Dominik Schmidt wusste wohl schon, was kommen würde. Nach dem turbulenten 2:2 im Kellerduell beim FC Verden 04 am Sonntag stand der Trainer des SV Atlas Delmenhorst noch einige Zeit alleine auf dem Platz und war in Gedanken versunken. Nach einer katastrophalen ersten Hälfte und einem 0:2-Rückstand hatten die Blau-Gelben immerhin noch ein 2:2 erkämpft, doch für Schmidt war diese Partie trotzdem der letzte Auftritt als Atlas-Trainer. Am Montag wurde der 37-Jährige nach neun sieglosen Ligapartien in Folge entlassen, am Dienstagabend gab der Fußball-Oberligist die Trennung bekannt und stellte zugleich Key Riebau als neuen Coach vor.
„Leider haben sich die sportlichen Resultate mit dem 18. Tabellenplatz weitestgehend von den eigenen Zielsetzungen entfernt. Es ist notwendig geworden, einen Neuanfang auf der Position des Cheftrainers per sofort sicherzustellen“, heißt es in der Vereinsmitteilung. Der 34-jährige Riebau soll nun die Wende schaffen. Dreieinhalb Jahre lang trainierte er die Blau-Gelben bereits und führte sie in die Regionalliga. Dort steckte Atlas tief im Abstiegskampf, als Riebau im März 2023 entlassen wurde. Wenig später kehrte der A-Lizenz-Inhaber dann zum Regionalligisten SSV Jeddeloh zurück. Dort musste er im vergangenen März gehen. Somit war Riebau für den SV Atlas sofort verfügbar. Mit ihm kehrt auch Benjamin Rabe zurück nach Delmenhorst und gehört künftig zum Trainerstab. Der bisherige Co-Trainer Florian Urbainski und der Torwart-Trainer Eike Bansen dürfen weitermachen, wie Stephan Ehlers auf Nachfrage bestätigte.
Über die Laufzeit von Riebaus Kontrakt mache der Verein keine Angaben, erklärte der Sportliche Leiter. Weitere Gespräche mit Schmidt über eine Vertragsauflösung sind für die kommenden Wochen geplant. "Er ist erst einmal freigestellt. Alles Weitere müssen wir jetzt sehen", sagte Ehlers. Er ließ durchblicken, dass sich der Verein schon länger mit Alternativen zu Schmidt befasste: „Wir haben uns mit vielen Kandidaten beschäftigt und konnten bei dieser Personalie eine einmütige Entscheidung treffen, von der alle Beteiligten überzeugt sind. Es ist nun einmal unsere Pflicht, vorauszuplanen. Wir hatten einen Plan B, den hat jeder Verein. Hätten wir den Turnaround geschafft und in Verden gewonnen, hätten wir den Plan B aber auch wieder in der Schublade verschwinden lassen."

Dominik Schmidt musste nach rund eineinhalb Jahren als Atlas-Trainer gehen.
Dass in Verden nur drei Punkte zählen, sei für alle klar gewesen. "Ein Punkt war zu wenig, das war vorher kommuniziert. Wir mussten drei Punkte einfahren. Leider hat das nicht geklappt. Was nach der ersten Viertelstunde bis zur Pause kam, ist mit desolat euphemistisch umschrieben. Wir hätten 0:5 zurückliegen können", sagte Ehlers. Der Glaube an eine Wende sei danach nicht mehr vorhanden gewesen. "Das alles nimmt einen persönlich mit und beherrscht den Alltag. Man hat schließlich mit Menschen zu tun. Wir haben länger gewartet als manch anderer Verein, aber mussten die Entscheidung dann der Sache wegen treffen", schilderte der Sportliche Leiter.
Riebau und Ehlers kennen sich lange
Riebau und Ehlers kennen sich bestens. 2012 schafften sie mit dem VfL Oldenburg den Aufstieg in die U17-Bundesliga. Riebau war der Co-Trainer und Ehlers der Chefcoach. „Mit Key haben wir einen Trainer zurückgeholt, dem ich es zu 100 Prozent zutraue, mit entsprechender Ansprache und taktischen Maßnahmen den notwendigen Turnaround zu schaffen und die Mannschaft in tabellarisch sicheres Fahrwasser zu führen“, erklärte der Sportliche Leiter.
An die Zusammenarbeit mit Riebau erinnere er sich gerne. „Ich habe mit Key über mehrere Jahre hinweg erfolgreich im Junioren-Leistungsbereich sehr eng und vertraut zusammengearbeitet. Es freut mich persönlich sehr, dass wir wieder gemeinsame Sache machen können, um den SV Atlas nach vorne zu bringen“, sagte Ehlers. Am Dienstagabend stellte sich Riebau dem Team vor. In Folge von zwei großen personellen Umbrüchen nach dem Regionalliga-Abstieg und im vergangenen Sommer sind kaum noch Spieler aus seiner ersten Atlas-Zeit dabei. Aus dem aktuellen Kader standen lediglich Raoul Cissé, Steffen Rohwedder und Philipp Eggersglüß schon für die Delmenhorster auf dem Platz, als Riebau im März 2023 bei der 1:2-Niederlage gegen den BSV Rehden zum bislang letzten Mal als Atlas-Trainer im Einsatz war.
Schmidt verabschiedete sich derweil am Dienstag von den Spielern. Der SV Atlas bedankte sich in seiner Mitteilung bei dem 37-jährigen Ex-Profi für die geleistete Arbeit und wünschte ihm „für die private und fußballerische Zukunft ausdrücklich nur das Allerbeste“. Die Blau-Gelben hoben hervor, dass die vergangene Oberliga-Spielzeit unter Schmidt erfolgreich verlaufen sei. 16 Abgänge musste der Klub nach dem Regionalliga-Abstieg verkraften. Nach einem holprigen Start fand das neue Team immer besser zusammen und spielte eine starke Rückrunde. Am Ende stand Atlas auf Platz drei und im Finale des Niedersachsenpokals. Sowohl die Aufstiegsrelegation als auch den Pokalsieg verpasste das Schmidt-Team jedoch knapp und rutschte nun in der laufenden Saison völlig unerwartet bis ans Tabellenende ab.