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Fußball Warum wechseln so viele Spieler aus Rotenburg zu Atlas Delmenhorst?

Joel Schallschmidt, Marlo Siech, Marcel Marquardt, Michael Yeboah und Timon Widiker – gleich fünf Spieler des SV Atlas Delmenhorst trugen vorher das Trikot des Rotenburger SV. Was dahintersteckt.
04.09.2024, 16:00 Uhr
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Warum wechseln so viele Spieler aus Rotenburg zu Atlas Delmenhorst?
Von Christoph Bähr

Torjäger Ralf "Schoko" Faulhaber ging mal vom SV Atlas Delmenhorst zum Rotenburger SV. Aber das ist lange her, das war kurz vor der Auflösung des alten SV Atlas Ende der 90er-Jahre. Einige Jahre zuvor war Trainer-Legende Hartmut Konschal bereits von Delmenhorst nach Rotenburg und wieder zurück gewechselt. Ansonsten gab es keine besondere Verbindung zwischen dem SV Atlas und dem Rotenburger SV – bis zum vergangenen Jahr. Vor der Saison 2023/24 verpflichtete Atlas mit Joel Schallschmidt und Marlo Siech zwei Rotenburger Spieler, und in diesem Sommer ging es genauso weiter: Marcel Marquardt, Michael Yeboah und Timon Widiker schlugen ebenfalls den Weg von der Wümme an die Delme ein. Ein konkreter Plan stecke aber nicht dahinter, versichert Atlas-Sportvorstand Bastian Fuhrken. "Rotenburg ist eben geografisch recht nahe, da schaut man natürlich eher hin."

Gute 60 Kilometer sind es mit dem Auto von Delmenhorst nach Rotenburg, das schafft man normalerweise in weniger als einer Stunde. Diese akzeptable Fahrtdauer führte auch dazu, dass mit Schallschmidt und Marquardt zwei Spieler in Rotenburg spielten, die aus Delmenhorst stammen und dort wohnen. Siech ist ebenfalls ein Delmenhorster. "Wir haben schon lange das Ziel, dass die besten Fußballer aus Delmenhorst beim SV Atlas spielen sollen", unterstreicht Fuhrken. Schallschmidt, Marquardt und Siech hatten in Rotenburg allesamt gezeigt, dass sie gute Oberliga-Spieler sind. Da lag es für die Atlas-Verantwortlichen nahe, das Trio in die Delmenhorster Heimat zu holen. Die Gespräche mit dem Rotenburger SV seien stets professionell und zielführend gewesen, sagt Fuhrken und fügt hinzu: "Klar ist aber auch: Toll finden die das nicht."

Ein Zeichen guter Arbeit

Und was sagen sie an der Wümme dazu, dass innerhalb eines Jahres gleich fünf Akteure zum SV Atlas abgewandert sind? "Wir sind da zwiegespalten", meint Torsten Krieg-Hasch, der Sportliche Leiter. "Einerseits ist es ein Kompliment für uns. Das heißt, dass wir gute Arbeit machen. Andererseits ist es ärgerlich, weil uns gute Spieler verlassen haben." Bastian Fuhrken fühlt sich sogar ein wenig an die Anfangsjahre nach der Atlas-Neugründung 2012 erinnert. Damals war öfter der Vorwurf zu hören, dass die Blau-Gelben zu viele Spieler vom TV Jahn Delmenhorst, vom TuS Heidkrug oder vom VfL Stenum weglocken würden. "Früher war es der TV Jahn, jetzt ist es Rotenburg. So ändern sich die Zeiten", sagt Fuhrken und lacht.

Der Unterschied zu damals: Echte Vorwürfe kommen aus Rotenburg nicht. "Das ist das normale Fußballgeschäft", sagt Krieg-Hasch. "Wir sehen uns ohnehin als Ausbildungsverein, weil wir nicht die Mittel haben, um nur fertige Spieler zu verpflichten." Dass sich ein Akteur für den Gang von Rotenburg nach Delmenhorst entscheide, könne er zum Teil sogar nachvollziehen, erklärt der Sportliche Leiter. "Hinter Atlas steckt eine andere Wucht. Der Verein spielt schon lange hochklassig, war auch in der Regionalliga."

Die Rotenburger sind am Ende der vergangenen Saison nach vier Jahren Oberliga-Zugehörigkeit in die Landesliga Lüneburg abgestiegen. Dort belegen sie aktuell den dritten Platz. Der Abstieg war natürlich auch ein Wechselgrund für Spieler wie Marquardt, Yeboah und Widiker, die bei Atlas nun weiterhin in der Oberliga auflaufen können. Mit Kevin Klee verloren die Rotenburger kürzlich einen weiteren Leistungsträger an einen Oberligisten, der Abwehrspieler ging zum FC Verden 04. Klee hatte dem Rotenburger SV laut Krieg-Hasch schon die Zusage für diese Saison gegeben. "Ich kenne es noch so, dass man sich an solche Zusagen auch hält", sagt der Sportliche Leiter.

Ärger um Siech-Wechsel

Bei Marlo Siech lief es im vergangenen Jahr ähnlich ab. Krieg-Hasch war damals mächtig verärgert und enttäuscht, dass der Innenverteidiger trotz gegebener Zusage doch nach Delmenhorst wechselte. Siech wiederum konnte der Versuchung nicht widerstehen, wieder für den SV Atlas zu spielen, zu dem er eine besondere Verbindung hat. Ansonsten seien aber alle Wechsel von Rotenburg nach Delmenhorst normal abgelaufen, schildert Krieg-Hasch. "Man telefoniert und findet eine Einigung."

Die beiden Delmenhorster Jungs Joel Schallschmidt und Marcel Marquardt seien offen und ehrlich mit dem Verein umgegangen. "Das lief alles gut ab", sagt Krieg-Hasch. Natürlich hätte er beide dennoch gerne behalten. Insbesondere Offensivmann Marquardt, der in der laufenden Saison auch schon einige besondere Momente beim SV Atlas hatte, bringt den Sportlichen Leiter der Rotenburger immer noch ins Schwärmen: "Er hat etwas Einzigartiges in seinen Bewegungen. Nach seiner langen Verletzungspause hätten wir ihm gerne noch eine Saison bei uns Spielpraxis gegeben, aber er wollte wechseln und hat auch direkt mit offenen Karten gespielt."

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