Der mit der weitesten Anfahrt war zuerst da. Dinand Gijsen reiste aus den Niederlanden zum ersten Training des Jahres seines neuen Vereins SV Atlas Delmenhorst an und war vor allen anderen am Kunstrasenplatz in Ganderkesee. Zwei Stunden habe die Fahrt aus Groningen gedauert, erzählte Vater Dennis, der den 19-Jährigen am Sonnabend chauffierte. Gijsen Junior hat noch keinen Führerschein und kann seine Wohnung in Delmenhorst erst Anfang der Woche beziehen. Er wohnt künftig in einer WG mit Teamkollege Dylan Burke, der ein paar Tage länger in seiner Heimat Irland bleiben durfte und Gijsen daher noch nicht den Wohnungsschlüssel geben konnte.
Beim Fußball-Oberligisten Atlas schauen sie derweil mit Spannung auf die Fitnesswerte des niederländischen Mittelfeldspielers. Als Gijsen im vergangenen Jahr bereits zur Probe mittrainierte, habe er außerordentlich gute Werte gehabt, berichtete Trainer Key Riebau. Diese gelte es nun zu bestätigen. Zum Auftakt in die sechswöchige Wintervorbereitung standen viele Läufe auf dem Programm, um per Transponder sehen zu können, wie gut in Schuss die Akteure nach der fünfwöchigen Pause sind. "Alle machen einen fitten Eindruck", hielt Riebau fest, der von einem "lockeren Aufgalopp" sprach.
Szybora verletzt sich
Ganz so locker war die Einheit allerdings gar nicht, die Atlas-Spieler wurden direkt körperlich gefordert, etwa bei diversen Steigerungsläufen und Stabilitätsübungen. "Die Physis steht erst einmal im Vordergrund", unterstrich Riebau. Schwieriger als das Absolvieren der Übungen war es für die Akteure am Sonnabend allerdings, dabei einen sicheren Stand zu finden. Der Kunstrasenplatz in Ganderkesee war mit einer dünnen Schneedecke bedeckt und entsprechend glatt. Insbesondere beim Abschlussspiel rutschten viele Akteure weg. Außenverteidiger Milan Szybora verletzte sich an der Leiste.
Wegen Blessuren fehlten bei der Einheit Justin Dähnenkamp (Operation am Sprunggelenk), Linus Urban (umgeknickt) und der bereits seit Saisonbeginn ausfallende Michael Yeboah. Der lange verletzte Philipp Eggersglüß hat noch Urlaub, soll aber in Kürze wieder voll ins Training einsteigen. Sinan Brüning und Burke bekamen ebenfalls ein paar Tage länger frei. Die angeschlagenen Steffen Rohwedder und Mohammed Sultani trainierten individuell.

Der neue Innenverteidiger Tom Berling spielte vorher beim Ligarivalen SV Wilhelmshaven.
Dafür war neben Gijsen auch der neue Abwehrspieler Tom Berling (kam vom SV Wilhelmshaven) bereits dabei. Berling sei als junger, entwicklungsfähiger Back-up für die Stamm-Innenverteidiger Marlo Siech und Burke gekommen, sagte Riebau und fügte hinzu: "Tom soll bei uns den Spaß am Fußball wiederfinden." Winterzugang Gijsen kann laut dem Atlas-Coach als etatmäßiger Achter die Rolle des nach Neuseeland ausgewanderten Mats Kaiser im Mittelfeld übernehmen. Für diese Position gebe es aber auch andere Optionen, etwa Daniel Hefele. "Für die Neuen ist es erst einmal wichtig, dass sie reinfinden und unsere Art des Fußballs verstehen", erklärte Riebau. Daher wolle er während der Wintervorbereitung im Training auch viel auf dem großen Feld spielen lasse. "Die Intensität muss immer hoch sein", betonte der Trainer, der seit seiner Rückkehr mit Atlas sieben von acht Partien gewann.
Neuer Stürmer wird bald vorgestellt
Zusätzlich zu Gijsen und Berling wird der SV Atlas noch einen Stürmer verpflichten, der in Kürze vorgestellt wird. Der neue Mann verfügt über Regionalliga-Erfahrung. Da die beiden Angreifer Dähnenkamp und Rohwedder aktuell noch verletzt beziehungsweise angeschlagen sind, habe man sich dazu entschieden, die Offensive zu verstärken, sagte Riebau. "Wir spielen mit zwei Stürmern und einem Zehner. Somit sind vorne viele Positionen zu besetzen, und wir wollten sicher sein, dass kein Engpass entsteht."
Keine kurzfristige Verstärkung, aber Spieler mit Perspektive sind die drei Youngster, die in den kommenden Wochen mit dem Oberliga-Kader der Blau-Gelben trainieren dürfen: Calvin Flügger und Finn Cordes aus der U19 des JFV Delmenhorst sowie Jason Reh (ehemals JFV, jetzt TV Jahn Delmenhorst). "Die Jungs sollen mal reinschnuppern", sagte Riebau. Vier Einheiten pro Woche stehen während der Wintervorbereitung in der Regel an. Dazu kommen Testspiele gegen Grün-Weiß Firrel (18. Januar, 14 Uhr), den SSV Jeddeloh (25. Januar, 13 Uhr), den SC Blau-Weiß 94 Papenburg (8. Februar, 13 Uhr) sowie unter Ausschluss der Öffentlichkeit gegen den VfB Oldenburg und den Bremer SV. Am 16. Februar steht das erste Ligaspiel beim HSC Hannover an. Für die nächsten Einheiten hat Coach Riebau aber erst einmal nur einen bescheidenen Wunsch: "Ich hoffe, dass die Plätze nicht mehr so glatt sind."