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Traum-Einstand beim SV Meppen Marek Janssen: "Wenn ich Vertrauen spüre, dann treffe ich auch"

Marek Janssen hat gerade ein traumhaftes Drittliga-Debüt beim SV Meppen erlebt. Im Interview spricht der Stürmer über sein neues Leben als Fußball-Profi und Schützenhilfe für seinen Ex-Klub Atlas Delmenhorst.
18.01.2023, 20:00 Uhr
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Marek Janssen:
Von Christoph Bähr

Herr Janssen, bei Ihnen haben sich die Ereignisse in den vergangenen Wochen überschlagen. Am 5. Januar hat Sie der SV Meppen als Winterzugang präsentiert, am 15. Januar haben Sie Ihr Drittliga-Debüt als Einwechselspieler gegeben und in der Nachspielzeit das wichtige 1:1 bei Dynamo Dresden geschossen. Haben Sie das alles schon verarbeitet?

Marek Janssen: So langsam geht es. Jetzt sind ja seit dem Dresden-Spiel ein paar Tage vergangen. Aber direkt am Sonntag und auch am Montag habe ich das alles noch gar nicht richtig realisiert. Solch einen Einstand hätte ich mir nicht träumen lassen.

Kurz nach dem Tor konnte man Ihnen die ganze Freude ansehen. Ihr Jubellauf führte Sie vor die Kurve mit den Dynamo-Fans, die natürlich alles andere als erfreut waren.

Ich wusste in dem Moment gar nicht, was ich mache. Das waren einfach Emotionen.

Wie haben Sie sich vor der Partie auf Ihr Drittliga-Debüt vorbereitet?

Ich hatte vor dem Spiel nicht unbedingt damit gerechnet, dass ich von Anfang an spiele, aber schon damit, dass ich reinkomme. Ich dachte mir, dass ich bei einer Führung eingewechselt werden könnte, um vorne Bälle zu halten, oder bei einem Rückstand als zweiter Stürmer, um den Druck zu erhöhen. So ist es dann auch gekommen, aber dass ich gleich ein Tor schieße, daran habe ich vorher wirklich nicht gedacht.

22.800 Zuschauer haben das Spiel im Dresdener Rudolf-Harbig-Stadion verfolgt. Hatten Sie vorher jemals vor solch einer Kulisse gespielt?

Nein, gespielt hatte ich noch nie vor so vielen Menschen. Mit dem SV Atlas habe ich das DFB-Pokalspiel gegen Werder vor 41.500 Zuschauern im Weserstadion erlebt, aber leider war ich damals verletzt und konnte nur zusehen.

Wie war es nun, in Dresden vor solch einer Kulisse auf dem Rasen zu stehen. Haben Sie die Fans überhaupt wahrgenommen?

Bis zu meiner Einwechslung hatte ich die Kulisse schon im Blick. Auf dem Platz nimmt man es dann aber nicht mehr richtig wahr.

Ist das 1:1 in Dresden für den SV Meppen als Erfolg zu werten?

Ja, auch wenn Dresden in der Tabelle nicht so weit vorne steht, wird die Mannschaft hoch gehandelt. Wir sind dort gut aufgetreten, und der Punkt war hochverdient. Darauf können wir aufbauen, aber dürfen uns natürlich nicht darauf ausruhen. Es war ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Ihr neuer Verein liegt auf dem letzten Tabellenplatz, der Abstand zu den Nichtabstiegsrängen beträgt drei Punkte. Wie groß ist die Hoffnung auf den Klassenerhalt innerhalb der Mannschaft?

Die Hinrunde ist nicht einmal ganz vorbei, wir haben noch 20 Spiele. Da ist natürlich alles noch möglich, und aufzugeben ist ohnehin keine Option. Wir haben einen sehr guten Kader, und momentan sind sogar mehrere Spieler verletzt. Wenn wir an die Leistung von Dresden anknüpfen, als Team auftreten und füreinander kämpfen, können wir den Klassenerhalt schaffen.

Sollte der SV Meppen aus der dritten Liga absteigen, würde es eine Etage tiefer in der Regionalliga Nord einen zusätzlichen Absteiger geben. Mit dem Klassenerhalt würden Sie also auch Ihren Ex-Vereinen Atlas Delmenhorst und Blau-Weiß Lohne helfen. Ist das eine kleine Zusatzmotivation für Sie?

Ja, definitiv. Den Lohnern habe ich bei meinem Wechsel deutlich gesagt, dass ich mit dem SV Meppen für den Klassenerhalt kämpfen werde und ihnen damit auch helfen möchte. Ein Absteiger weniger in der Regionalliga Nord wäre für Lohne und Atlas natürlich positiv.

Haben Sie nach Ihrem Tor in Dresden auch Glückwünsche aus Delmenhorst und Lohne erhalten?

Ja, sehr viele. Ich habe nach dem Spiel mehr als 100 Whatsapp-Nachrichten bekommen, dazu noch weitere bei Instagram. Da waren auch viele aus Delmenhorst und Lohne dabei. Ich habe mich sehr darüber gefreut.

Nach Ihrem Weggang aus Delmenhorst haben Sie für Lohne während der laufenden Saison in zwölf Ligaspielen acht Tore erzielt. Wie kam dann der Kontakt zum SV Meppen zustande?

Ich denke, dass die Torquote den SV Meppen auf mich aufmerksam gemacht hat. Über meinen Berater kam die Anfrage, ob ich dort ein Probetraining machen möchte. Da habe ich natürlich gesagt: Sehr gerne!

Sie haben mehrfach in Meppen mittrainiert, waren auch als Gastspieler in einem Testspiel gegen die Bundesliga-Profis von Werder Bremen dabei, wussten aber lange Zeit nicht, ob es mit einem Wechsel wirklich klappt. Wie haben Sie diese Übergangsphase erlebt?

Das war schon ein Gefühlschaos für mich. Ich hatte zwar ein gutes Gefühl, weil ich mich im Training gut präsentiert habe, aber musste eben abwarten, was der Verein macht. Ganz sicher sein konnte ich mir nicht, dass es klappt. Als der Wechsel dann fix war, war ich sehr glücklich.

Ist es Ihnen schwergefallen, Blau-Weiß Lohne nach einem halben Jahr schon wieder zu verlassen?

Ich hatte eine schöne Zeit in Lohne. Das lag zum einen daran, dass die Teamkollegen eher Freunde für mich waren als Mitspieler. Zum anderen lag es an Trainer Henning Rießelmann, der inzwischen leider nicht mehr im Amt ist. Er hat mir sehr viel Vertrauen gegeben, und wenn ich Vertrauen spüre, dann treffe ich auch. Ohne Henning wäre ich jetzt nicht in der dritten Liga. Und wenn er noch Trainer in Lohne wäre, wäre mir der Wechsel nach Meppen deutlich schwerer gefallen. Auch dann hätte ich die Chance, in der dritten Liga zu spielen, aber wahrscheinlich nutzen wollen.

Wie groß ist die Umstellung von der Regionalliga auf die dritte Liga?

Die ist schon enorm. Ich bin jetzt Profi-Fußballer und lasse mein Studium erst einmal ruhen. Wir trainieren meist sechsmal pro Woche und auch oft zweimal am Tag. In Delmenhorst habe ich in der Regel viermal pro Woche trainiert, in Lohne dreimal. Das ist jetzt eine ganz andere Hausnummer. Das Niveau im Training ist höher, und auch körperlich ist es eine Umstellung. Ein paar Wehwehchen habe ich manchmal, aber ich komme immer besser rein.

Sie stammen aus Jemgum und sind somit ein waschechter Ostfriese. Ist es für Sie etwas Besonderes, für den ostfriesischen Vorzeigeverein SV Meppen zu spielen?

Ja, das ist für mich einfach überragend. Zwei meiner Cousins sind große Fans des SV Meppen. Einer war auch in Dresden dabei. Überhaupt gehen viele meiner Verwandten und Freunde regelmäßig in Meppen ins Stadion. Dass ich dort jetzt spielen darf, ist für mich ein besonderes Gefühl. Vor fünf Jahren habe ich schon einmal ein Probetraining beim SV Meppen gemacht. Damals spielte ich noch in der Landesliga und habe selbst gemerkt, dass der Sprung für mich zu groß gewesen wäre. Kurz darauf bin ich stattdessen nach Delmenhorst gewechselt. Bisher bin ich auch noch nie zu einem Verein gegangen, bei dem ich ein Probetraining absolviert habe. Das war jetzt zum ersten Mal der Fall, und für mich ist es toll, dass es im zweiten Anlauf in Meppen geklappt hat. Noch vor einem halben Jahr hätte ich niemals damit gerechnet, mal in der dritten Liga zu spielen.

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Zur Person

Marek Janssen (25)

spielte von 2019 bis 2022 für den SV Atlas Delmenhorst und schaffte mit dem Verein den Aufstieg in die Fußball-Regionalliga Nord. Vor der laufenden Saison wechselte der Stürmer zum Regionalliga-Aufsteiger Blau-Weiß Lohne, den er während der Winterpause wieder verließ, weil ihn der Drittligist SV Meppen verpflichtete.

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