Zwischendurch hielt es Bastian Fuhrken nicht mehr aus. Der Sportliche Leiter des SV Atlas Delmenhorst hatte seit der Neugründung des Vereins im Jahr 2012 davon geträumt, einmal ein Punktspiel beim VfB Oldenburg im Marschwegstadion zu bestreiten. Am vergangenen Sonntag war es so weit, sogar der Sieg für die Gäste schien möglich – und Fuhrken verließ während der Partie zweimal den Innenraum des Stadions. "Die Anspannung war einfach zu groß, und ich musste mich bewegen. Das mache ich bei unseren Spielen oft. In Oldenburg bin ich zwischendurch auf die Tribüne gegangen", erzählt er. Zum Sieg reichte es am Ende nicht ganz, aber der SV Atlas erarbeitete sich mit einer starken Leistung ein sehr respektables 1:1 beim VfB Oldenburg, dem Tabellenführer der Gruppe Süd der Fußball-Regionalliga Nord.
Es gehört zu den Besonderheiten dieser Corona-Saison, dass der hart erkämpfte Punkt aus Oldenburg dem SV Atlas im schlechtesten Fall verloren gehen könnte. Falls die Delmenhorster noch aus den ersten fünf Plätzen herausrutschen sollten, müssten sie in der Abstiegsrunde antreten und würden nur die Punkte mitnehmen, die sie gegen die anderen Teams aus der Abstiegsrunde bereits geholt haben – aktuell wären das 13 der insgesamt 21 Zähler. Dieses Szenario will Bastian Fuhrken mit aller Macht vermeiden. „In der Abstiegsrunde wäre der Druck riesengroß, da weiß man nie, was passiert“, sagt der Sportliche Leiter des SV Atlas.
Wahrscheinlich gibt es fünf Absteiger
Elf Mannschaften nehmen an der Abstiegsrunde teil – sechs aus der Nord- und fünf aus der Süd-Gruppe. Da es momentan danach aussieht, dass mit dem TSV Havelse lediglich ein Nordverein aus der dritten Liga absteigt, gibt es voraussichtlich nur die Mindestzahl von fünf Absteigern aus der Regionalliga Nord. Die Chancen, dass den Delmenhorstern das herzlich egal sein kann, stehen derzeit gut. Drei Punkte Vorsprung haben sie als Tabellenvierter auf den SSV Jeddeloh, der Rang sechs belegt. Drei Spiele sind noch zu bestreiten. Der SV Atlas empfängt am kommenden Sonnabend den BSV Rehden (14 Uhr), reist am 5. Dezember zum HSC Hannover und schließt die Qualifikationsrunde mit dem Heimspiel gegen Werder Bremens U 23 am 11. Dezember ab. "Unser Ziel ist es, die Teilnahme an der Aufstiegsrunde vor dem letzten Spiel gegen Werder sicher zu haben", gibt Bastian Fuhrken vor. "Dafür könnten vier Punkte aus den nächsten beiden Partien reichen."
Bloß nicht zu sicher fühlen
Ein Heimsieg gegen Rehden am Sonnabend wäre also ein großer Schritt für die Blau-Gelben. "Dann könnten wir am Sonntag entspannt gucken, was die Konkurrenz macht", sagt Fuhrken, der aber sogleich betont: "Wir haben eine gute Ausgangslage, doch keiner darf sich zu sicher fühlen. Das haben wir auch noch mal angesprochen. Nur wenn wir weiterhin als Team auftreten, kann es klappen." Trainer Key Riebau betonte bereits nach dem Remis in Oldenburg: „Der Punkt ist super, aber es sind noch drei Spiele zu spielen.“ Gegen Rehden werde es eine schwierige Aufgabe, danach folge mit dem HSC Hannover „ein extrem ekliger Gegner“, ehe es gegen Werder gehe, „die derzeit stärkste Mannschaft in unserer Gruppe“.
In die Meisterrunde würden die Delmenhorster aktuell acht Punkte mitnehmen. Die Gegner aus der Nord-Gruppe heißen dort nach jetzigem Stand SC Weiche Flensburg, Holstein Kiel II, FC Teutonia 05 Ottensen, SV Drochtersen/Assel und Hamburger SV II. Dass es für den SV Atlas nicht um den Drittliga-Aufstieg gehen würde, ist aber ohnehin klar. Nur der Erste hat Chancen auf den Aufstieg, muss dafür aber noch in der Relegation gegen den Meister der Regionalliga Nordost antreten. Für die Blau-Gelben ist vielmehr entscheidend, dass sie durch das Erreichen der Meisterrunde den Klassenerhalt bereits sicher hätten und für eine weitere Saison in der Regionalliga Nord planen könnten. Um zu erkennen, welch großer Erfolg das wäre, muss man nur eine Spielzeit zurückschauen.
Viel mehr Qualität im Kader
Als die vergangene Saison abgebrochen wurde, lag der SV Atlas mit zwei Punkten aus sieben Spielen auf dem letzten Rang der Süd-Gruppe. Jetzt ist die Mannschaft Vierter und hat gerade beim Spitzenreiter gepunktet. "Wir haben im Vergleich zur vergangenen Saison noch einmal an Qualität dazugewonnen", betont Fuhrken. "Wenn man sich unsere Startelf anguckt, wurden fast alle Spieler in einem Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet. In der Regionalliga braucht man diese Erfahrung, sonst wird das brutal bestraft."
Sieben neue Akteure kamen im Sommer dazu. Anfang November legte der SVA personell sogar noch einmal nach und holte den vereinslosen Mohamed Darwish. "Es ist schön zu sehen, dass wir von der Bank immer noch nachlegen können. Der Konkurrenzkampf ist groß, das steigert auch die Qualität im Training", sagt Fuhrken. Dazu passe es in der Mannschaft charakterlich. "Wir hatten bei der Zusammenstellung des Kaders ein gutes Händchen", unterstreicht der Sportliche Leiter. "Die Jungs sind hungrig."