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Fußball-Oberliga Nach Bersenbrück-Vorfall: Was Atlas Delmenhorst an der Strafe ärgert

Da Fans Bierbecher in Richtung gegnerische Trainerbank warfen, muss der SV Atlas Delmenhorst eine Geldstrafe bezahlen. Dass der Gegner TuS Bersenbrück nicht bestraft wird, sorgt für Unverständnis.
26.03.2024, 20:10 Uhr
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Nach Bersenbrück-Vorfall: Was Atlas Delmenhorst an der Strafe ärgert
Von Christoph Bähr
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Eine Geldstrafe in Höhe von 100 Euro sowie 30 Euro Verwaltungsgebühren – zusammen 130 Euro muss der SV Atlas Delmenhorst nach Informationen des DELMENHORSTER KURIER bezahlen, weil Fans während der 1:3-Niederlage beim TuS Bersenbrück mit Bierbechern in Richtung der gegnerischen Trainerbank warfen. Wegen dieser Vorfälle unterbrach Schiedsrichter Maximilian Nie-Hoegen das Fußball-Oberliga-Spiel zwischen den beiden Klubs am 20. März für etwa 25 Minuten. Die Geldbuße erscheint auf den ersten Blick zwar moderat, doch Unverständnis herrscht beim SV Atlas darüber, dass Gegner Bersenbrück ohne Strafe davonkommt. "Jetzt sieht es wieder so aus, als wenn nur die Delmenhorster die Bösen wären. Den Vereinen wird insgesamt immer mehr aufgebürdet, und das ärgert mich", sagt der Sportliche Leiter Bastian Fuhrken. Ob Atlas gegen die Strafe vorgeht, soll nun im Vorstand besprochen werden.

Wofür wurde die Geldstrafe verhängt?

Im Kern geht es darum, dass zwei Atlas-Anhänger den Bersenbrücker Trainer Tobias Langemeyer und den Sportlichen Leiter Thorsten Marunde-Wehmann mit Bier übergossen beziehungsweise mit vollen Bierbechern bewarfen. Wegen dieser Vorfälle wurde die Geldstrafe verhängt, wie Oberliga-Staffelleiter Burkard Walden bestätigt. Atlas hat sich dazu in einer Erklärung bereits positioniert und geschrieben: "Man wirft nichts auf das Spielfeld, auch oder schon gar kein Bier. Wir als SV Atlas Delmenhorst nehmen von solchen Aktionen deutlich Abstand." Die betreffenden Fans konnten laut Fuhrken bislang nicht ermittelt werden. Sollte das noch gelingen, drohen ihnen Strafen vonseiten des Vereins.

Was ist mit dem Bersenbrücker Spieler, der die Fans provoziert haben soll?

Die Delmenhorster wiesen in ihrem Statement auch darauf hin, dass Provokationen eines Bersenbrücker Auswechselspielers zu der Reaktion der Fans geführt hätten. Der Akteur habe die Gästeanhänger nach dem Tor zum 2:0 mit "Gesten und Ausrufen weit außerhalb des guten oder schlechten Geschmacks" provoziert. Dieses Verhalten rechtfertige zwar keinesfalls die Becherwürfe, müsse aber ebenfalls sanktioniert werden, betont Fuhrken. Laut Staffelleiter Walden gab es keine Strafe gegen einen Bersenbrücker Spieler, weil der Schiedsrichter in seinem Spielbericht zwar eine mögliche Provokation erwähnt, aber keinen verantwortlichen Akteur benennt. Das Verhalten der Atlas-Fans sei dagegen im Bericht klar geschildert worden. "Und eine Provokation sorgt natürlich nicht dafür, dass man ungestraft davonkommt", unterstreicht Walden.

Übrigens wird der TuS Bersenbrück keine interne Strafe gegen den vermeintlichen Provokateur aussprechen. "Wir haben keine obszönen Gesten oder Ähnliches gesehen – auch nicht, als wir uns die Szenen noch einmal im Online-Stream angeschaut haben. Das schließt nicht aus, dass so etwas trotzdem passiert ist, aber wir können jetzt natürlich niemanden dafür bestrafen", erklärt Marunde-Wehmann. Es habe eine Besprechung mit der Mannschaft gegeben. "Dabei haben wir ganz klar gesagt, dass mögliche Provokationen einfach dumm und unnötig gewesen wären, sind aber im Konjunktiv geblieben", berichtet der Sportliche Leiter.

Warum muss der TuS Bersenbrück keine Strafe bezahlen?

Für Unverständnis bei vielen Delmenhorstern sorgte die Tatsache, dass sich der Gästebereich in direkter Nähe zur Bersenbrücker Trainerbank befand. "Die Sicherheitsvorkehrungen vor Ort waren nicht richtig durchdacht, und dafür war der Heimverein verantwortlich. Aus meiner Sicht waren auch nicht genügend Ordner beim Spiel", sagt Atlas-Sportchef Fuhrken. Staffelleiter Walden sieht dagegen keine Versäumnisse auf Bersenbrücker Seite: "Da gehen zwei Fans zur Bank und überschütten gegnerische Verantwortliche mit Bier. Wie soll man das als ausrichtender Verein verhindern?"

Laut Marunde-Wehmann hat der TuS Bersenbrück am Spieltag die Information erhalten, dass von den Atlas-Fans kein besonderes Risiko ausgehe. "Daraufhin war keine strikte Fantrennung mehr vorgesehen. Es war lediglich so, dass die eine Seite des Platzes für die Delmenhorster Anhänger gedacht war", sagt der Sportliche Leiter. Die Fans, die mit Bierbechern warfen, standen laut Marunde-Wehmann ohnehin nicht direkt bei der Trainerbank. "Die waren rund 50 Meter entfernt und kamen angelaufen. Ich habe dann einen vollen Bierbecher abbekommen, und unserem Trainer wurde Bier ins Gesicht geschüttet. Es sind auch noch andere Gegenstände geflogen", sagt er. Nach der 25-minütigen Spielunterbrechung zog die Bersenbrücker Bank auf die andere Seite des Platzes um.

Wie geht es nun weiter?

In Bersenbrück wollen sie die Geschehnisse abhaken. "Man sollte das Ganze auch nicht überbewerten. Die Atlas-Verantwortlichen haben sich sofort deeskalierend verhalten, und das Thema war dann schnell erledigt. Insgesamt war es doch ein gelungener Fußballabend mit fast 1000 Zuschauern", betont Marunde-Wehmann. Laut Staffelleiter Walden wirkte es sich positiv auf das Strafmaß aus, dass der SV Atlas deeskalierend eingriff. Ein Spielabbruch habe nicht gedroht. Er habe daher auch selbst die Geldbuße verhängt und nicht noch das Sportgericht angerufen, das härtere Strafen aussprechen darf, sagt Walden. Fuhrken lobt die gute Zusammenarbeit mit dem TuS Bersenbrück und der Polizei direkt nach dem Vorfall. Der SV Atlas bedankte sich in seiner Erklärung zudem dafür, dass diffamierende Banner der Heimfans umgehend abgehängt und Stadionverbote ausgesprochen worden seien.

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