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DFB-Pokal-Duell in Delmenhorst Das ist der einzige Spieler, der von St. Pauli zum SV Atlas wechselte

Wenn seine beiden Ex-Klubs in Kürze im DFB-Pokal aufeinandertreffen, sind seine Sympathien gleichmäßig verteilt. Bernd Hägermann wechselte einst vom FC St. Pauli zu Atlas Delmenhorst. Wie es dazu kam.
08.08.2023, 18:45 Uhr
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Das ist der einzige Spieler, der von St. Pauli zum SV Atlas wechselte
Von Christoph Bähr

Wäre an diesem Septemberabend im Jahr 1976 nicht die frühherbstliche Dunkelheit über das Delmenhorster Stadion hereingebrochen, hätte der SV Atlas Delmenhorst wahrscheinlich einen Achtungserfolg gefeiert. Im Testspiel zwischen den Gastgebern aus der damals drittklassigen Fußball-Oberliga Nord und dem Zweitligisten FC St. Pauli stand es sechs Minuten vor dem Ende 1:1, als ein Weitschuss von Rolf Höfert den 2:1-Siegtreffer für die Hamburger brachte. Wie heute, musste auch damals im Stadion an der Düsternortstraße ohne Flutlicht gespielt werden, weshalb Atlas-Torwart Heinz Allhorn den Ball in der Dämmerung erst spät sehen konnte. Trotz der Niederlage hatten sich die Delmenhorster hervorragend präsentiert gegen eine St. Pauli-Mannschaft, die am Ende der Saison als Meister der zweiten Bundesliga Nord in die deutsche Eliteklasse aufsteigen sollte.

Dass es zu diesem Duell zwischen Atlas und dem Kiezklub kam, lag an Bernd Hägermann. Der Abwehr- und Mittelfeldspieler wechselte im Jahr 1976 vom FC St. Pauli nach Delmenhorst. Teil der Transfervereinbarung war das Gastspiel der Hamburger an der Düsternortstraße. Hägermann ist bis heute der einzige Spieler, der von St. Pauli zu Atlas ging. Natürlich kamen beim 69-Jährigen Erinnerungen hoch, als er mitbekam, dass im DFB-Pokal nun ausgerechnet seine beiden Ex-Klubs gegeneinander antreten. "Ich habe mich sehr über die Auslosung gefreut. Atlas wird es St. Pauli sicher nicht leicht machen. Den Sieg würde ich beiden gönnen", sagt Hägermann. Er will die Partie im Fernsehen verfolgen.

Zuschauerzahl wie zu glorreichen Zeiten

Die Bilder aus dem Delmenhorster Stadion dürften dann ähnlich aussehen wie damals, als Hägermann zwei Jahre lang das blau-gelbe Atlas-Trikot trug. "Das Stadion hat sich seitdem kaum verändert", hält er fest. Und gegen St. Pauli wird der altehrwürdige Bau auch mal wieder ähnlich voll sein wie in den 70er-Jahren. 4999 Zuschauer sind für das DFB-Pokal-Spiel zugelassen, die Karten waren blitzschnell ausverkauft. Heute ist diese Besucherzahl für Delmenhorster Verhältnisse etwas ganz Besonderes, in der Saison 1976/77 war so etwas normal. Der Zuschauerschnitt lag bei etwa 5000.

"Unsere Heimspiele waren wirklich sehr gut besucht", erinnert sich Hägermann. "Wir hatten auch eine sehr gute Truppe mit Leuten wie Heinz-Dieter Hasebrink, Rudi Trumpfheller oder Bernd Schmidt. Es gab packende Duelle gegen den VfB Oldenburg oder die Werder Amateure." Im Sommer 1976 war der SV Atlas nach dem Oberliga-Aufstieg noch auf der Suche nach einem starken Mittelfeldspieler und wurde beim FC St. Pauli fündig. Da die Hamburger sich namhaft und teuer verstärkt hatten, sollten einige Spieler gehen. Hägermann gehörte dazu. "Ich hatte eineinhalb schöne Jahre bei St. Pauli, am Ende gab es ein paar Zwistigkeiten", erzählt er.

Aufsteiger sorgt für Furore

Also zog er weiter zum SV Atlas. "Trainer Helmut Mrosla wollte mich unbedingt haben", sagt Hägermann. In Delmenhorst habe er sich sofort wohlgefühlt: "Alles war etwas kleiner als bei St. Pauli, aber die große Verbundenheit der Delmenhorster mit dem SV Atlas war sofort zu spüren." Auf seinen ersten Einsatz musste Hägermann allerdings ein halbes Jahr lang warten, denn er war nach seinem Wechsel im August 1976 bis zum Januar 1977 gesperrt. In der Rückrunde half der Ex-Zweitliga-Profi dann dabei mit, dass die Delmenhorster als Aufsteiger den sechsten Platz belegten und sich für die deutsche Amateurmeisterschaft qualifizierten. Dort schied Atlas in der ersten Runde gegen den bayrischen Vertreter ATS Kulmbach aus.

In der folgenden Spielzeit rutschte der SV Atlas in der Oberliga-Tabelle ab, schaffte als 15. aber immerhin den Klassenerhalt. Hägermann hatte immer wieder mit Verletzungen zu tun. In seinen zwei Delmenhorster Jahren bestritt er wegen seiner anfänglichen Sperre und seiner Blessuren nur 18 Spiele. 1978 verließ er Atlas und hörte im Alter von nur 24 Jahren mit dem Fußballspielen auf. "Die körperlichen Probleme haben dazu geführt", sagt er. Mit dem SV Atlas verbinde er dennoch ausgesprochen positive Erinnerungen. Bei einem Treffen der ehemaligen Mannschaft vor einigen Jahren war Hägermann dabei. "Da haben wir in Erinnerungen geschwelgt", sagt er.

Bevor er 1975 zum FC St. Pauli ging, hatte Hägermann bereits bei seinem Heimatverein ESV Eintracht Cuxhaven und Arminia Hannover gespielt. In seiner Laufbahn kam er auf 24 Zweitliga-Einsätze. "Ich kann wirklich sagen, dass es mir bei all meinen Klubs gut gefallen hat. St. Pauli war zu meiner Zeit noch nicht so kultig wie heute, das Millerntor-Stadion war etwas kleiner, aber auch sehr schön", blickt er zurück. Nach seiner Zeit als Fußballer machte sich Bernd Hägermann übrigens als Fotograf einen Namen. Am liebsten fotografiert er in den Straßen seiner Wahlheimat Bremen und an der Nordseeküste. Hägermanns Bilder waren bereits in vielen Galerien und Museen zu sehen.

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Wie Atlas früher gegen St. Pauli spielte

Zwischen 1979 und 1983 kam es in der dritthöchsten Spielklasse zu acht Pflichtpartien zwischen dem SV Atlas Delmenhorst und dem FC St. Pauli. Wie Bert Drewes vom Atlas-Museum recherchiert hat, gab es zwei Delmenhorster Siege und sechs Erfolge der Hamburger. In den 70er-Jahren hatten die beiden Klubs bereits zwei Freundschaftsspiele bestritten. Im September 1976 gewann St. Pauli beim Ablösespiel für Bernd Hägermann vor 1200 zahlenden Zuschauern mit 2:1 in Delmenhorst. Im August 1978 siegten die Hamburger vor 2100 Fans mit 1:0 im Düsternorter Stadion. In dieser Partie stand Atlas-Legende Heinz-Dieter Hasebrink letztmals auf dem Platz und wurde verabschiedet.

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