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Fußball-Regionalliga Heiner Radbruch über das Duell seiner Ex-Klubs SV Atlas und VfB Lübeck

Den SV Atlas Delmenhorst und den VfB Lübeck verbindet nicht allzu viel, ein Spieler hat aber schon für beide Vereine gespielt: Heiner Radbruch. Bei dem Ex-Profi ist die Vorfreude auf das Duell der Klubs groß.
10.03.2022, 19:00 Uhr
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Heiner Radbruch über das Duell seiner Ex-Klubs SV Atlas und VfB Lübeck
Von Christoph Bähr

Hans-Heinrich Radbruch hat das oft erlebt. Wenn abends im Stadion an der Lohmühle das Flutlicht anging und die leidenschaftlichen Fans des VfB Lübeck ordentlich Lärm machten, sah er sich die gegnerischen Spieler genau an und konnte ihre Nervosität spüren. "Die Lohmühle bei Flutlicht", sagt der 67-Jährige, "das ist schon eine besondere Atmosphäre. Da haben die Gegner Respekt bekommen, das konnte man richtig merken." Radbruch kennt sich im traditionsreichen Lübecker Stadion bestens aus, genauso wie im Delmenhorster Stadion. Der frühere Stürmer, den alle "Heiner" nennen, ist der einzige Spieler, der sowohl für den SV Atlas als auch für den VfB Lübeck aktiv war. An diesem Freitagabend (20 Uhr) treffen seine Ex-Vereine an der Lohmühle aufeinander, und die Vorfreude auf das Meisterrundenspiel in der Regionalliga ist bei Radbruch groß.

"Bei Atlas hatte ich meine schönste Zeit als Fußballer. Und auch beim VfB Lübeck habe ich mich sehr wohlgefühlt", sagt er. Gerne würde er das Spiel im Stadion verfolgen. Rund 100 Kilometer liegen zwischen seinem Wohnort Rethwisch, einer kleinen Gemeinde in Schleswig-Holstein, und Lübeck. Allerdings erholt sich Radbruch aktuell von einer Knie-Operation. "Ich bin noch nicht so gut zu Fuß, dass ich ins Stadion gehen kann", sagt der Rentner. "Aber ich werde das Spiel im Live-Stream anschauen."

Mehr als 2000 Fans erwartet

Da er beide Vereine mag, liegt Radbruchs Ergebnisprognose für die Partie nahe: "Ich tippe auf ein Unentschieden, ein 2:2." Die Lübecker seien allerdings für ihn leicht favorisiert, "weil sie den Heimvorteil im Rücken haben". Im Vorfeld wurden etwa 1700 Tickets abgesetzt, mehr als 2000 Zuschauer dürften es werden, denn die Abendkassen werden geöffnet. Aus Delmenhorst sollen mindestens 100 Gästefans kommen, aber die Lübecker Anhänger werden eindeutig in der Überzahl sein. "Wenn man diese besondere Flutlicht-Atmosphäre nicht gewohnt ist, kann sie eine Mannschaft ganz schön beeindrucken. Ich hoffe, dass die Delmenhorster Spieler damit zurechtkommen", sagt Radbruch.

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Als er von 1975 bis 1980 das blau-gelbe Trikot des SV Atlas trug, waren Spiele vor noch größerer Kulisse an der Tagesordnung. "Die Delmenhorster haben voll mitgezogen, die Atmosphäre war toll. Einmal haben wir beim VfB Oldenburg vor fast 16.000 Menschen gespielt", erinnert sich Radbruch. Der Stürmer wechselte vom Hamburger SV zum SV Atlas. Für den Bundesligisten hatte er nur ein Pflichtspiel bestritten: einen Kurzeinsatz im Uefa-Cup gegen Dynamo Dresden im Jahr 1974. "Ich war beim HSV leistungsmäßig dran, aber der damalige Präsident Peter Krohn wollte fertige Spieler und keine Talente. Das hat er auch an Trainer Kuno Klötzer weitergegeben", erzählt Radbruch. Der junge Stürmer bekam keine echte Chance und nahm daher ein Angebot des Atlas-Managers Peter Theis an.

Aufstieg mit Atlas

Gleich in Radbruchs erster Saison bei den Blau-Gelben stieg der SVA in die damals drittklassige Oberliga Nord auf. In der Saison 1979/80 spielten die Delmenhorster dann sogar um den Zweitliga-Aufstieg mit, erst am letzten Spieltag platzte der Traum durch eine 1:2-Niederlage bei den Amateuren von Werder Bremen. Radbruch erzielte 16 Saisontore und bildete mit Dimitrios Daras ein gefürchtetes Sturmduo. "Wir waren wirklich gut besetzt", betont er. Ein Angebot vom VfL Wolfsburg schlug der Torjäger aus. "Meine Frau wollte nicht nach Wolfsburg ziehen, in Delmenhorst und Bremen hatten wir uns einen Freundeskreis aufgebaut", erzählt Radbruch.

1980 verließ er Atlas dann doch. Der frühere Jugend-Nationalspieler wollte im heimischen Rethwisch ein Haus bauen, da kam das Angebot des VfB Lübeck gerade recht. Für die Lübecker hatte Radbruch 1973 schon einmal auf Leihbasis gespielt – zu der Zeit noch als Abwehrspieler, zum Stürmer wurde er erst später umgeschult. Für den VfB schoss er in der Oberliga direkt 19 Saisontore. Nach einem Außenbandabriss während der Spielzeit 1982/83 musste er seine Karriere dann mit gerade einmal 28 Jahren beenden. "Die Verletzung habe ich mir zugezogen, als ich im Training mit unserem Torwart kollidiert bin", sagt Radbruch. "So früh aufhören zu müssen war schon sehr bitter." Dass er weder beim VfB Lübeck noch beim SV Atlas vergessen wurde, freut ihn umso mehr. 2017 war er beim Treffen der SVA-Legenden, das Atlas-Fan Bert Drewes organisiert hatte. "Das war ein schönes Erlebnis", sagt Radbruch. "Ich denke immer gerne an die Zeit beim SV Atlas zurück."

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Die Atlas-Bilanz gegen Lübeck

Der SV Atlas Delmenhorst hat seit seiner Neugründung im Jahr 2012 noch nicht gegen den VfB Lübeck gespielt. Der alte SVA, der 1973 gegründet wurde und 1999 von der Bildfläche verschwand, bestritt insgesamt 14 Pflichtspiele gegen die Lübecker (sechs Siege, vier Unentschieden, vier Niederlagen). In der Oberliga verbuchten die Delmenhorster von 1977 bis 1983 sechs Siege, vier Unentschieden und zwei Niederlagen. In der Saison 1997/98 verloren sie in der Regionalliga beide Partien gegen Lübeck.

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