Eine sehr unglückliche, wenn auch selbst verschuldete Pleite hat die HSG Delmenhorst in der Handball-Oberliga Nordsee der Männer kassiert. Die stark ersatzgeschwächte Sieben von Coach Jörg Rademacher unterlag daheim dem Tabellenzweiten HSG Nienburg knapp mit 26:27 (16:12). Beinahe die gesamte Spielzeit über führte das Heimteam, zwischendurch gar mit sieben Toren Vorsprung. Die Delmenhorster weisen damit mit nunmehr 9:9 Punkten eine ausgeglichene Bilanz auf. Bereits am Freitagabend gastieren die Rademacher-Mannen beim Tabellenführer TvdH Oldenburg. Der Anwurf erfolgt um 20 Uhr.
Beiden Teams war der fehlende Rhythmus anzumerken. Knapp sechs Wochen lag das jeweils letzte Pflichtspiel zurück, seit Mitte Oktober standen beide Mannschaften lediglich drei Mal auf der Platte. Vernünftiges Training war in den zurückliegenden, weiterhin von der Corona-Pandemie geprägten Zeit, kaum möglich.
Heim-HSG startet gut
Vor rund 100 Zuschauern in der Stadionhalle erwischte die Heimsieben den besseren Start und ging schnell mit 4:0 (6.) in Führung. Sönke Schröder im Kasten zeigte in den Anfangsminuten drei Paraden, in der Offensive überzeugte vor allem Thies Hermann im linken Rückraum mit knallharten Würfen. Seine ersten vier Versuche waren erfolgreich, er sorgte für vier der ersten sieben Heimtore. „Wir haben viel zu viele Fehler gemacht, Delmenhorst hat da aber auch gut gespielt“, sagte Gästetrainer Carsten Thomas. Vor allem Hermann hatte er so nicht auf dem Schirm. „Ich habe Spiele von Delmenhorst gesehen, aber da hat er nicht so gut getroffen“, berichtete Thomas.
Die Gäste kamen in der ersten Halbzeit nur schwer in Gang, machten viele technische Fehler und kamen aus dem gebundenen Spiel kaum in gute Abschlusspositionen. Die Heimsieben stand sicher in ihrer 6:0-Deckung und hatte offensiv eine gute Wurfquote. Auf 16:9 zogen die Delmenhorster davon (27.). „Wir sind sehr gut reingekommen und hatten wenige technische Fehler, eher ein paar Fehlwürfe zu viel“, sagte Betreuer Thomas Gaertner nach der Partie. Coach Rademacher wollte sich zunächst nicht zum Spiel äußern.
Die Delmenhorster zogen jedoch nicht bis zur Pause durch und ließen die Gäste bis auf vier Tore herankommen, eine deutlich höhere Führung wäre gut möglich gewesen. Vielleicht zeigte sich hier bereits der Kräfteverschleiß: Während die Heim-HSG kaum Wechseloptionen hatte, konnte Nienburg auf jeder Position tauschen. „Delmenhorst hat eine gute Truppe, heute aber einen schmalen Kader. Wir konnten durchwechseln, da fällt keiner ab. Wir konnten über 60 Minuten durchziehen, weil wir eine gute Tiefe haben“, sagte Thomas.
Elf Minuten ohne Tor
Die Nienburger hatten vor der Pause die letzten drei Treffer erzielt und legten nach Wiederanpfiff die ersten vier zum 16:16 nach (38.). Bis Mario Reiser die Heimführung zurückholte, vergingen elf Minuten ohne Delmenhorster Tor. „Wir haben uns dann eigentlich noch mal gut gefangen, machen am Ende aber einfach zu viele Fehler“, berichtete Gaertner. Über 20:18 (46.) und 23:21 (51.) führte die Rademacher-Sieben auch nach 55 Minuten noch (25:24). Auf beiden Seiten merkte man jedoch nicht nur in der Schlussphase die fehlende Spielpraxis. Unnötige technische Fehler, Fehlpässe und schwache Würfe gaben dem jeweils anderen Team diverse Möglichkeiten, die Partie für sich zu entscheiden. Am Ende wäre wohl ein Unentschieden gerecht gewesen, das sagten Gaernter und Thomas unisono. „Einen Sieger hatte das Spiel eigentlich nicht verdient“, befand der Delmenhorster Betreuer. Von „etwas Glück am Ende“, sprach Thomas: „Es ist typisch: Wenn man oben steht, gewinnt man solche Spiele. Wir nehmen das aber natürlich gerne mit.“