Die Sommerpause ist lang bei den Handballern: Ende Mai endet die Hallensaison, ehe sie Mitte September wieder losgeht. Oft ist es so, dass die Trainer und Verantwortlichen vor dem Saisonstart nicht so wirklich wissen, wo sie stehen – gerade im Vergleich zu den anderen Vereinen. Bei der HSG Delmenhorst bleibt der Kader allerdings großenteils unverändert, Coach Jonas Meißner geht in seine dritte volle Saison bei den Delmestädtern. Das Spielsystem ist den Kadermitgliedern bereits in Fleisch und Blut übergegangen, die Basis ist entsprechend gelegt. Rund lief die Vorbereitung bei den Meißner-Mannen allerdings nicht. Eine Einordnung zur anstehenden Oberliga-Saison.
So lief die Vorbereitung
Zufrieden war Meißner mit dem Zustand seiner Truppe zum Start: Die Spieler hatten ihre Hausaufgaben erledigt und kamen konditionell vernünftig ausgestattet zum ersten Training. "Die ersten Wochen liefen auch gut. Die Trainingsbeteiligung war hoch", berichtet Meißner. Seit dem Engelbart-Cup, bei dem die HSG Platz zwei holte und durchaus überzeugte, ist jedoch der Wurm drin.

Sohail Ramin ist zurück: Nach ein paar Jahren im Süden der Bundesrepublik läuft er nun wieder für die Delmestädter auf. Allerdings fehlt er an den ersten Spieltagen verletzt.
Mit Bastian Schäfer verletzte sich ein wichtiger Spieler bei einem Testspiel an der Leiste und fehlt seitdem. In der Woche nach dem Cup knickte Rückkehrer Sohail Ramin im Training um und zog sich einen Bänderriss zu. Er kann vermutlich ab Oktober wieder mitmischen. Zudem fehlt Niklas Kowalzik mit Achillessehnenproblemen. "Die letzten zwei Wochen waren sehr dünn", fasst der HSG-Coach zusammen. Fast alle Akteure, die auf der Mitte spielen können und das Spiel dirigieren, fehlten. "Es bringt auch nicht viel, dort dann andere Spieler hinzustellen, da das in einem Spiel voraussichtlich nie passieren wird", erklärt Meißner.
Darum sei er etwas geknickt. "Wir haben viel in Kleingruppen gearbeitet und geschaut, wie wir Spieler individuell verbessern können. Aber gruppentaktisch ist es schwierig, etwas einzustudieren", berichtet der Trainer. Eine gute Basis sei dennoch gelegt.
So schätzt Meißner die Oberliga ein
Als sehr ausgeglichen stuft Meißner die Liga ein. "Zum Ende der letzten Saison hat man gesehen, dass das Feld eng ist und quasi jeder gegen jeden überraschen kann", sagt er. In dieser Saison sehe er keine Übermannschaft wie zuletzt die SG Achim/Baden. "Mit Bremen-Ost kommt ein sehr starker Aufsteiger dazu. Mit Schiffdorf ist ein Absteiger dabei, der viel Qualität hat", berichtet der Coach. Entscheidend werde das Spieltempo sein. Als Beispiel nennt Meißner den TV Neerstedt: "Wenn sie letzte Saison ins Tempospiel gekommen sind, haben sie alles überrannt. Aber im Positionsspiel taten sie sich sehr schwer", berichtet Meißner. Hinter den genannten Teams sei das Feld sehr breit. "Und ich sehe keine Mannschaft, die hinten abfällt", sagt er. Generell sei die Bandbreite in der Oberliga groß: "Es gibt Teams, die sehr quirlig sind und Teams, die richtige Ochsen haben. Da muss man sich auf jedes Team neu einstellen. Und wer sich mehr einfallen lässt, wird auch erfolgreicher sein", sagt Meißner. In höheren Ligen könne beispielsweise fast jede Mannschaft eine starke 6:0-Deckung spielen, in der Oberliga habe dazu nicht jedes Team die Mittel.
Das sind die Ziele der Delmenhorster
Nach einem komplizierten Start kamen die Delmestädter zum Ende der abgelaufenen Saison immer besser in Fahrt. "Wir wollen mindestens die Rolle aus der vergangenen Saison wieder spielen", sagt Meißner. Ziel sei es, an der Grenze zur oberen Tabellenhälfte zu kratzen. "Das traue ich den Jungs auch auf jeden Fall zu", blickt er voraus. Der Start könnte wegen der Verletzungsprobleme holprig werden. "Wir werden von Spiel zu Spiel schauen und könnten in den ersten Wochen Probleme haben. Ich denke aber, dass wir uns in der Liga behaupten werden", sagt er. Eine Stärke sei die Widerstandskraft des Teams. "Der Kopf wird ultra-wichtig und wir sind aus den vergangenen beiden Jahren Leid erprobt. Niederlagen machen uns weniger zu schaffen als anderen", erwartet der HSG-Trainer. Er glaube nicht, dass das Team in eine Negativspirale rutschen werde.
So sieht der Kader der Delmenhorster aus
Viele Änderungen gibt es nicht. Mit Mike Krause kommt ein vierter Torwart dazu, der den Verein gut kennt. Zudem hat sich Mattis Tolck dem Verein angeschlossen. "Er hat sich direkt mega-gut eingebracht und hilft uns auch sportlich weiter. Mit Luca Egan bildet er ein gutes Duo auf Linksaußen", ordnet Meißner ein. Auf Rechtsaußen ist Till Eisenmenger weiterhin dabei, der einen Studienplatz in der Region angenommen hat. Bei Kreisläufer Etienne Steffen ist die Frage, ob er fit bleibt. "Dann ist er ein super Kreisläufer", sagt Meißner. Mit Sohail Ramin haben die Delmenhorster auf der Mitte einen spielstarken Akteur dazubekommen, der Eins-gegen-eins-Situationen gewinnen kann. "Er hat eine starke Spielanlage und hat in den letzten Jahren in Süddeutschland viel Erfahrung dazubekommen", schildert Meißner. Sohails Bruder Sam, der in der vergangenen Saison in einigen Partien ausgeholfen hat, steht weiterhin ab und an zur Verfügung – er studiert in Nordrhein-Westfalen. "Wenn alle fit wären, hätten wir einen Top-Kader. Die Harmonie in der Mannschaft ist sehr gut. Natürlich hätte jeder Trainer gerne noch einen 1,95 Meter großen Linkshänder, der menschlich super passt und Drittligaerfahrung hat", sagt er.
Das ist der erste Gegner
Die HSG startet an diesem Sonnabend mit einem Heimspiel gegen den OHV Aurich II in die Saison. Anpfiff in der neuen Stadionhalle ist um 19.15 Uhr. "Bei Zweitvertretungen weiß man nie genau, was auf einen zukommt. Dazu ist Aurich jetzt nicht so ganz unser Dunstkreis", sagt Meißner. Generell seien die direkten Duelle in den vergangenen Jahren jedoch immer heiß gewesen. "Die und wir haben ja immer um die unteren Plätze gekämpft. Das wird sicherlich wieder ein unbequemer Gegner sein", erwartet der HSG-Coach.