Das Transferfenster ist geschlossen. Am Deadline-Day wurden international Millionen für Spieler investiert und auch der ein oder andere Fußball-Bundesligist hat nachgerüstet. Generell war der Montag der letzte Tag in dieser Winterpause, an dem Vertragsspieler den Verein wechseln durften. Entsprechend galt das auch für die Oberligisten Niedersachsens, darunter den SV Atlas Delmenhorst. Bei diesem blieb es am Wochenende und am Montag ruhig. Atlas verließen Mittelfeldmann Mats Kaiser, Innenverteidiger Raoul Cissé sowie die beiden Außenverteidiger Nicolas Fenski und Mohammed Sultani. Hinzu kamen der Achter Dinand Gijsen, Innenverteidiger Tom Berling und Offensivkraft Lamine Diop.
Damit steht der Kader für die Rückrunde, mit dem die Aufholjagd unter Key Riebau, der sieben seiner acht Spiele nach der Rückkehr auf die Trainerbank mit den Blau-Gelben gewann, gelingen soll. Während das Gedränge bei Atlas auf den drei Offensivpositionen nun riesig ist, gibt es in der Defensive eher wenig Alternativen.
Kader wird etwas kleiner
Grundsätzlich gibt es bei der Kaderplanung verschiedene Ansätze: Eine Option ist ein breiter Kader, bei dem jede Position doppelt besetzt ist. Hinzu kommen dann noch das ein oder andere Talent. Problematisch ist hier, dass es unzufriedene Spieler gibt, die kaum auf Einsatzzeiten kommen beziehungsweise es aufgrund der Kaderbegrenzung an Spieltagen nicht in diesen schaffen. Da Atlas keine relevante Zweitvertretung hat, gibt es für Spieler aus der zweiten Reihe keine Einsatzmöglichkeiten.
Weg zwei ist ein kleiner Kader, bei dem jeder Mann gebraucht wird. Für das Teamgefüge ist das gut, wird doch quasi jeder Akteur auf seine Minuten kommen. Groß ist natürlich die Gefahr, dass es Engpässe gibt bei Sperren und Verletzungen gibt. Eine Zweite hat Atlas nicht, aus der zur Not Spieler hochgezogen werden könnten – wie in der Vergangenheit des Öfteren nötig war.
Viele Alternativen in der Offensive
Riebau schickte sein Team stets im 4-4-2 mit einer Raute aufs Feld und ließ auch in der Vorbereitung keinen Zweifel daran, dass dies das bevorzugte System bleibt. Damit gibt es drei klare Offensivpositionen: Zwei Stürmer und dahinter einen Zehner. Neben der defensiven Viererkette und einem Sechser sind auch die beiden Halbpositionen im Mittelfeld eher defensiv ausgerichtet, auch wenn sich die Akteure hier selbstredend – wie auch die hochschiebenden Außenverteidiger – an den Angriffen beteiligen.
Auf den beiden Sturmpositionen sind Tobias Fagerström und Steffen Rohwedder erst einmal gesetzt. Neuzugang Lamine Diop, gelernter Stürmer, überzeugte in Tests auf der Zehn. Er rotierte dabei viel mit den Stürmern. Mit Tom Trebin und Marcel Marquardt sind zwei weitere Zehner im Kader. Hinzu kommen Justin Dähnenkamp, Leonit Basha und Sinan Brüning, die allesamt auf der Zehn spielen können, jedoch eher in vorderster Front beheimatet sind. Sprich: Acht Mann streiten sich um drei Plätze, auch wenn der ein oder andere notgedrungen auf einer Achterposition aushelfen könnte. "Im Offensivbereich ist es so, dass wir bei Dähnenkamp nach der Operation nicht wissen, wann genau er zurückkommt. Zuletzt hat sich Basha beim Test verletzt, Marquardt ist angeschlagen. Da wird die Personaldecke schnell dünner", ordnet Stephan Ehlers, Sportlicher Leiter des SVA ein. Zudem gilt die Faustregel, dass man kaum genug Offensivspieler haben kann, da diese im Spielverlauf oft eingewechselt werden.
Dünn besetzte Defensive
Für die drei defensiveren Mittelfeldpositionen gibt es hingegen nur vier Kandidaten: Josep Tomic und Joel Schallschmidt waren bislang unumstritten, der Platz von Mats Kaiser geht voraussichtlich an Dinand Gijsen oder Daniel Hefele. Alternativen gibt es nur positionsfremd, so lief Kapitän Ibrahim Temin gegen den VfB Oldenburg im linken Mittelfeld auf. Dass er diese Position spielen kann, ist unbestritten. Doch ist er auch nur einer von drei komplett fitten Außenverteidigern und wird hier gebraucht.
Neben ihm stehen noch Linus Urban und Timon Widiker als Rechts- beziehungsweise Linksverteidiger zur Verfügung. Talent Milan Szybora kam bislang nicht zum Einsatz und fehlte zuletzt verletzt. Auch in der Innenverteidigung ist Atlas sehr dünn besetzt, da Michael Yeboah seit Saisonbeginn ausfällt und auch weiterhin nicht genau absehbar ist, wann er wieder spielen kann. Dylan Burke und Marlo Siech, der in der Vergangenheit jedoch oft verletzungsbedingt ausfiel, bilden das Stamm-Duo. Dahinter steht der talentierte Tom Berling (20), der allerdings noch keine 30 Oberligapartien absolviert hat.
Ehlers betont Flexibilität
Allzweckwaffe Philipp Eggersglüß, der die Saisonvorbereitung und die komplette Hinrunde verletzt verpasste und nach dem Trainingseinstieg zuletzt über muskuläre Probleme klagte, ist für quasi jede Defensivposition der Backup. "Dass er nach der langen Verletzung und der nun intensiven Belastung kleinere Muskelverletzungen hat, ist normal. Er braucht noch etwas Zeit, um fit zu werden, aber wir planen ihn fest ein", erklärt Ehlers.
Kurzum: Elf mehr oder weniger gestandene und fitte Spieler bekleiden in den kommenden 13 Ligaspielen – hinzu kommen noch der Pokal und eine mögliche Relegation – sieben Positionen. Sperren oder Verletzungen sind hier nur schwer auszugleichen. "Bislang waren unsere Defensivspieler stabil. Und wir haben dort viele flexible Spieler", sagt Ehlers. So könne Schallschmidt beispielsweise in der Innenverteidigung spielen, Temin im Mittelfeld oder auch Hefele als Außenverteidiger. "Es war eine bewusste Entscheidung von uns, da nicht mehr nachzulegen. Ich bin nicht bange, dass es eng wird. Durch die Flexibilität mehrerer Spieler sind die Positionen doppelt besetzt", meint der Sportliche Leiter.