Gute zweieinhalb Stunden dauert es von Kiel bis Delmenhorst, und diese Zeit dürfte dem Tross des SV Atlas am Sonntag auf der Rückfahrt in die Heimat ziemlich lange vorgekommen sein. Nach der 0:1 (0:0)-Niederlage bei Holstein Kiels U23 war die Stimmung am Boden. "Mit dem Auftritt waren wir nicht zufrieden. Die Grundtugenden fehlten", sagte Co-Trainer Malte Müller. In der Meisterrunde der Fußball-Regionalliga Nord warten die Delmenhorster weiterhin auf den ersten Sieg. Vier Remis und drei Niederlagen stehen bislang zu Buche, fünfmal blieb der SVA dabei ohne Tor.
Im Vergleich zum 1:1 gegen den VfB Lübeck fehlten in Kiel Nick Köster (Muskelverletzung) und Nico Matern (private Gründe). Dafür rückten Cerruti Siya und Mattia Trianni neu in die Startelf. Trianni agierte im Sturm, flankiert von Tom Schmidt und Marco Stefandl. Siya spielte mit Olivér Schindler im defensiven Mittelfeld. Die linke Seite bekleidete Julian Stöhr, die rechte Seite besetzte Oliver Rauh. Die Dreierkette bildeten Flodyn Baloki, Dominik Schmidt und Philipp Eggert.
Von Anfang an hatte Holstein Kiel vor 184 Zuschauern mehr Ballbesitz, kombinierte gefällig und erspielte sich Chancen. Jan Wansiedler setzte eine Direktabnahme aus 18 Metern knapp neben das Gehäuse von Atlas-Torwart Rico Sygo (14.). Kurz darauf parierte Sygo einen Kopfball von Jannis Voß aus kurzer Entfernung (23.). Bei einem weiteren Kopfball von Niko Koulis hatte der Delmenhorster Keeper Glück, dass der Ball am Pfosten vorbei strich (28.).
Probleme mit dem Kieler Pressing
Die Gäste fanden kaum Lösungen gegen das konsequente Pressing der Kieler. "Uns fehlte teilweise auch der Mut, um uns spielerisch zu befreien", bemängelte Müller. Zu allem Überfluss schlug auch noch das Verletzungspech zu: Erst musste Stefandl mit Rückenproblemen vom Platz (23.), dann Baloki mit Verdacht auf Oberschenkelzerrung (33.). Efkan Erdogan und Kerem Sari wurden eingewechselt. Gegen Ende der ersten Halbzeit schafften es die Delmenhorster erstmals, sich bis in die gegnerische Hälfte zu kombinieren, und wären beinahe direkt in Führung gegangen: Tom Schmidts Kracher aus 16 Metern klatschte an die Latte (45.). Als die Atlas-Abwehr gedanklich offenbar schon in der Halbzeitpause war, tauchte Philip König nach einem Steilpass ganz frei vor Sygo auf. Der Atlas-Keeper verzögerte geschickt, drängte den Stürmer ab und parierte den Schuss (45.+1).
Zur zweiten Halbzeit brachte Riebau Florian Stütz für Eggert und stellte in der Abwehr auf eine Viererkette um, doch es änderte sich wenig. Die Kieler erhöhten sukzessive den Druck. Nach einem Eckball ließen die Delmenhorster Michel Stöcker völlig unbewacht, aber er köpfte in Sygos Arme (63.). "Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Gegentor fällt", schilderte Müller. Die verdiente Führung für den Zweitliga-Nachwuchs resultierte aus einem sehenswerten Spielzug: Jannis Voß steckte den Ball durch auf König, der den Überblick behielt und querlegte. Niklas Niehoff musste nur noch zum 1:0 einschieben (76.). Der stark haltende Sygo bekam sogar eine Hand an den Ball, konnte den Schuss aus kurzer Distanz aber nicht abwehren. Danach warf Atlas alles nach vorne, mehr als ein abgeblockter Schuss des eingewechselten Tobias Steffen sprang dabei aber nicht heraus (85.). "Es war ein gebrauchter Tag. Über die Niederlage muss sich keiner beschweren", hielt Müller fest.