Irgendwann war der Punkt erreicht. Da legte Bastian Fuhrken sein Smartphone möglichst weit weg und ruhte sich mal eine Weile aus. Nachrichten und Anrufe gehen beim Sportchef und zweiten Vorsitzenden des SV Atlas Delmenhorst derzeit fast pausenlos ein, denn bei ihm laufen alle Fäden zusammen. Fuhrken ist beim Fußball-Oberligisten der Hauptverantwortliche für die Organisation des DFB-Pokal-Spiels gegen den FC St. Pauli am Sonnabend (15.30 Uhr). "Man muss vieles im Kopf haben und darf nichts Wichtiges vergessen. Ich bin am Limit, aber noch nicht darüber hinaus", sagt Fuhrken, der bei allem Stress auch voller Vorfreude ist: "Diese Pokalwoche müssen wir genießen. Das ist einfach ein geiles Gefühl."
Wie sich ein großer Auftritt im DFB-Pokal anfühlt, weiß Fuhrken aus dem Jahr 2019, als Atlas gegen Werder Bremen mit 1:6 verlor. Auch wenn damals 41.500 Zuschauer dabei waren, stellt die Partie gegen St. Pauli den SV Atlas organisatorisch vor noch größere Herausforderungen. Gegen Werder war das Weserstadion der Austragungsort, sodass bestehende Strukturen vorhanden waren. Am Sonnabend dagegen bietet das altehrwürdige Stadion an der Düsternortstraße die Bühne für das Duell zwischen Fünftligist und Zweitligist. Es ist das erste Spiel im Männer-DFB-Pokal in Delmenhorst seit Dezember 1980, dementsprechend gibt es enorm viel zu organisieren.
Live-Übertragung im Fernsehen
4999 Zuschauer sind für die Begegnung gegen St. Pauli zugelassen, die Karten waren in wenigen Stunden ausverkauft. In jüngerer Vergangenheit waren auch schon mehr Besucher im Delmenhorster Stadion, etwa 5500 beim Freundschaftsspiel zwischen Atlas und Werder im Jahr 2013. Der entscheidende Unterschied ist aber, dass es sich jetzt um Pflichtspiel handelt. Der Anforderungskatalog des Deutschen Fußball-Bundes für solch ein Pokalduell ist lang und wurde beim SV Atlas gründlich studiert.
"Das Stadion wird man kaum wiedererkennen", sagt Fuhrken. Zum Beispiel müssen DFB-Pokal-Banner und -Schilder angebracht werden. Für die Live-Übertragung des Pay-TV-Senders Sky sind ebenfalls viele Voraussetzungen zu erfüllen. Es muss Platz für die Kameras geschaffen werden. Der Übertragungswagen, ein großer Truck, soll am Hasporter Damm parken. "Dass man bei Sky ein Einzelspiel aus Delmenhorst wählen kann, hat es meines Wissens noch nie gegeben. Das ist eine Riesensache", betont Fuhrken.
Der Aufbau läuft
Der Atlas-Sportchef muss sich natürlich nicht um alles alleine kümmern, insgesamt zwölf Menschen gehören zum ehrenamtlichen Organisationsteam für das Pokalspiel, das sich seit der Auslosung am 18. Juni in jeder Woche traf. Nun geht es in die heiße Phase. Am Montag fuhr bereits der erste Lkw am Delmenhorster Stadion vor. Der Aufbau hat begonnen. "Unser Plan ist, dass wir am Freitag um 19 Uhr alles fertig haben", sagt Fuhrken.
Bis dahin müssen unter anderem acht Essensstände, acht Getränkestande und zusätzliche Toilettenwagen aufgestellt werden. Es wird einen eigenen Stromkreis für das Stadion geben, weil insbesondere die TV-Übertragung viel Energie benötigt. "So etwas gab es noch nie. Die Stadtwerke unterstützen uns dabei", sagt Fuhrken. Ein VIP-Bereich für 450 Gäste wird eingerichtet. Alles muss genau geplant werden: Wo sollen Ordner stehen? Wo werden die Karten kontrolliert? Dass auch schon in der Nacht vor dem Spiel Security-Mitarbeiter im Stadion sein sollten, fiel den Planern kürzlich noch ein. "Dann sind ja alle Materialien und Getränke schon da. Wir wollen nicht am nächsten Morgen ankommen und ein böses Erwachsen erleben", sagt Fuhrken.
Unterstützung von Werder
Angesichts der Fülle an Aufgaben freut es Bastian Fuhrken besonders, dass es von vielerlei Seiten Unterstützung für den SV Atlas gibt. Der Schützenverein Annenheide, in dem der Sportchef selbst Mitglied ist, hilft etwa beim Getränkeverkauf. Eine besonders große Hilfe ist der SV Werder Bremen. Der Bundesligist stellt nicht nur Materialien zur Verfügung, sondern auch den Veranstaltungsleiter für das Atlas-Pokalspiel: Werders Sicherheitsbeauftragter Lars Mühlbradt übernimmt den Posten. "Da ich schon für die gesamte Organisation verantwortlich bin, wurde mir empfohlen, nicht auch noch die Veranstaltungsleitung innezuhaben", sagt Fuhrken. "Dass Lars Mühlbradt sich sofort bereit erklärt hat, das zu machen, ist ein echter Glücksfall für uns. Er weiß genau, worauf es ankommt." Seit dem Pokalspiel im Jahr 2019 pflege der SV Atlas einen sehr guten Kontakt zum großen Nachbarn Werder, betont Fuhrken. "Das zahlt sich jetzt wieder einmal aus."
Vom letzten DFB-Pokal-Spiel weiß der Atlas-Sportchef auch noch, wie ruhig es nach dem großen Ereignis plötzlich wird. "Wenn der Abpfiff ertönt ist und man die Sensation nicht geschafft hat, ist die ganze Aufmerksamkeit plötzlich weg. Dann will niemand mehr etwas von einem, daher müssen wir die Tage vor dem Spiel voll auskosten", betont Fuhrken. Ein wenig freut er sich aber auch schon auf die Ruhe nach dem Sturm. Anders als gegen Werder spielt Atlas dieses Mal nicht am Abend, sondern schon nachmittags. Nach dem Abpfiff bleibt also noch genügend Zeit, um den besonderen Tag ausklingen zu lassen. "Was ich nach dem Spiel mache, weiß ich jetzt schon", sagt Fuhrken. "Ich werde mich mit meiner Familie in Ruhe irgendwo hinsetzen und ein Bier trinken." Sein Smartphone dürfte dann wieder einmal eine kurze Ruhepause erhalten.