Das Eilenriedestadion in Hannover ist für den SV Atlas Delmenhorst ein Sehnsuchtsort. Der Sieg im Niedersachsen-Pokalfinale der Amateure gegen den TuS Bersenbrück im Mai 2019 bringt alle Blau-Gelben immer noch ins Schwärmen. Umso größer war die Enttäuschung, als der Niedersächsische Fußball-Verband (NFV) kürzlich bekannt gab, dass der SV Atlas in der laufenden Saison im Falle des Finaleinzugs weder in Hannover noch im heimischen Stadion an der Düsternortstraße spielen würde. Die Auslosung ergab, dass der Sieger des Halbfinals zwischen dem VfV 06 Hildesheim und dem BSV Rehden im Endspiel Heimrecht genießt (wir berichteten). Wenn sich Atlas gegen den TuS Bersenbrück im Halbfinale am 21. April 2025 durchsetzen sollte, stünde also beim Finale am 1. Mai eine Auswärtsfahrt an. "Das ist wirklich schade. Erst einmal müssen wir es natürlich ins Finale schaffen, gegen Bersenbrück erwartet uns eine ganz schwierige Aufgabe. Wenn wir weiterkommen sollten, hätten wir aber nach dem letzten Endspiel in Hildesheim sehr gerne dieses Mal in Delmenhorst gespielt", sagt Stephan Ehlers, der Sportliche Leiter des SV Atlas.
Das jüngste Finale im Niedersachsenpokal der Amateure absolvierten die Blau-Gelben im Mai 2024 in Hildesheim – und verloren mit 0:2. Im kommenden Jahr könnte es eine Neuauflage geben, sofern beide Teams das Halbfinale überstehen. Diese Aussicht ruft in Delmenhorst nicht gerade Begeisterung hervor, zu frisch ist die Erinnerung an die große Enttäuschung nach der Finalniederlage in Hildesheim und dem dadurch verpassten Einzug in den DFB-Pokal.
Zu hohe Kosten in Hannover
Warum eigentlich kein neutraler Ort? Warum nicht wieder Hannover? Das fragten in den vergangenen Tagen mehrere Atlas-Fans in den sozialen Netzwerken. "Das ist vor allem eine Kostenfrage. Eine Austragung im Eilenriedestadion wäre zu teuer", sagt Jörg Zellmer, der Pokalspielleiter des NFV. Die Miete, die Kosten für das Sicherheitspersonal und weitere Ausgaben seien zusammengenommen schlicht zu hoch. 2019, 2020 und 2022 wurde das Niedersachsen-Pokalfinale der Amateure im Eilenriedestadion ausgespielt. 2021 fiel es wegen der Corona-Pandemie aus. Seit 2023 gilt die Regelung, dass einem der beiden Endspielteilnehmer das Heimrecht zugelost wird. 2023 gewann der TuS Bersenbrück auf heimischer Anlage gegen den SC Spelle-Venhaus den Pokal, im folgenden Jahr setzte sich dann mit Hildesheim gegen Atlas ebenfalls der Gastgeber durch. Der Heimvorteil ist also offenbar ein Faktor in solch einem wichtigen Spiel.
"Ein neutraler Ort wäre aus Fairnessgründen ganz klar die beste Lösung für ein Endspiel. Man könnte sich ja auch in der Mitte treffen", sagt Ehlers. Dieser Vorschlag ist schon mehrfach geäußert worden. Warum nicht einen neutralen Ort auswählen, der für beide Teams gut erreichbar ist, aber weniger Kosten verursacht als ein Spiel im Eilenriedestadion? Pokalspielleiter Zellmer hält von dieser Idee nicht viel. "Das dürfte sich negativ auf die Zuschauerresonanz auswirken. Dann müssten die Fans beider Mannschaften reisen, sodass wahrscheinlich weniger kommen würden. Und die Anzahl der neutralen Zuschauer aus dem Austragungsort dürfte sich auch in Grenzen halten. Im Kreispokal ist die Austragung auf einem neutralen Platz kein Problem, weil die Entfernungen nicht so weit sind, aber im Niedersachsenpokal ist das schwierig", sagt er. Der NFV setzt laut Zellmer aller Voraussicht nach auch weiterhin auf das aktuelle Modell, wonach einem Finalteilnehmer das Heimrecht zugelost wird.
Das Eilenriedestadion in Hannover bleibt also bis auf Weiteres ein blau-gelber Sehnsuchtsort in der Ferne. Beim SV Atlas wollen sie das Beste aus der aktuellen Finalregelung machen. "Der Verband ist der Ausrichter und kümmert sich um alles. Wir können die Regelung ohnehin nicht ändern, daher nehmen wir sie hin und beschäftigen uns nicht weiter damit", betont Ehlers. Und sollten es die Delmenhorster tatsächlich ins Endspiel schaffen, könne man den Austragungsort auch positiv sehen, findet der Sportliche Leiter. "In Rehden hätten wir praktisch ein Heimspiel, weil viele Fans aus Delmenhorst mitkommen würden. In Hildesheim hätten wir noch eine Rechnung offen. Wir würden daher beide Orte gerne nehmen."