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Fußball-Oberliga Atlas Delmenhorst nutzt Überzahl nicht und verliert verdient

Im Spitzenspiel beim TuS Bersenbrück hat der SV Atlas den Kürzeren gezogen. Warum die Blau-Gelben trotz Überzahl verloren und warum das Spiel vor dem Abbruch stand.
20.03.2024, 23:47 Uhr
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Atlas Delmenhorst nutzt Überzahl nicht und verliert verdient
Von Michael Kerzel

Einen Rückschlag im Aufstiegskampf hat der SV Atlas Delmenhorst in der Fußball-Oberliga Niedersachsen am Mittwochabend erlitten. Trotz mehr als einer Stunde in Überzahl unterlag die Elf von Trainer Dominik Schmidt mit 1:3 (0:1) beim Tabellenzweiten TuS Bersenbrück. „Auf 90 Minuten gesehen hat Bersenbrück verdient gewonnen“, anerkannte Schmidt. Neben vier Toren, einer glatt Roten Karte und einer 25-minütigen Unterbrechung, nachdem sich Atlas-Fans und das Personal auf der Bersenbrücker Bank miteinander angelegt hatten, sahen die 820 Zuschauer eine temporeiche Partie.

Bei den Delmenhorstern rückten die vergangene Woche noch gesperrten Philipp Eggersglüß als Rechtsverteidiger und Phil Gysbers als Mittelstürmer zurück in die Startelf. Zudem kehrte Joel Schallschmidt nach Verletzung und Kurzcomeback gegen Eilvese zurück auf die Doppelsechs. Yuri Backhaus, Nicolas Fenski und Justin Dähnenkamp saßen dafür auf der Bank. Eilvese-Siegtorschütze Steffen Rohwedder rückte auf den rechten Flügel.

Bersenbrück beginnt furios

Die Bersenbrücker, ohne ihren verletzten Topspieler Jules Reimerink, legten mit einem sehr hohen Tempo und aggressiven Pressing los. Die Delmenhorster versuchten, sich spielerisch zu befreien, verloren dabei aber viele Bälle oder mussten letztlich doch zum Befreiungsschlag greifen. „Wir haben uns überrumpeln lassen, obwohl wir eigentlich wussten, was auf uns zukam“, meinte Schmidt. Die Gastgeber verzeichneten in der zweiten Minute die erste Großchance, doch Markus Lührmann setzte einen Ball aus 16 Metern knapp am rechten Pfosten vorbei, nachdem er zuvor an Eggersglüß vorbeigezogen war. Nach acht Minuten ging der TuS durch Saikouba Manneh in Führung: Atlas wehrte einen Freistoß zu kurz ab, der Außenstürmer stand rechts im Strafraum frei und zog direkt flach zum 1:0 ab. „Wir wussten, dass Bersenbrück stark nach Standards ist und haben davor gewarnt – trotzdem kassieren wir schon wieder ein Tor nach einem Standard“, ärgerte sich der Atlas-Coach. Bersenbrück drückte weiter aufs Gas, Lührmann verpasste das frühe 2:0. Rechts im Strafraum war er frei vor Damian Schobert aufgetaucht, versuchte jedoch den Lupfer, statt am Schlussmann vorbeizuziehen. Schobert parierte (11.).

Atlas kam nun besser in die Partie und überspielte das Pressing regelmäßig. Die erste Chance erarbeitete sich Gysbers, der sich rechts im Strafraum robust durchsetzte. Seinen Flachschuss parierte Nils Böhmann mit dem Fuß. Der Angriff ging jedoch weiter, bis Ibrahim Temin das Leder von links flach hereingab und Gysbers dieses versenkte. Doch das Schiedsrichtergespann entschied auf Abseits (13.). „Ich weiß nicht, ob das Abseits war“, gab Schmidt zu. In jedem Fall war es eine sehr knappe Entscheidung. Kurz darauf verpasste Ousman Touray am langen Pfosten eine flache Hereingabe von Florian Stütz knapp. Zuvor zeigte Atlas, wie es gegen hohes Pressing funktioniert: Raoul Cissé fand aus der letzten Linie Tom Trebin im Zentrum, der direkt auf rechtsaußen zu Stütz weiterleitete.

Diskussion um Rote Karte

Nach einer halben Stunde bekam das Match eine neue Dynamik: Nachdem Manneh mit einem Flachschuss an Schobert gescheitert war, schaltete Atlas um. Nach einem hohen Ball hielt Patrick Greten nach Ansicht des Schiedsrichters Maximilian Nie-Hoegen gegen Touray den gestreckten Fuß drauf. Ein lauter Knall ließ die Zuschauer verstummen, ein Raunen ging durchs Rund. Während sich Touray am Boden krümmte, bildete sich ein Rudel. Der Schiedsrichter hatte da schon die Rote Karte in der Hand und stellte Greten vom Platz. Der laute Knall resultierte wohl durch einen geplatzten Ball, weswegen die Bersenbrücker eher einen normalen Pressschlag sahen und mit dem Platzverweis haderten. Touray konnte derweil weiterspielen (32.). In der Folge stellte sich Bersenbrück tief, bis zur Pause passierte jedoch außer diversen Fouls und mehreren Gelben Karten auf beiden Seiten nicht mehr viel. „Wir stellen uns da zu blöd an und bespielen die Räume nicht vernünftig“, monierte Schmidt.

Nach dem Seitenwechsel ging es zunächst nur elf Minuten weiter. Bersenbrück hatte sich in einem 5-3-1-System zurückgezogen und lauerte auf Konter. Bei einem solchen ließ Nie-Hoegen nach Atlas-Foul Vorteil laufen, sodass ab der Mittellinie nur noch Lührmann und Raoul Cissé im Duell waren. Der Bersenbrücker zog am Verteidiger vorbei und traf einen Vollspannschuss von rechts im Strafraum oben rechts zum 2:0 (55.).

25-minütige Unterbrechung

In der Folge unterbrach der Unparteiische die Begegnung für 25 Minuten. Was war passiert? Die Bersenbrücker bejubelten den Treffer vor dem Delmenhorster Anhang, vorher gab es wohl bereits diverse Beleidigungen der Fans gegen Trainer und Ersatzspieler. In der Folge flippten Zuschauer Zigaretten in Richtung der TuS-Vertreter und verpassten einem Betreuer zudem eine Bierdusche. „Ich habe es selber nicht gesehen, aber das gehört nicht auf einen Fußballplatz“, sagte Schmidt. Die Bersenbrücker zogen nach Beratungen mit den Schiedsrichtern auf die Gegenseite des Spielfelds und stellten hier ihre Teamzone auf.

Atlas stellte nach der Unterbrechung um und brachte dafür mit Fenski und Dähnenkamp zwei neue Kräfte für Tom Trebin und Florian Stütz. Eggersglüß ging ins Zentrum, Atlas attackierte breit mit vier Offensiven. Zunächst verpasste Manneh jedoch seinen zweiten Treffer knapp: Nach einem Konter ging er am weit herausgeeilten Schobert vorbei, traf aus der Distanz aus spitzem Winkel jedoch das leere Tor nicht. Offiziell lief hier bereits die 81. Minute. Atlas übernahm danach die Kontrolle, in der Regel standen alle 19 verbliebenen Feldspieler in der Bersenbrücker Hälfte. Rohwedder, Eggersglüß und Schallschmidt ließen Halbchancen aus (90./90.+2/90.+5).

Ungefährliche Standards

Atlas baute weiter Druck auf, doch Bersenbrück stand gut – bis auf eine Szene in der elften Minute der Nachspielzeit. Dähnenkamp legte den Ball an Böhmann vorbei und fiel nach leichtem Kontakt. Den vertretbaren Elfmeter schob der Stürmer jedoch lasch in die Arme des Schlussmanns, der direkt einen Konter einleitete. Lührmann stand hier frei vor Schobert, legte das Leder aber am langen Eck vorbei (90.+11).

Atlas rannte weiter an und wurde belohnt: Eine Flanke von Touray beförderte Rohwedder mit Hilfe des Innenpfostens zum 1:2 über die Linie (90.+15.). Kurz darauf hatte Dähnenkamp den Ausgleich auf dem Kopf, doch Böhmann hielt aus kurzer Distanz stark. „Er hat uns da im Spiel gehalten“, lobte Bersenbrücks Coach Tobias Langemeyer. Atlas beförderte weiter Ball um Ball in den Strafraum, Abschlüsse kamen jedoch kaum zustande. Unter anderen ergab sich aus insgesamt zehn Ecken keinerlei Gefahr. Eine brachte sogar die Entscheidung: Touray sprang das Leder nach einem flachen Rückspiel vom Fuß, Patrick-Emmanuel Papachristodoulou blockte den Schussversuch und trieb das Spielgerät über das ganze Feld, bevor er zum 3:1 ins leere Tor schoss (90.+29). Nie-Hoegen pfiff direkt ab.

Info

TuS Bersenbrück - SV Atlas Delmenhorst 3:1 (1:0)

Bersenbrück: Böhmann - Langelage (90.+23 Bannink), Waldow (90.+18 F. Schmidt), Müller, Greten, Papachristodoulou, Eiter, Muric (46. Kirschbaum), Claushallmann (36. Hedemann), Lührmann, Manneh (90.+8 P. Schmidt)

Atlas: Schobert - Eggersglüß, Cissé, Sari, Temin, Stütz (80. Fenski), Schallschmidt, Trebin (80. Dähnenkamp), Rohwedder, Touray, Gybers

Tore: 1:0 Manneh (8.), 2:0 Lührmann (55.), 2:1 Rohwedder (90.+15), 3:1 Papachristodoulou (90.+29)

Besonderes Vorkommnis: Rote Karte gegen Bersenbrücks Patrick Greten (32.)

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