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Sohail und Sam Ramin von der HSG Delmenhorst Vereinte Brüder

Seit vier Partien sind die Oberliga-Handballer der HSG Delmenhorst ungeschlagen. Einen nicht unwesentlichen Anteil daran hat ein Brüderpaar, das gemeinsam für die Handballspielgemeinschaft aufläuft.
28.10.2021, 18:15 Uhr
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Vereinte Brüder
Von Yannik Sammert

Bei den Ramin-Brüdern liegen zu Hause liegen überall Bälle rum, erzählt Sohail Ramin. „Ein paar Pässe kann man immer spielen“, sagt der Handballer und lacht. Ihre Versiertheit am Ball stellen er und sein Bruder Sam Ramin zurzeit unter Beweis: Die zwei Geschwister spielen sich bei der HSG Delmenhorst in den Vordergrund. Nach dem jüngsten 25:23 gegen den Elsflether TB hob HSG-Coach Jörg Rademacher die beiden hervor: „Es war stark, wie sie mit der Stresssituation umgegangen sind.“ So hatten die Brüder großen Anteil an Delmenhorsts 5:0-Lauf, mit dem das Team die Begegnung in Elsfleth am Ende doch noch zu seinen Gunsten entschied. Es war bereits der vierte Sieg in Folge für das Oberliga-Team. Die Ramins führen die Serie unter anderem auf eines zurück: den enormen Teamgeist. „Wir ergänzen uns im Team super“, meint Sohail Ramin. Sehr wohl fühlen sich die Geschwister in der Mannschaft. Dies liegt vor allem am Mannschaftsklima. Zudem erfreuen sich die beiden an der besonderen Familiensituation. „Man hat einen richtigen Freund bei sich“, sagt Sam Ramin.

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Bei Kritik des jeweils anderen reagieren die Brüder nach eigener Aussage sensibel. Gegenseitig motivieren und stärken fällt da deutlich leichter. „Man weiß genau, was kommt, kann es aber nicht verteidigen, weil er das echt gut macht“, lobt Sohail Ramin seinen 1,74 Meter großen Bruder. Er ist ein schneller Außenspieler, kann aber auch in der Mitte auflaufen. Der kraftvollere und mit 1,83 Meter auch größere Sohail Ramin ist im mittleren Rückraum beheimatet. „Er hat eine echt starke Übersicht“, gibt Sam Ramin das Kompliment zurück. Die Sportler leben bei ihren Eltern in Delmenhorst. Die Begeisterung für Ballsport liegt in der Familie: Die Mutter hat früher im Iran Basketball gespielt. Der Vater kommt gebürtig aus Afghanistan. Manchmal gehen die Brüder zusammen ins Fitnessstudio. In den Lockdown-Monaten arbeiteten sie gemeinsam zu Hause an der Kraft. Auch abgesehen vom Sport sind sie viel zusammen unterwegs. Ihre Freundeskreise überschneiden sich erheblich.

Das gemeinsame Handballspielen ist nicht neu für die zwei. Bereits im Grundschulalter fingen sie bei der HSG Delmenhorst an, über eine AG entwickelte sich ihre Begeisterung für den Sport. Zudem spielten sie einige Zeit Fußball, erlernten Ju-Jutsu und schwammen – alles gemeinsam. Zwischen ihnen besteht nur ein Altersunterschied von eineinhalb Jahren. Irgendwann wurden ihnen vier Sportarten zu viel. Übrig blieb Handball. „Das ist der Sport, den wir lieben“, bringt es Sohail Ramin auf den Punkt. Vor allem den Teamgedanken, das Körperliche und den ereignisreichen Spielverlauf schätzen sie. In der B-Jugend spielten die Ramins nicht nur für Delmenhorst in der Landesliga, sondern mit einer Zweitspielerlaubnis auch ein Jahr für Schwanewede/Neuenkirchen in der Oberliga. Sie wollten sich der höherklassigen Herausforderung stellen. In der A-Jugend spielte Sohail Ramin eine Saison für Grüppenbühren/Bookholzberg. „Die hatten das Jahr davor A-Jugend-Bundesliga gespielt. Das war eine Chance für mich.“ Danach kehrte er nach Delmenhorst zurück.

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Früher gab es auch mal Stress zwischen den Geschwistern, mittlerweile überwiegt klar die Harmonie. Sohail Ramin ist 20 Jahre jung, sein Bruder 18. Erst seit dieser Saison sind die beiden für die Herren der HSG in der Oberliga im Einsatz. Dass zwei Youngster tragende Säulen des Teams sind, ist wirklich bemerkenswert, wird sich manch einer denken. "Durch unsere Verletzungsmisere müssen wir verstärkt auf junge Spieler setzen, sie müssen Verantwortung übernehmen. Und das machen die zwei sehr gut“, sagt Rademacher. Vielleicht ziehen die Ramins gerade aus ihrer fehlenden Erfahrung Stärke: Sie wirken unbekümmert. „Wenn man frei aufspielen kann, hat man nichts zu verlieren und bringt gute Leistungen“, erklärt Sam Ramin. Nicht erstmalig trumpften die Brüder kürzlich auf. Schon nach dem 31:29 gegen Schwanewede/Neuenkirchen erntete Sam Ramin ein Sonderlob seines Trainers. „Das ist ein gutes Gefühl, derart Bestätigung zu bekommen“, sagt Sam Ramin. „Ich bin sehr froh, dass wir uns beweisen dürfen – bei unserem Verein“, ergänzt sein Bruder. Seit der C-Jugend waren sie regelmäßig Tribünengäste bei Spielen der Ersten. Nun stehen die Geschwister selbst auf dem Platz. „Unsere Zuschauer sind heftig und echt laut“, schwärmt Sam Ramin.

In den ersten Monaten der Saison sei es für die Brüder darum gegangen, sich zurechtzufinden im Team. „Wenn man in eine neue Mannschaft kommt, kann es schwierig sein. Mit dem Bruder zusammen ist der Einstieg einfacher“, berichtet Sohail Ramin. Sein Bruder geht zurzeit in die 13. Klasse des Max-Planck-Gymnasiums. Nach dem Abi möchte er Mathe sowie Sport auf Lehramt oder Psychologie studieren und schauen, wie es handballerisch weitergeht: „Ich habe mir fest vorgenommen, weiterzumachen. Oberliga möchte ich auf jeden Fall spielen, alles darüber wäre top.“ Sohail Ramin macht zurzeit ein FSJ bei der HSG. Er bietet Grundschul-AGs an und trainiert die D-Jugend seines Vereins: „Das macht Spaß.“ Danach peilt der Rückraumspieler ebenfalls ein Studium an. Das Fach ist noch unklar. Dem Handball möchte auch er treu bleiben. Verein und Ausmaß hängen von der weiteren Lebensplanung ab. Aber: „Ich habe viel zu viel Freude am Handball, als dass ich den Sport aufgeben werde."

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