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Handball Steht die HSG Delmenhorst vor dem Aus?

Zwischen dem TV Deichhorst als einem von zwei Stammvereinen und der HSG gibt es Probleme. Laut dem nun zurückgetretenen HSG-Vorsitzenden Jürgen Janßen gefährden diese den Spielbetrieb sowie das HSG-Bestehen.
09.01.2022, 16:37 Uhr
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Steht die HSG Delmenhorst vor dem Aus?
Von Michael Kerzel

Jürgen Janßen wirkt ratlos und auch einigermaßen verzweifelt am Sonnabend nach dem Oberliga-Spiel der HSG Delmenhorst gegen die HSG Nienburg (siehe Bericht siehe unten). Das liegt nicht an der knappen Niederlage oder den vielen verletzten Spielern. Es liegt daran, dass die Handballer eventuell ihren Spielbetrieb noch im Februar einstellen müssen und dass die Handballspielgemeinschaft in der Folge schlichtweg von der Bildfläche verschwinden könnte. Das würde wohl das Aus für den Leistungshandball in der Delmestadt bedeuten.

Grund dafür sind Streitigkeiten zwischen dem TV Deichhorst, neben dem VSK Bungerhof einer von zwei Stammvereinen der Spielgemeinschaft, und der HSG selbst. "Deichhorst will die HSG nicht mehr. Der Vorstand will den Vertrag nicht einhalten. Die zahlen keine Beiträge und haben nichts überwiesen. Der neue Vorstand will bewusst den Handball in Delmenhorst kaputtmachen. Das ist in meinen Augen unsozial. Ich weiß nicht, wie es weitergeht", sagt Janßen. Er selbst hat am 14. Dezember vergangenen Jahres sein Amt als HSG-Vorsitzender niedergelegt und das nun öffentlich verkündet. "Ich hoffe, die Deichhorster merken dadurch, was sie tun", fügt er hinzu. Für Dienstagabend ist nochmal ein Treffen zwischen den Vertretern des TVD, des VSK und der HSG anberaumt. Kommt es zu keiner Einigung, ist die HSG-Zukunft zweifelhaft.

TVD und VSK gründen HSG im Jahr 1992

Gemeinsam mit dem VSK Bungerhof gründeten die Deichhorster 1992 die HSG. Die Mitglieder sind weiterhin in ihrem jeweiligen Verein angemeldet, rund zwei Drittel von Delmenhorsts Handballern beim TVD, ein Drittel beim VSK. Ende September wählten die Deichhorster einen neuen Vorstand, neue Vorsitzende ist Corinna Hutfilter. Sie löste Helmfried Unger ab, der sich nach 37 Jahren an der Vereinsspitze nicht mehr zur Wiederwahl stellte. Der neue Vorstand hat nun laut Janßen seine Zahlungen an die HSG eingestellt. Laut Vertrag bemisst sich die Höhe des Geldbetrags nach der Mitgliederzahl.

Um die 60.000 Euro haben die beiden Stammvereine bislang pro Jahr zusammen in die HSG eingebracht. Das bestätigte Rolf Heitmann, Vorsitzender des VSK Bungerhof. "Deichhorst stellt zwei Drittel der Handballer, müsste also doppelt so viel zahlen wie wir. Deichhorst bietet aber nur 15.000 Euro an, wir müssten entsprechend dann 7500 Euro zahlen. Mit 22.500 Euro können die laufenden Kosten, beispielsweise die Kosten für Schiedsrichter bei den Spielen aller HSG-Teams, nicht getragen werden", erklärt Heitmann. Die Mitgliedsbeiträge der Deichhorster Handballer liegen bei rund 30.000 Euro im Jahr. Jugendliche zahlen laut Homepage 10,50 Euro, Erwachsene 15,50 Euro pro Monat, 213 Handballer sind beim TVD angemeldet. Der VSK, sagt Heitmann, steht zu dem Vertrag: "Wir als Bungerhofer zahlen immer schon mehr, als wir anteilig müssten. Wir sind auch bereit, das weiterhin zu machen. Ich gehe davon aus, dass beide Vereine ihre Verpflichtungen erfüllen bis Ende der Vertragslaufzeit am 31. Juli. Der TVD kann sich da nicht einfach rauslösen."

VSK kündigt Vertrag vorsorglich

Vorsorglich habe der VSK den Vertrag mit der HSG vor Jahresende – die Kündigungsfrist lief bis zum 31. Dezember – zum 31. Juli jedoch gekündigt. Der TV Deichhorst tat das nicht. "Bis zum 31. Juli besteht die HSG, solange läuft der bestehende Vertrag. Ich möchte betonen, dass unsere Kündigung vorsorglich und nicht endgültig ist. Unser Ziel ist es, weiter zu verhandeln. Aber augenblicklich weiß niemand, was dabei herauskommt. Mir persönlich würde es sehr leid tun, würde die HSG nicht fortgeführt. Ich saß damals mit Helmfried Unger zusammen und habe das in Gang gebracht", sagt Heitmann.

Für den langjährigen VSK-Vorsitzenden kommen die Querelen durch die Umbesetzung des TVD-Vorstandes zustande. "Deichhorst wurde jahrelang von einem Handballer geführt, den Turnern war das nicht immer ganz recht. Jetzt ist kein Handballer mehr im Vorstand, daher kommt es nicht ganz überraschend, gleichwohl bin ich sehr enttäuscht", sagt er.

Gespräche am Dienstag

Ob es am Dienstag eine Lösung gibt, ist ungewiss. "Wir warten ab, was da kommt", sagt Heitmann. Weitere Schritte sind noch nicht konkret geplant, Überlegungen gibt es aber, wie der VSK-Vorsitzende bestätigt: "Ich kann nicht sagen, ob sich der TVD bewegt. Wenn nicht, müsste rechtlich geprüft werden, wie es weitergeht. Dann müsste ich mich mit einem Rechtsanwalt besprechen, um Möglichkeiten zu klären. Wir haben da ja auch keine Erfahrung mit." Den Gang vor Gericht wollen sich die Beteiligten möglichst ersparen: "Ich hoffe nicht, dass es eine einstweilige Verfügung geben muss", sagt Janßen. Seit 48 Jahren engagiere er sich ehrenamtlich, seit 16 Jahren in verantwortlicher Position. "Aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Das hat mich alles sehr mitgenommen", erzählt Janßen.

Die Vorsitzende des TV Deichhorst, Corinna Hutfilter, war am Sonntag nicht zu erreichen. Der 2. Vorsitzende, Robert Hutfilter, äußerte sich jedoch: "Vorweg: Ich bin nicht Teil des Vorstandes und möchte von meiner Seite daher zu dem Thema nicht viel sagen. Eigentlich war Stillschweigen vereinbart bis zum Treffen am Dienstag. Was ich sagen kann, ist, dass wir den Handballbetrieb aufrechterhalten wollen. Ich kann auch bestätigen, dass es Probleme gibt, aber die wollen wir klären."

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