Der SV Atlas Delmenhorst steht im Finale des Niedersachsenpokals der Amateure. Nach einem ebenso souveränen wie unspektakulären 3:0 (1:0)-Sieg beim klassentieferen SC Melle 03 treffen die Blau-Gelben am 25. Mai auswärts auf den Oberliga-Rivalen VfV Borussia 06 Hildesheim. Dieser setzte sich im parallelen Halbfinale im Elfmeterschießen gegen Lupo-Martini Wolfsburg durch. "Der dritte Einzug ins Finale seit 2019 zeigt, dass uns der Pokal liegt und wir immer geil auf den Pokal sind", sagte Sportchef Bastian Fuhrken nach dem Abpfiff.
Coach Dominik Schmidt wechselte im Vergleich zum 1:0-Sieg gegen Rehden auf vier Positionen: Justin Dähnenkamp startete auf dem linken Flügel für Ousman Touray (Bank), zudem rückte Kapitän Mustafa Azadzoy nach überstandener Verletzung für den zuletzt nahezu durchspielenden Tom Trebin (Bank) auf die Zehn. Yuri Backhaus übernahm die Sechserposition von Philipp Eggersglüß, der nicht im Kader stand. Als Sturmspitze lief dieses Mal wieder Phil Gysbers für Steffen Rohwedder (Bank) auf. Die Meller führte Jan Lehmkuhl auf das Feld. Dieser trat im Trikot des VfL Wildeshausen oft gegen Atlas an – unter anderem 2015 beim 1:1 vor 4000 Zuschauern im Wildeshauser Krandelstadion, als der VfL statt Atlas in die Landesliga aufstieg.
Atlas dominiert Anfangsphase
Der Delmenhorster Anhang begrüßte seine Elf mit einer blau-gelben Choreografie. „Mit wehender Fahne ins Finale“ stand in Gelb auf Blau auf einem Spruchband, dahinter schwenkten die mitgereisten Fans blaue und gelbe Fahnen sowie die Stadtflagge. Im ersten Durchgang spielte die Schmidt-Elf auf ihre Fans zu. Dieser begann aufgrund von Anreiseproblemen wegen Oster-Staus rund 20 Minuten später als angedacht.
Die Gästefans sahen bereits nach drei Minuten die erste Chance: Dähnenkamp setzte eine Direktabnahme aus 16 Metern über den Kasten. Knapper segelte ein abgefälschter Freistoß von Ibrahim Temin am Kreuzeck vorbei (5.). Seinen nächsten Versuch fischte Florian Munz aus dem Winkel zur Ecke (13.). Die verdiente Führung fiel eine Zeigerumdrehung später: Nach einem Einwurf schüttelte Dähnenkamp seinen Gegenspieler auf dem Flügel ab, zog in den Strafraum und legte das Leder an den langen Pfosten, wo Shamsu Mansaray zum 1:0 einschob (14.). Unbeschadet überstand Gysbers derweil den Sturz nach einem fairen Bodycheck kopfüber auf die erste Sitzplatzreihe (17.) – so gefährlich wurde es für das Tor des Oberligisten im ersten Durchgang nicht.
Atlas verwaltet Führung
Melle wurde Mitte der ersten Halbzeit zwar aktiver und attackierte die Delmenhorster früher, nachdem der Landesligist zuvor mit allen Mann tief in der eigenen Hälfte gestanden hatte, doch gefährlich wurde er nicht. Die Blau-Gelben handhabten das Pressing souverän und kombinierten sich unaufgeregt in die gegnerische Hälfte, auch wenn weitere Chancen vorerst ausblieben. Seinen ersten und einzigen Torschuss verbuchte der Gastgeber per Freistoß nach einem durchaus harten Foul von Backhaus, der dafür Gelb sah, in der 41. Minute. Doch Damian Schobert fing den harmlosen Schlenzer von Rene Heitkamp. Melle hatte seine Anfangsnervosität und Passivität nun jedoch vollends abgelegt. Die Souveränität der Blau-Gelben aus den ersten 20 Minuten war dahin, die Schmidt-Elf brachte die knappe Führung dennoch in die Pause. "Wir haben nach dem 1:0 nur verwaltet und den Ball laufen lassen und es verpasst, auf das zweite Tor zu gehen. So lässt man den Gegner im Glauben, dass noch etwas geht, auch wenn rein optisch eigentlich nichts ging", schilderte Schmidt.
Der Atlas-Coach nahm zur Pause den vorbelasteten Backhaus vom Feld und brachte Trebin. Direkt nach dem Seitenwechsel kam Gysbers unverhofft zu einer Großchance. Ein Meller Verteidiger passte zurück zum Keeper, doch der eigene Mitspieler stand im Weg. Von diesem prallte das Leder vor die Füße des Atlas-Angreifers, der kurz vor Munz das Spielgerät jedoch nicht am Keeper vorbeibekam (47.). Melle riskierte nun mehr und setzte Atlas unter Druck. Die Delmestädter diskutierten auf dem Feld viel miteinander, waren entsprechend unzufrieden. Gefährlich wurde es nach einer Stunde nach einer scharfen Lehmkuhl-Hereingabe, doch Fenski klärte vor dem eigenen Kasten.
Der Atlas-Trainer reagierte auf die mäßige Leistung und die hohe Belastung der vergangenen zwei Wochen mit dem fünften Spiel binnen 17 Tagen und brachte nach einer guten Stunde Leonit Basha, Steffen Rohwedder und Ousman Touray für Gysbers, Azadzoy und Dähnenkamp.
Rot und Elfmeter
Die entscheidende Szene spielte sich in der 65. Minute ab. Mansaray behauptete den Ball in der eigenen Hälfte, ein Meller blieb dabei liegen. Der Stürmer hatte seinen Gegenspieler bei einer Drehbewegung leicht mit der Hand im Gesicht getroffen. Der Landesligist forderte vehement einen Freistoß und war unsortiert. Über Basha gelangte das Leder zu Touray, der im Strafraum von Maurice Poerschke umgerissen wurde. Der Verteidiger sah die Rote Karte, Trebin verwandelte den fälligen Elfmeter locker zum 2:0.
Atlas hatte nun alles unter Kontrolle. Mansaray verpasste das 3:0 nach einer Touray-Flanke am langen Pfosten (76.), Munz rettete danach zweimal im Eins-gegen-Eins gegen Touray (79./80.), ehe Rohwedder einen Touray-Querpass im leeren Kasten unterbrachte – 3:0 (85.). "Wir haben es in der zweiten Halbzeit etwas besser gemacht und am Ende souverän und auch in der Höhe verdient gewonnen. Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden", bilanzierte Atlas-Trainer Schmidt.