Kein Handballer verliert gerne. Allerdings können Niederlagen eine bereinigende Wirkung haben. Sie können wachrütteln und aufweisen, wie ein Team es besser machen muss. Solch eine Erfahrung hat zuletzt der TV Oyten in der Oberliga Nordsee der Männer gemacht: Einer bitteren Heimniederlage gegen TSV Bremervörde ließen die "Vampires" eine kleine Sensation folgen. Der Aufsteiger gewann bei der SG VTB/Altjührden, ein Klub aus dem erweiterten Kreis der Oberliga-Spitzenteams. Bei der HSG Delmenhorst gab es ein ähnliches Spiel Anfang Februar, als die Truppe gegen den Tabellennachbarn SV Beckdorf daheim verlor und der Klassenerhalt in weite Ferne gerückt war. Es folgten jedoch vier Siege aus fünf Partien. Dadurch rückte die vom Spielertrainer-Trio Tim Coors, Jörn Janßen und Frederic Oetken geführte Sieben aus der Abstiegszone heraus. Im Kampf um den Klassenerhalt haben also sowohl Delmenhorst als auch Oyten frisches Selbstvertrauen getankt, bevor es an diesem Sonntag zum Kellerduell kommt. Anpfiff in der Pestalozzihalle in Oyten ist um 17 Uhr.
Die Bedeutung ist allen Akteuren klar: "Ich glaube schon, dass das Spiel richtungsweisend sein wird. Man braucht da nicht drumherumreden, dass das enorm wichtig ist", sagt Oetken. Die HSG wolle ihre gute Serie ausbauen und dann mit einem guten Gefühl in die dreiwöchige Pause über Ostern gehen. "Das Gefühl bei uns ist aber eh gut aktuell nach den letzten Wochen. Wir sind von ganz hinten gekommen und sind gut damit gefahren, von Spiel zu Spiel zu gucken. Wenn wir was holen konnten zuletzt, Habenhausen klammere ich da aus, haben wir abgeliefert. Mit einem Sieg in Oyten könnten wir die harte Arbeit der letzten Wochen vergolden", ordnet Oetken ein.
Nur zwei Teams steigen ab
Für die "Vampires" ist es bereits das dritte Heimspiel in Serie, in dem sie einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf in ihrer Halle begrüßen. Die Bilanz aus den beiden vorangegangenen Partien fällt durchwachsen aus: Gegen den Elsflether TB gewann die Sieben der Trainer Marc Winter und Lars Müller-Dormann mit 37:30. Bremervörde entführte hingegen beim 33:30 die Punkte aus Oyten. Dabei lag der TVO nach einer starken Anfangsphase mit 10:2 vorne. Danach vermisste Winter den nötigen Biss. "Jeder macht dann einen oder sogar zwei Schritte weniger", schimpfte er nach der Partie. Für die HSG ist es das vierte Auswärtsspiel hintereinander: Auf eine erwartbare Niederlage beim Titelaspiranten ATSV Habenhausen folgten ein Überraschungssieg bei der SG Achim/Baden und ein Schützenfest beim neuen Tabellenletzten Elsflether TB.
Winter hat Respekt vor der HSG. Sein Team müsse Bereitschaft zeigen wie gegen Varel. "Denn zu uns kommt die Mannschaft der Stunde. Das Spiel wird für uns wahrscheinlich schwieriger als das gegen Varel", meint der Oytener Coach, der zudem vor der starken Rückraumreihe mit Coors, Janßen und Oetken warnte. "Eigentlich hatten Delmenhorst doch schon viele abgeschrieben. Aber bei denen hat es scheinbar Klick gemacht", fügt Winter hinzu.
Marc Winter fehlt
Der Sieger des Duells, Oyten liegt einen Punkt vor der HSG, hat gute Chancen auf den Klassenerhalt. Denn aktuell deutet vieles daraufhin, dass keine Abstiegsrelegation gespielt wird. Der Grund: Die Sportfreunde Söhre, die südlich von Hildesheim beheimatet sind, stehen in der 3. Liga Ost kurz vor dem Klassenerhalt. Daher werden mit der HSG Nienburg und dem Northeimer HC wohl maximal zwei Mannschaften aus dem Handballverband Niedersachsen-Bremen in die Oberliga absteigen, sodass aus dieser wiederum nur zwei Teams in die Verbandsliga müssen.
Mit Noah Dreyer fehlt dem TV Oyten gegen die HSG Delmenhorst einer seiner wichtigsten Rückraumspieler. Zudem ist Coach Marc Winter selbst verhindert. Eigentlich sind er und Lars Müller-Dormann ein unzertrennliches Trainer-Duo. Nun werden sie schon zum zweiten Mal in Folge die Mannschaft während eines Punktspiels nicht gemeinsam coachen. In Altjührden war Müller-Dormann nicht dabei. "Dodo schafft das auch alleine. Vielleicht ist es ja auch ein gutes Omen, wenn wieder einer von uns beiden fehlt", sagt Marc Winter mit einem Augenzwinkern.