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SV Atlas Delmenhorst Bastian Fuhrken zieht Zwischenbilanz: "Die Punkte sprechen für sich"

Absturz, Trainerwechsel, Auferstehung: Hinter dem SV Atlas Delmenhorst liegt die unruhigste Hinrunde seit der Neugründung. Im Interview blickt Sportvorstand Bastian Fuhrken zurück und spricht über neue Ziele.
11.12.2024, 17:16 Uhr
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Bastian Fuhrken zieht Zwischenbilanz:
Von Christoph Bähr

Herr Fuhrken, für Sie persönlich ist es eine besondere Saison. Nach acht Jahren haben Sie im Sommer den Posten des Sportlichen Leiters abgegeben. Sie sind jetzt "nur" noch 2. Vorsitzender und Sportvorstand. Wie hat die Umstellung geklappt?

Bastian Fuhrken: Die Umstellung war schwierig. Ich bin wahrlich keine Vorzeigeperson, wenn es darum geht, Dinge abzugeben. Ich bin mit viel Leidenschaft dabei und habe mich ungerne von der Rolle als Sportlicher Leiter getrennt. Es hat enorm geholfen, dass zwischen Stephan Ehlers (dem neuen Sportlichen Leiter, Anm. d. Red.) und mir schnell ein sehr hohes Maß an Vertrauen da war. Wir machen jetzt vieles zusammen, ich bin in vielen Gesprächen dabei. Ich will mich da auch gar nicht ganz rausnehmen. Das meiste Geld im Verein geben Stephan und ich aus. Da ist es gut für den SV Atlas, wenn ein Vier-Augen-Prinzip herrscht, das habe ich mir immer so gewünscht. Vorher habe ich natürlich auch mit anderen Rücksprache gehalten, musste aber letztlich alleine entscheiden.

Sie wollten mehr Zeit für andere Dinge haben. Das dürfte aber kaum geklappt haben, denn die bisherige Saison verlief turbulent mit dem Absturz auf den letzten Platz und dem Trainerwechsel. War es die unruhigste Hinrunde seit der Neugründung des SV Atlas?

Ja, ich denke schon. Erst einmal haben wir so früh den Trainer gewechselt. Damals musste Michael Müller gehen, aber da war ich noch nicht so involviert. Ansonsten verlief die Hinrunde zumeist relativ entspannt, weil vieles in der Vorbereitung schon erledigt wurde und dann alles seinen Gang ging. Im Juli war es mein Plan, kürzerzutreten. Dieser Plan wurde durch die ersten Spiele aber schon komplett über den Haufen geworfen. Eigentlich sollte Stephan Ehlers nach und nach reinkommen und eine Bindung zur Mannschaft sowie zum Trainerteam aufbauen. Ich wollte mich mehr zurückziehen, doch das ging in unserer prekären Lage gar nicht. Erst jetzt bin ich in der Situation, in der ich eigentlich schon seit Saisonbeginn sein wollte. Ich bin mehr in der Beobachterrolle und wir kommunizieren viel. Allmählich kann ich mich mehr um langfristige Dinge kümmern, zum Beispiel um Gespräche mit der Stadt.

Der Trainerwechsel von Dominik Schmidt zu Key Riebau ist Ihnen sehr schwergefallen. Seitdem gab es sieben Siege in acht Spielen. Also war die Entscheidung richtig?

Die Trennung wollte keiner von uns im Verein, aber die Punkte sprechen jetzt für sich. Es war die richtige Entscheidung für den SV Atlas und für Key Riebau. Wir mussten einfach etwas machen als Verein. Vor zweieinhalb Wochen habe ich mich noch einmal mit "Dome" Schmidt getroffen. Ich habe ihm erneut versichert, dass die Trennung nichts mit menschlichen Aspekten zu tun hatte, sondern nur damit, dass wir Tabellenletzter waren. Dass wir in der Oberliga auf dem letzten Platz lagen, konnte ich nicht akzeptieren. Vom Budget her gehören wir in die Top Fünf der Liga. Der Verein gibt uns also sehr viel, daher müssen wir auch etwas zurückgeben.

Riebau hat auf ein 4-4-2 mit Mittelfeldraute umgestellt, das scheint der Mannschaft perfekt zu liegen. Sie hatten diese Grundordnung schon vor der Saison als mögliche Alternative genannt. Ist das System wirklich so wichtig?

Wir haben die Qualität im Mittelfeld, um dieses System zu spielen. Das haben die Jungs jetzt eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Dass wir vorne mit zwei Spitzen agieren, tut uns auch gut. Die zwei Stürmer unterstützen sich. Ich denke, die Grundordnung ist enorm wichtig im Fußball. Man braucht ein System, das die Mannschaft verinnerlicht. Dazu kommen noch ein, zwei andere Systeme, die man im Training einstudiert, damit man auch mal umstellen kann. Mit einer festen Grundformation stimmen die Abläufe. Bei der Wahl des Systems ist ganz entscheidend, was für ein Kader vorhanden ist. Ohne Mansaray und Touray haben wir in dieser Saison keine Außenstürmer mehr, also müssen wir anders spielen. Ein guter Trainer muss flexibel in seiner Spielweise sein. Bayern München kann sich einfach die Spieler kaufen, die zum System passen. Aber wir können auf dem Spielermarkt nicht immer so agieren, wie wir gerne möchte. Daher muss man sich immer fragen: Was für Spieler habe ich und was ist für sie am besten?

Im Sommer haben Sie trotz der namhaften Abgänge betont, dass der Kader mindestens so stark sei wie in der Vorsaison. Haben Sie diese Aussage zwischenzeitlich schon bereut, als Atlas auf dem letzten Platz stand?

Nein, bereut habe ich das nicht, aber diese Aussage wurde mir oft vorgehalten. Jetzt bin ich umso stolzer auf die Jungs, weil sie bewiesen haben, dass sie es können und dass meine Aussage nicht von ungefähr kam. Was die Jungs draufhaben, war aber auch vor dem Trainerwechsel schon zu sehen. Es gab Spiele wie gegen Schöningen, die auf des Messers Schneide standen. Auch als wir Letzter waren, habe ich bei Vorstandssitzungen immer betont, dass wir da unten rauskommen werden, weil wir zu viel Qualität haben, um abzusteigen.

Durch die jüngsten Siege ist der SV Atlas auf Platz fünf geklettert. Der Relegationsrang zwei ist aktuell vier Punkte entfernt. Ursprünglich war das offizielle Ziel nach dem Regionalliga-Abstieg im Jahr 2023, innerhalb von zwei Jahren in die Viertklassigkeit zurückzukehren. Mit welcher Zielsetzung geht es nun ins neue Jahr?

Wir haben gesehen, was machbar ist. Nach der Winterpause wollen wir beim HSC Hannover drei Punkte holen. Dann kommt die U23 von Eintracht Braunschweig. Wir wollen gleich im Februar die maximale Punkteausbeute einfahren. Ich bin da voll bei unserem Trainer und gucke von Spiel zu Spiel. Die Liga ist extrem ausgeglichen. Das sieht man daran, dass wir mit unserem Punkteschnitt von rund 1,5 pro Spiel so weit oben stehen. Normalerweise würde man damit weiter hinten liegen. Dazu ist die Tabelle schief, einige Teams haben weniger Spiele absolviert. Klar ist: Wir müssen noch sehr viele Punkte holen, um die Chance zu haben, oben mitzumischen. Das werden wir versuchen, denn wir sind kein Verein, der sich schnell zufrieden gibt. Wir haben immer Ambitionen und wollen erfolgreich sein.

Sind Neuverpflichtungen für den Winter geplant?

Es werden neue Spieler kommen, davon gehe ich aus. Es werden auch Spieler gehen.

Für welchen Bereich suchen Sie Verstärkungen?

Da ist nichts ausgeschlossen. Nur im Zentrum herrscht eher kein Bedarf. In der Defensive standen wir zuletzt sehr gut, doch auch dort könnte sich was tun. Michael Yeboah steht uns weiterhin nicht zur Verfügung. Er hat Probleme mit der Patellasehne. Da ist es schwer, zu sagen, wie lange das genau dauert. Im Angriff steht ein Fragezeichen hinter Justin Dähnenkamp. Er muss sich einem Eingriff am Sprunggelenk unterziehen. Erst danach sehen wir, wie lange er fehlt. Sicherlich werden auch Spieler das Gespräch mit uns suchen, weil sie seit dem Trainerwechsel wenig Einsatzzeit bekommen haben und wechseln wollen. Große Hoffnung setzen wir zudem in Philipp Eggersglüß, der sich nach seiner Verletzung im Aufbautraining befindet und im Winter wieder einsteigen soll. Wir hoffen, dass er zur alten Stärke findet. In der Rückrunde der vergangenen Saison war er einer der besten Spieler. Mit seiner Vielseitigkeit könnte er uns enorm helfen – ob als Innenverteidiger, als Sechser oder als Achter.

Als der SV Atlas völlig unerwartet auf dem letzten Platz stand, herrschte auch im Umfeld große Unruhe. Wie nehmen Sie die Stimmung aktuell wahr?

Jetzt ist die Stimmung positiv. Natürlich war die Lage angespannt, aber man hat die Unterstützung immer gespürt. Einiges wurde hinterfragt und ich wurde auch darauf angesprochen, aber das ist ja normal. Inzwischen würde ich sogar sagen, es herrscht Aufbruchstimmung. Wir genießen bei unseren Fans ein hohes Vertrauen, darüber freuen wir uns sehr. Allerdings könnte der Zuschauerschnitt besser sein.

Mit durchschnittlich etwa 550 Fans pro Heimspiel ist der SV Atlas immer noch führend in der Oberliga Niedersachsen. Vor ein paar Jahren war das Ziel allerdings, dass sich der Schnitt wieder in Richtung 1000 bewegt.

Auch wenn wir in der Oberliga vorne liegen, sind wir nicht zufrieden mit unserem Zuschauerschnitt. Uns fehlen diese Highlight-Spiele, zum Beispiel gegen Kickers Emden. Es gibt kein Derby oder Prestigeduell, das den Schnitt so richtig nach oben treibt. Gegen Hildesheim oder Verden ist vielleicht noch mit recht vielen Zuschauern zu rechnen, und natürlich im Pokal-Halbfinale gegen Bersenbrück, das wird so ein Highlight-Spiel.

Ein besonderer Höhepunkt wären Abendspiele im Delmenhorster Stadion, doch dafür ist Flutlicht nötig. Schon seit Längerem ist der Bau einer Flutlichtanlage in Planung. Wie ist der Stand?

Die Ausschreibung der Stadt für den Bau des Flutlichts muss veröffentlicht werden. Sie soll in Vorbereitung sein, darauf warten wir. Mir wurde von der Politik auch zuletzt wieder versichert, dass im kommenden Jahr Flutlichtmasten im Delmenhorster Stadion stehen sollen.

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Zur Person

Bastian Fuhrken (39)

war eine treibende Kraft bei der Neugründung des SV Atlas Delmenhorst im Jahr 2012. Sein Amt als Sportlicher Leiter hat er vor der laufenden Saison an Stephan Ehlers abgegeben. Als Vorstand Sport und 2. Vereinsvorsitzender ist Fuhrken weiterhin einer der wichtigsten Entscheider beim Fußball-Oberligisten.

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