rühren ja keinen Beton an, ganz im Gegenteil. Wir pressen so hoch, dass wir es dem Gegner schwer machen, in einen ruhigen Spielaufbau zu kommen. Ich muss ein Riesenlob an die Jungs aussprechen. Die haben Spaß am Verteidigen und an der Drecksarbeit. Das sind ganz wichtige Faktoren, um vielleicht noch nach oben schielen zu können.

Als Spieler waren Sie Innenverteidiger. Ist Ihnen die Abwehrarbeit daher besonders wichtig? Für welchen Spielstil stehen Sie als Trainer?

Es ist eher so, dass ich nicht gerne defensiv spiele. Ich möchte ein Spiel über die Verteidigung dominieren und ihm den Stempel aufdrücken. Daher mag ich es, den Gegner früh unter Druck zu setzen. Es gefällt mir nicht, wenn Mannschaften zu lange abwarten. Das ist zu viel Passivität, man reagiert nur, aber wir wollen möglichst 90 Minuten lang agieren. Natürlich ist der Spielstil auch immer abhängig von der Liga und der Mannschaft, die zur Verfügung steht.

Was erwarten Sie von Ihren Spielern im Spiel nach vorne?

Geradlinigkeit und Einfachheit. Im Spiel nach vorne geht Tiefe vor Breite. Wir wollen schnellstmöglich die gegnerischen Reihen überspielen. Dafür ist es wichtig, den Mut zu Fehlern zu haben. Ich möchte, dass die Spieler mutig in Eins-gegen-eins-Duelle gehen. Natürlich ist es dabei ein Unterschied, ob ein Stürmer vorne mal ein Eins-gegen-eins verliert oder ob ein Innenverteidiger hinten am eigenen Strafraum dribbelt, was nicht unbedingt sein muss. Wichtig ist zudem, dass wir Fehler als Mannschaft kompensieren. Das ist aber auch immer leicht zu sagen, wenn man viele Spiele gewonnen hat.

Acht Siege in neun Spielen waren es seit Ihrer Rückkehr zu Atlas bislang. In der Winterpause sind Mats Kaiser, Nicolas Fenski, Raoul Cissé und Mohammed Sultani gegangen. Lamine Diop, Dinand Gijsen und Tom Berling sind dazu gekommen. Ist der Kader dadurch noch stärker geworden?

Die Zugänge passen bei uns super rein, spielerisch und menschlich. Den einen oder anderen Spieler hätten wir aber auch gerne behalten. Insgesamt ist es für alle in Ordnung, so wie die Winterpause gelaufen ist.

Mit Fenski, Cissé und Sultani sind gleich drei Abwehrspieler abgewandert. Könnte es hinten eng werden, wenn es zu Verletzungen kommen sollte?

Das denke ich nicht. Wir haben viele Möglichkeiten in der Defensive. Philipp Eggersglüß ist zurück. Timon Widiker macht es sehr gut. Tom Berling und Milan Szybora stehen bereit. Dazu können Joel Schallschmidt, Josip Tomic und Daniel Hefele aus dem Mittelfeld in die Abwehr rücken, wenn jemand ausfällt. Man muss auch bedenken, dass wir nur noch zwölf Ligaspiele plus den Pokal haben. Da ist es ganz gut, wenn alle Spielzeit bekommen und der Kader nicht zu groß ist.

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Zur Person

Key Riebau (34)

ist seit dem 22. Oktober 2024 wieder Coach des SV Atlas Delmenhorst, den er bereits von Juli 2019 bis März 2023 trainiert hatte. Seit seiner Rückkehr gab es in der Oberliga acht Siege in neun Partien und Atlas kletterte auf Rang sechs. Als Spieler und Trainer war Riebau unter anderem auch für den SSV Jeddeloh aktiv.

Zur Sache

Diop wohl wieder dabei

Die Absage des Oberliga-Spiels bei Germania Egestorf-Langreder könnte zwei Spielern des SV Atlas Delmenhorst zugutekommen. Lamine Diop hätte die Partie in Barsinghausen wegen einer Grippe verpasst. Bis zum anstehenden Heimspiel gegen den Heeslinger SC am kommenden Sonnabend (14 Uhr) dürfte der Offensivmann laut Trainer Key Riebau wieder einsatzbereit sein. Nicht ganz so gut sieht es bei Joel Schallschmidt aus, der an einer Außenbandverletzung laboriert. Komplett ausgeschlossen sei ein Einsatz des Mittelfeldspielers gegen Heeslingen aber nicht, sagt Riebau. Unterdessen wurde die ausgefallene Atlas-Partie bei Egestorf-Langreder neu angesetzt. Gespielt werden soll in Barsinghausen am Mittwoch, 2. April, ab 18.30 Uhr.

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