Zweimal trainiert hat er mit seiner neuen Mannschaft schon, zog dabei aber den Schal stets weit nach oben. Das tat Lamine Diop wohl eher wegen der Kälte, man hätte aber auch denken können, dass er sich etwas verstecken wollte. Publik werden sollte der Wechsel zum Fußball-Oberligisten SV Atlas Delmenhorst nämlich noch nicht, erst wollte sich der 29-jährige Stürmer von seinen bisherigen Teamkollegen beim Landesligisten Rotenburger SV verabschieden. Nachdem Diop das am Montagabend erledigt hatte, gab Atlas seine Verpflichtung dann am Dienstagmorgen offiziell bekannt.
Diop könnte durchaus ein Transfercoup werden. 15 Tore in 17 Spielen erzielte er in der laufenden Saison für den Tabellenzweiten Rotenburg. In der Landesliga Lüneburg liegt Diop damit auf Rang zwei der Torjägerliste. Zudem hat er bereits bewiesen, dass er auch in höheren Ligen treffen kann. In der Oberliga Niedersachsen stehen 26 Tore in 103 Partien für den Angreifer zu Buche, in der Regionalliga Nord waren es sechs Treffer in 29 Begegnungen. Daneben war Diop schon in der Hallenfußball-Liga "Baller League" im Einsatz und spielt dort auch weiterhin. "Wir waren uns in der Hinrundenanalyse einig, den Kader in der Offensive breiter aufzustellen. Nach Möglichkeit sollte ein Offensivspieler gefunden werden, der eine gewisse Erfahrung mitbringt und unser laufintensives Spiel umsetzen und forcieren kann. Wir sind sehr froh, mit Lamine Diop genau einen solchen Spieler gefunden zu haben", sagte Stephan Ehlers, der Sportliche Leiter des SV Atlas.
Coach Key Riebau hat nach seiner Amtsübernahme auf ein 4-4-2 mit Mittelfeldraute umgestellt. Damit gab es sieben Siege aus acht Spielen, weshalb auch keine Veränderung geplant ist. In dieser Grundordnung braucht es drei offensive Zentrumsspieler. "Wir spielen mit zwei Stürmern und einem Zehner. Somit sind vorne viele Positionen zu besetzen, und wir wollten sicher sein, dass kein Engpass entsteht", sagte Riebau zur Diop-Verpflichtung. Hinzu kommt, dass Justin Dähnenkamp nach einer Sprunggelenks-Operation mindestens bis Ende Januar ausfällt. Steffen Rohwedder kann wegen seiner Oberschenkelverletzung noch nicht wieder voll mittrainieren.
Konkurrenzkampf wird angeheizt
Rohwedder (neun Saisontore) und Dähnenkamp (fünf Saisontore) sind zusammen mit Sinan Brüning (fünf Saisontore) die besten Atlas-Torschützen, sie bekommen durch Diop nun einen ernst zu nehmenden Konkurrenten im Kampf um die Plätze im Sturm. Der Ex-Rotenburger kann im Angriffszentrum und als Außenstürmer eingesetzt werden. "Konkurrenzkampf ist immer positiv", hielt Riebau fest. Der SV Atlas, der aktuell auf dem fünften Platz liegt, will bekanntlich nach der Winterpause einen Angriff auf den Relegationsrang zwei starten. Das geht nur mit genügend Breite im Kader.
Diop ist der dritte Winterzugang nach Dinand Gijsen und Tom Berling. Der neue Stürmer erklärte: "Ich freue mich auf die neue sportliche Herausforderung mit Atlas Delmenhorst. In der Rückrunde gibt es noch Ziele, die erreicht werden können. Ich möchte mein Möglichstes tun, um meinen Beitrag zum Erfolg des Teams zu leisten." Der 29-Jährige stammt aus Göttingen, wo er unter anderem für Göttingen 05 und die SVG Göttingen auflief. Wegen seines Studiums verschlug es Diop 2020 nach Bremen und er schloss sich dem Bremer SV an. Mit dem Klub aus dem Stadtteil Walle schaffte er den Sprung in die Regionalliga und anschließend den Klassenerhalt, ehe er 2023 zum Rotenburger SV ging.
Sechster Wechsel von Rotenburg nach Delmenhorst
Sein Wechsel von der Wümme an die Delme hat nun eine besondere Note, denn Diop ist bereits der sechste Spieler innerhalb von eineinhalb Jahren, der diesen Weg einschlägt. Vor der Saison 2023/24 holte Atlas Joel Schallschmidt und Marlo Siech aus Rotenburg. Vor der laufenden Spielzeit folgten Marcel Marquardt, Michael Yeboah und Timon Widiker. Und nun kam eben auch noch Diop dazu. Man wundere sich schon, dass in Rotenburg überhaupt noch jemand ans Telefon gehe, war beim SV Atlas scherzhaft zu hören.
Beim Landesliga-Zweiten wissen sie allerdings, wie das Geschäft läuft. Rotenburgs Sportlicher Leiter Torsten Krieg-Hasch hatte schon im Sommer auf Nachfrage zu den vielen Wechseln erklärt: "Einerseits ist es ein Kompliment für uns. Das heißt, dass wir gute Arbeit machen. Andererseits ist es ärgerlich, weil uns gute Spieler verlassen haben." Bei Lamine Diop fanden die Klubs nun erneut eine Einigung, sein Vertrag in Rotenburg lief eigentlich bis zum Saisonende. Der neue Atlas-Stürmer betonte: "Ich möchte mich beim Verein Rotenburg, dem Trainerteam und der Mannschaft für die schönen eineinhalb Jahre bedanken. Ebenso bedanken möchte ich mich bei den Verantwortlichen beider Vereine, die diesen Transfer reibungslos möglich gemacht haben."