Optimale Voraussetzungen sehen anders aus: Der Handball-Oberligist HSG Delmenhorst hat personell weiterhin arge Probleme. Coach Jörg Rademacher bezeichnet die aktuelle Lage als prekär. "Wir laufen weiter auf der letzten Radkappe. Es war aber allen klar, dass das so sein wird. Die Langzeitverletzen sind weiterhin weg, wir müssen schauen, wer zur Verfügung steht", sagt Rademacher. Gegner am Sonnabend, 19.15 Uhr, in der Stadionhalle ist die HSG Nienburg. Im letzten Spiel vor der Pause Ende November holten die Delmenhorster einen Punkt beim HC Bremen.
Der Tabellenzweite aus Nienburg geht laut Rademacher als Favorit in die Begegnung: "Nienburg ist eingespielter und steht nicht ohne Grund auf Platz zwei. Über unseren Leistungsstand kann ich gar nicht viel sagen. Klar ist, dass wir fitnessmäßig von dem, wo wir sein wollen und wie ich mir das vorstelle, weit weg sind. Aber das ist in der aktuellen Zeit nun mal so. Wir haben viele Verletzte, viele Spieler sind wegen Krankheiten oder Quarantäne wegen Corona länger ausgefallen", erklärt der Coach. Gegen Nienburg kehren mit Frederic Oetken und Janik Köhler zwei Routiniers voraussichtlich zurück auf die Platte, doch beide waren längere Zeit raus aus dem Spielbetrieb. Tim Coors war nach überstandener Corona-Infektion beim bis dato letzten Spiel in Bremen schon wieder an Bord.
Personelle Sorgen
Durch die diversen Ausfälle bekommen jüngere Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in dieser Saison viel Spielzeit. "Gute Beispiele sind Sam und Soheil Rahmin. Sie haben direkt Verantwortung übernommen und machen es sehr, sehr gut. Das hat uns selber etwas überrascht. Die beiden haben sehr gut mitgezogen", lobt Jürgen Janßen von der HSG. Kaderprobleme hätten fast alle Vereine aufgrund von Verletzungen. "Man sieht in der Corona-Zeit, was es ausmacht, wenn es keinen regelmäßigen Spielbetrieb gibt", sagt Janßen.
Delmenhorst tritt also mit einer Mischung aus Talenten und erfahrenen Kräfte, die teilweise nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte sind, an. Ein Spagat? "Nein. Ein Spagat wäre nur möglich, wenn man Optionen hätte. Bei uns gibts nicht viel zu überlegen", meint Rademacher. Die aktuelle Saison sei ein Gradmesser für die jungen Talente. "Über Spielzeit sammelt man natürlich Erfahrung. Unser Anspruch ist es aber auch, vorne mitzuspielen. Da wird sich zeigen, ob es dafür reicht", sagt der HSG-Coach.
Derzeit belegen die Delmenhorster mit 9:7-Punkten Platz fünf in der Oberliga Nordsee. "Die Niederlage in Varel war unglücklich, ansonsten sind wir im Soll. Es ist aller Ehren wert, wie wir in der aktuellen Situation spielen. Wir werden auch gegen Nienburg unser Bestmöglichstes geben. Wer mich kennt, weiß, dass ich jedes Spiel gewinnen will und die Partie auch so angehe. Egal, ob wir wir nur fünf, sechs oder sieben Mann haben", sagt Rademacher. Taktisch sei aufgrund der engen Personaldecke im Training jedoch nur wenig möglich gewesen. "Dass dieses Spiel und die ganze Saison eine Herkulesaufgabe darstellen, muss mir niemand sagen. Das weiß ich selber", fügt der erfahrene Trainer hinzu. Ein wenig Galgenhumor sei aktuell sicherlich dabei, "aber wir können uns nun mal keine Leute herzaubern".
Kritik am Verband
Etwas zwiegespalten ist Rademacher bezüglich des Spielbetriebs: "Grundsätzlich bin ich ein Freund davon, dass gespielt wird. Corona hat bis hierhin schon viel kaputtgemacht. Dieses ganze Hin und Her, ob man spielt oder wieder nicht, ist eine echte Gefahr für den Amateurhandball und auch für andere Amateursportarten. Leute hören auf, es kommt kein Nachwuchs, etc. Wir müssen spielen, um den Sport am Leben zu halten. Aber die Gesundheit geht natürlich vor", ordnet der HSG Coach ein. Harsche Kritik übt er, wie auch schon Jürgen Janßen, am Verband: "Der HVN sollte sich mal hinterfragen, warum es von Mitte März bis Mitte April eine Pause gibt und im Mai dann noch mal zwei Wochen. Der Spielplan mit diesen Pausen ist einfach nur dämlich. Mit aller Macht den Spielplan im Januar durchzuziehen, ist da einfach nicht das Schlauste", meint er.
Anwurf in der Stadionhalle ist am Sonnabend um 19.15 Uhr. Es gelten die 2G-plus-Regeln. Das heißt, dass jeder Zuschauer nachweisen muss, dass er vollständig geimpft oder genesen und zusätzlich negativ getestet ist. Für Geboosterte entfällt die Test-Nachweispflicht. In der Halle gilt FFP2-Maskenpflicht.