Dominik Schmidt und Kristian Arambasic nahmen sich nach der Pressekonferenz herzlich in die Arme und tauschten ein paar warme Worte aus. Die Stimmung war freundschaftlich zwischen dem Trainer des Fußball-Oberligisten SV Atlas Delmenhorst und seinem Kollegen vom BSV Rehden, doch die Gefühlswelten der beiden hätten am Donnerstagabend kaum unterschiedlicher sein können. "Für uns ist der Zug nach oben jetzt abgefahren", musste Arambasic zähneknirschend konstatieren. Beim SV Atlas ist die Hoffnung auf den Wiederaufstieg in die Regionalliga dagegen nach dem hart erarbeiteten 1:0 (0:0)-Heimsieg über den Mitabsteiger Rehden weiter gewachsen. "Was die Mannschaft Woche für Woche leistet, kann man gar nicht hoch genug bewerten. Neun Siege aus den vergangenen zehn Spielen – das muss man erst einmal schaffen", betonte Schmidt.
Der TuS Bersenbrück belegt den Relegationsplatz zwei, direkt dahinter liegen die Delmenhorster punktgleich auf Rang drei. Mit Germania Egestorf-Langreder patzte zudem ein Rivale: Der Tabellenfünfte verlor mit 0:1 beim SSV Vorsfelde. Dass der SV Atlas gegen Rehden keine Punkte abgab, lag auch daran, dass der Matchplan aufging. Die Startaufstellung veränderte sich im Vergleich zum 6:1-Erfolg beim SV Ramlingen-Ehlershausen nur auf zwei Positionen: Joel Schallschmidt ersetzte erwartungsgemäß den verletzten Florian Stütz im defensiven Mittelfeld, und Steffen Rohwedder erhielt im Sturmzentrum den Vorzug vor Phil Gysbers. Die Herangehensweise der Blau-Gelben war allerdings anders als in anderen Heimspielen: Sie standen etwas tiefer als sonst und agierten abwartender.
Was Atlas-Coach Schmidt vorhatte
Schmidt hatte Rehdens vorherige 0:1-Niederlage gegen Egestorf-Langreder analysiert und seine Schlüsse daraus gezogen. "Da haben sie immer wieder gefährliche Steilpässe auf ihre schnellen Spitzen gespielt. Indem wir tiefer standen, konnten wir diese Pässe verhindern und sie dazu zwingen, den Ball nach außen zu spielen", erklärte der Atlas-Coach und fügte hinzu: "Die Jungs haben unseren Plan top umgesetzt." Die Kehrseite der erfolgreichen Atlas-Taktik: Lange Zeit neutralisierten sich beide Mannschaften. Bis auf ein paar Halbchancen bekamen die 770 Zuschauer im Delmenhorster Stadion zunächst wenig zu sehen.
"Das Spiel war sehr intensiv, aber wenig hochklassig. Das gab der Platz allerdings auch nicht her", sagte Rehdens Coach Arambasic. In der Tat versprangen den Akteuren viele Bälle. Immerhin zwei große Möglichkeiten erspielten sich die Teams vor der Pause dann doch noch. In der 33. Minute legte Schallschmidt per Kopf für Rohwedder ab, der aus wenigen Metern über das Tor schoss. "Da hätten wir schon das 1:0 machen müssen", sagte Schmidt. Neun Minuten danach verlor Atlas-Kapitän Philipp Eggersglüß den Ball in der Vorwärtsbewegung, zuvor war er nach einem Foul mehrere Minuten lang wegen Nasenblutens behandelt worden. Seinen Fehler nutzten die Gäste, um doch einmal schnell in die Spitze zu spielen, sodass Mateus Ajala Cardoniz frei auf das Atlas-Tor zulief, dann jedoch weit daneben schoss.
Mansaray verdient sich sein Tor
"In der zweiten Hälfte haben wir noch einmal was draufgelegt", lobte Schmidt sein Team. Atlas war nun überlegen. Nach einem weiten Pass, den Rohwedder trotz eines Fouls spielte, setzte sich Shamsu Mansaray gut durch und hatte Pech, dass sein Schuss vom Innenpfosten wieder ins Feld prallte (52.). Mansaray war der gefährlichste Delmenhorster Offensivspieler und schoss folgerichtig auch das Tor des Tages: Ibrahim Temin legte quer, und der Ex-Rehdener erzielte mit einem Flachschuss das umjubelte 1:0 (67.). Zuvor hatte auf der Gegenseite Tony Rudy Lesueur aus guter Position verzogen (62.).
In der Schlussphase warfen die Gäste zwar alles nach vorne, doch ernsthaft in Gefahr gerieten die Delmenhorster nicht mehr. "Atlas hat verdient gewonnen. Sie haben ein paar Prozentpunkte mehr an den Tag gelegt und haben auch das Selbstvertrauen, das uns derzeit ein bisschen fehlt", sagte Arambasic. Sein Gegenüber Schmidt resümierte: "Es war das erwartet schwere Spiel gegen einen starken Gegner. Wir waren von der ersten Sekunde an voll da, hatten ein gutes Positionsspiel und haben den Ball gut laufen lassen."
Der Atlas-Coach hätte also rundum zufrieden sein können, aber eine Sache ärgerte ihn: Raoul Cissé sah in der 77. Minute seine fünfte Gelbe Karte und ist somit für das Spitzenspiel gegen den Tabellenführer Kickers Emden am 6. April im Delmenhorster Stadion gesperrt. Im Niedersachsenpokal-Halbfinale am Montag (15 Uhr) beim SC Melle 03 darf der Innenverteidiger eingesetzt werden. Cissé hatte den Ball in der Hand, um einen Einwurf auszuführen. Gegenspieler Cardoniz dauerte das offenbar zu lange, er wollte Cissé den Ball entreißen, sodass es zu einer kleinen Rangelei kam. Schiedsrichter Benjamin Schmidt zeigte beiden die Gelbe Karte. "Das war nicht korrekt. Raoul hat nur den Ball festgehalten und sonst nichts gemacht", sagte Schmidt.