Als Marco Stefandl beim Trainingsauftakt des Fußball-Oberligisten SV Atlas Delmenhorst fehlte, ahnten einige Beobachter schon Böses. Der Allrounder trainierte bei der SpVgg Bayreuth mit, kam als Gastspieler in einer Testpartie zum Einsatz und erzielte dabei auch ein Tor. Ein Wechsel bahnte sich also an und die Befürchtungen haben sich nun bewahrheitet: Am Montagnachmittag verkündete der SV Atlas den Abgang Stefandls. Der 25-Jährige geht nach Bayreuth in die Regionalliga Bayern. Ebenfalls aus Delmenhorst verabschiedet hat sich Leo Weichert. Der Innenverteidiger, der aktuell noch an den Folgen einer Knie-Operation laboriert, wechselt zum FC Gütersloh in die Regionalliga West. Sowohl bei Stefandl als auch bei Weichert war der Vertrag ausgelaufen, beide hatten von Atlas ein Angebot für einen neuen Kontrakt erhalten.
Bei Stefandl hatten die Atlas-Verantwortlichen lange auf einen Verbleib gehofft, weil er auch beruflich in der Region Fuß gefasst hatte. Die Chance, nach Bayreuth und damit in seine Heimat Bayern zu wechseln, wollte sich der frühere Jugendspieler des FC Bayern München aber offenbar nicht entgehen lassen. "Seine ganze Familie wohnt in Zwiesel in Niederbayern. Künftig ist der Weg dorthin für Marco deutlich kürzer als bisher. Ich kann das nachvollziehen", erklärte Atlas-Sportchef Bastian Fuhrken. "Er konnte sich auch gut vorstellen, bei uns zu bleiben, und hätte nicht jedes Angebot aus der Regionalliga angenommen. Aber Bayreuth ist für ihn eben sehr attraktiv."
Vielseitig einsetzbar
Stefandl wechselte im Jahr 2020 von Hannover 96 zum SV Atlas. Insgesamt bestritt der etatmäßige Flügelstürmer im blau-gelben Trikot 71 Pflichtspiele, erzielte dabei zehn Tore und bereitete acht Treffer vor. Er wurde beim SVA direkt zum Leistungsträger und später auch zum Vize-Kapitän. Stefandls Vielseitigkeit kam Atlas oft zugute: Mal spielte er auf der offensiven Außenbahn, mal als Außenverteidiger und mal auf der Sechser oder Achter-Position. Stefandl habe sich "zu jedem Zeitpunkt 100-prozentig mit dem Verein identifiziert", heißt es in der Klubmitteilung. In der Kaderplanung war Stefandl für das zentrale Mittelfeld vorgesehen. Nach seinem Abgang werde für diese Position noch ein Ersatz gesucht, sagte Fuhrken, der bereits elf neue Spieler holte. In dieser Woche will der Sportchef zwei weitere Zugänge verkünden, ein Stefandl-Ersatz sei allerdings noch nicht dabei.

Leo Weichert (links) wechselt vom SV Atlas zum FC Gütersloh.
Weichert war nach seiner langen Ausfallzeit dagegen nicht fest eingeplant. Sein Wechsel verändert die aktuelle Kaderplanung nicht, dennoch hätte ihn Atlas gerne gehalten. "Wir hatten Leo angeboten, bei uns zu bleiben und wieder fit zu werden. Er hat auch darüber nachgedacht, aber sich jetzt anders entschieden", berichtete Fuhrken. Weichert kam 2022 aus der U19 des FC Schalke nach Delmenhorst und erkämpfte sich schnell einen Stammplatz in der Innenverteidigung. 14 Pflichtpartien absolvierte der 20-Jährige für die Delmenhorster und bereitete dabei ein Tor vor. Es wären sicher noch deutlich mehr Einsätze geworden, wenn Weichert nicht eine Meniskusverletzung ausgebremst hätte. Im Oktober 2022 musste er operiert werden und fiel anschließend für den Rest der Saison aus.
Momentan ist Weichert immer noch nicht ganz fit und kann voraussichtlich im August wieder ins Training einsteigen. Der Regionalliga-Aufsteiger FC Gütersloh hat trotz dieser Ungewissheit zugeschlagen. "Leo ist jung und hat sehr viel Potenzial. Er hat immer offen mit uns kommuniziert und möchte weiterhin in der Regionalliga spielen. Wir können das nachvollziehen und wünschen ihm zukünftig viel Erfolg", erklärte Fuhrken.
Hoffrogge vor Abschied
Wahrscheinlich sind Stefandl und Weichert nicht die letzten Atlas-Abgänge. Kapitän und Abwehrchef Dominic Volkmer hat dem Verein bereits mitgeteilt, dass er trotz bestehenden Vertrags gerne zu einem höherklassigen Klub wechseln würde. Bei Mittelfeldspieler Willem Hoffrogge steht ebenfalls im Raum, dass er Atlas verlässt. "Er studiert in den Niederlanden. In der vergangenen Saison ließ sich das gut mit dem Fußball vereinbaren, aber aktuell ist das nicht mehr so", sagte Fuhrken. Beim Testspiel gegen die U23 von Preußen Münster (4:3) in seiner Heimatstadt Wildeshausen schaute Hoffrogge nur zu. Sein Vertrag bei Atlas ist ausgelaufen. "Wir würden ihn sehr gerne halten", betonte Fuhrken. Es sieht aktuell aber eher danach aus, dass sich die Wege trennen. Hoffrogges Abgang wäre bitter. Der 22-Jährige wusste im zentralen Mittelfeld meistens zu überzeugen und war einer der wenigen Lichtblicke in der Atlas-Abstiegssaison.