Auf dem Weg zur Arbeit sah Bastian Fuhrken am frühen Montagmorgen direkt, was der Vorverkaufsstart für das DFB-Pokal-Spiel gegen den FC St. Pauli für Auswirkungen hatte. Als der Sportchef des SV Atlas Delmenhorst das Toyota-Autohaus Engelbart am Hasporter Damm passierte, stand dort bereits eine lange Menschenschlange. An den anderen Vorverkaufsstellen in Delmenhorst, Oldenburg und Bremen sah es ganz ähnlich aus. Folglich dauerte es nicht lange, bis fast alle Tickets für das Pokalduell zwischen dem Oberligisten und dem Zweitligisten am 12. August im Delmenhorster Stadion (15.30 Uhr) verkauft waren. "Gegen 13.30 Uhr waren am Montag alle Karten weg. Ich hatte damit gerechnet, dass der Ansturm groß sein wird. Über die große Resonanz freue ich mich sehr", sagte Fuhrken, der auch das Organisationsteam für das DFB-Pokal-Spiel leitet.
Eine letzte Chance, an Stehplatzkarten zu gelangen, gibt es noch. Die Gaststätte "Jan Harpstedt" am Hasporter Damm ist eine der Vorverkaufsstellen und hatte am Montag geschlossen. Am Dienstag öffnet sie um 10 Uhr. Dort seien noch Tickets vorrätig, teilte der SV Atlas mit und äußerte sogleich eine Bitte: "Lasst den Laden stehen!"
Alternativen geprüft
Insgesamt 4999 Zuschauer dürfen gegen St. Pauli ins Stadion an der Düsternortstraße, diese Zahl ist behördlich festgelegt. "Wir spielen in unserem Wohnzimmer, das war der Wunsch vieler. Dort sind wir aber bei der Kapazität beschränkt", unterstrich Fuhrken. Der Atlas-Sportchef schätzte, dass es möglich gewesen wäre, 12.000 bis 14.000 Tickets für das Pokalspiel zu verkaufen. Das Oldenburger Marschweg-Stadion bietet normalerweise eine Kapazität von rund 15.000 Zuschauern, wegen Umbauarbeiten wären die Tribünen im August allerdings nicht komplett nutzbar gewesen. Ein Umzug nach Oldenburg schied daher für Atlas aus. Das Bremer Weserstadion mit seiner Kapazität von 42.100 Besuchern wäre wiederum deutlich zu groß gewesen. Fuhrken: "Wir wollten gerne mehr Zuschauer haben und haben Alternativen geprüft, aber unter den jetzigen Voraussetzungen ist das Delmenhorster Stadion die beste Lösung."
Natürlich tue es ihm aber für jeden leid, der keine Karte bekommen habe, unterstrich der Sportchef. Der SV Atlas teilte am Montagnachmittag mit: "Die Nachfrage war so gigantisch, dass die vorhandene Kapazität von 4999 grundsätzlich nicht ausreichen konnte und viele nicht vor Ort dabei sein können. Das beschwert uns selbstverständlich und wir hätten uns mehr vorstellen können. In unserer Stadt zu spielen, war für uns aber absolut die erste Wahl." Alle VIP-Tickets sind ebenfalls bereits verkauft. Gleiches gilt für die 750 Karten im Gästeblock. Diese gingen beim FC St. Pauli gar nicht erst in den freien Verkauf, sondern wurden per Vorkaufsrecht an Auswärtsdauerkarteninhaber veräußert.
Fokus auf Delmenhorst gelegt
Angesichts der begrenzten Anzahl an Karten sei es dem SV Atlas wichtig gewesen, dass möglichst viele Delmenhorster ins Stadion kommen können, sagte Fuhrken. "Wir hätten ja auch einen Online-Verkauf starten können, aber dann wären womöglich viele Tickets nach Hamburg gegangen." Stattdessen gab es fünf Vorverkaufsstellen in Delmenhorst, eine in Oldenburg und eine in Bremen. "Ich denke, dass wir eine gute Regelung gefunden haben, aber natürlich konnten wir es nicht jedem Recht machen", erklärte Fuhrken.
Wer keine Karte mehr bekommen hat, war natürlich unzufrieden. Wie inzwischen üblich, wurde diese Unzufriedenheit in sozialen Netzwerken wie Facebook kundgetan. Dass es kein Vorkaufsrecht für Vereinsmitglieder und Dauerkarteninhaber gab, stieß dort etwa auf Kritik. Solch ein Vorkaufsrecht sei in der Vereinsführung diskutiert worden, wäre aber mit einem großen Aufwand verbunden gewesen, sagte Fuhrken. "Wir machen das alle ehrenamtlich und können das einfach nicht leisten." Die Vorverkaufsstellen des SV Atlas sind zudem keine Ticketshops wie bei Profiklubs, sondern Sponsoren, die die Karten im Autohaus, Fitnessstudio oder Sportladen eher nebenbei verkaufen. "Wir sind sehr froh, dass unsere Sponsoren uns damit unterstützen und ihr Personal dafür abstellen. Denen können wir nicht auch noch zumuten, Mitgliedsausweise oder Dauerkarten zu kontrollieren und auf Echtheit zu überprüfen", betonte Fuhrken.