4999 Zuschauer werden im Stadion an der Düsternortstraße sein, wenn der Anpfiff zwischen dem SV Atlas Delmenhorst und dem FC St. Pauli an diesem Sonnabend um 15.30 Uhr ertönt. 750 davon stehen im Auswärtsblock. Die Karten gingen laut Informationen der Hamburger schnell über den Tisch, das Heimkontingent sowieso. Es wird ein Fußballfest, das erste DFB-Pokalspiel in Delmenhorst seit Jahrzehnten. Doch auch sportlich haben die Blau-Gelben ein Ziel. Sie wollen gegen den haushohen Favoriten eine gute Rolle spielen – und hoffen auf die Sensation, in die zweite Runde des DFB-Pokals einzuziehen. "Je länger wir die Null halten, desto mehr wächst unser Glaube. Und desto mehr wächst der Zweifel bei denen", blickt Atlas-Coach Dominik Schmidt voraus.
Das Event als solches steht im Mittelpunkt und ist ein absolutes Highlight für alle Sportinteressierten der Stadt. In den vergangenen Wochen haben Organisationschef Bastian Fuhrken und sein Team nahezu rund um die Uhr geplant und gearbeitet. In dieser Woche lief der Aufbau, nun ist alles angerichtet. Doch natürlich ist die Begegnung auch sportlich von hoher Relevanz. Hier zeichnet sich Coach Dominik Schmidt verantwortlich. Er hat als Spieler viel Pokalerfahrung, stand als klarer Favorit und als Underdog auf dem Feld. Diese kann er nun an seine Mannen weitergeben.
Lange die Null halten
Damit Atlas weiterkommt, muss fast alles perfekt laufen – doch es gab im Pokal auch schon größere Sensationen. Die Spieler der Blau-Gelben sind alle stark genug, einen Ball aus 16 oder 18 Metern unhaltbar zu versenken – auch gegen einen Profitorwart. In der Defensive braucht es sicherlich auch einiges an Glück neben großem Einsatz und der lautstarken Unterstützung des Publikums. Nach dem geglückten Saisonstart gegen VfV 06 Hildesheim ist das Selbstvertrauen jedoch vorhanden. Wichtig ist dem Atlas-Coach der Auftritt: "Die Jungs sollen daran glauben, was sie können. Sie sollen mutig spielen. Jeder für sich selbst kann nur gewinnen." Natürlich wolle er mit seinem Team nicht ins offene Messer laufen. "Wir passen uns taktisch etwas an, aber wir wollen schon unser Spiel durchziehen", kündigt Schmidt an. Generell stecke Atlas in einem Entwicklungsprozess. "Gegen Hildesheim hat es über weite Strecken sehr gut funktioniert. Aber das war nur ein Spiel. Wir wollen uns stetig weiterentwickeln und von unserem Weg nicht abgehen", sagt Schmidt.
Bis auf die langzeitverletzten Dario Reuter, Marlo Siech, Yuri Backhaus und Keanu Rogmann sind alle 20 Mann fit. "Wir müssen also niemanden aus dem Kader streichen. Aber die Regularien sind nunmal so, dass wir nur fünfmal wechsel können. Es werden also einige Spieler keine Einsatzzeit bekommen und die werden enttäuscht sein. Das tut mir leid, aber so ist das", sagt Schmidt.
Hürzeler hat Respekt
Auch der Zweitligist startete gut in die Saison, gewann in Kaiserslautern und spielte Remis gegen Düsseldorf. Die Hamburger sind also im Rhythmus. Fabian Hürzeler steht an der Seitenlinie. Der Trainer der Paulianer zeigte sich bei der Pressekonferenz des Teams aus der 2. Bundesliga gut vorbereitet auf die Blau-Gelben. Unterschätzen wird er den Oberligisten daher kaum. "Ich glaube, es ist eine Herausforderung", sagte er. Und das aus zwei Gründen. In der vergangenen Saison habe er erlebt, wie Pauli erst in der letzten Minute den Siegtreffer beim Regionalligisten SV Straelen zum 4:3 erzielte. "Ich weiß, wie schnell so ein Spiel kippen kann. Wie groß ein Underdog dann aufspielen kann. Wie schnell er eine eigene Energie entwickelt", berichtete Hürzeler. Zudem habe er Respekt vor Atlas. "Das ist keine Laufkundschaft. Wir haben sie gesehen in ihrem ersten Spiel gegen Hildesheim", sagte er.
In der Folge zählte er die Stärken der Delmestädter auf, hob die Schnelligkeit von Ousman Touray und Shamsu Mansaray hervor. "Vorne haben sie mit Phil Gysbers einen Zielspieler, der aus der Magdeburger Jugend kommt, ein sehr guter Wandspieler ist und eine gewisse Wucht mitbringt", meinte er. Philipp Eggersglüß und Florian Stütz im Zentrum seien sehr erfahrene Leute. "Die wissen, wie man Spiele gewinnt. Sie wissen, wie man Ruhe am Ball hat", lobte Hürzeler. Auch Mustafa Azadzoy gefalle ihm gut als Zehner. Zudem erwarte er eine spezielle Atmosphäre. "Klar ist, dass wir Favorit sind. Das wissen wir. Ich erwarte von meinen Jungs, dass wir einfachen Fußball spielen, nichts Besonderes machen wollen", ordnete er an. Er freue such auf das Spiel. Dass die Paulianer die Partie ernst nehmen, zeigt auch, dass die Hamburger bereits am Freitagabend angereist sind. Der DFB-Pokal hat, sagt Hürzeler, eine hohe Priorität für den Verein. Schmidt wertet die Worte Hürzelers als Respektsbekundung. Er habe die Pressekonferenz der Paulianer gesehen. "Das ist Wertschätzung für unsere Jungs. Und das haben sie sich erarbeitet", meint der Atlas-Coach.