Die Delmenhorster Leichtathletik hat einen Namen: Wolfgang Budde. Seit über 50 Jahren engagiert sich der Delmenhorster, der kürzlich seinen 70 Geburtstag feierte, für die Leichtathletik. Bereits seit Mitte der siebziger Jahre arbeitete er ehrenamtlich im Vorstand des damaligen Leichtathletikkreises Delmenhorst mit. 2008 wurde er zu dessen Vorsitzenden gewählt. Seit der 2016 erfolgten Fusion mit Oldenburg-Land fungiert er auch als Chef des neu gebildeten Kreises Delme-Hunte. Gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen zeichnet Budde für zahlreiche Veranstaltungen der olympischen Kernsportart in der Delme-Stadt verantwortlich. Unter seiner Ägide fanden und finden neben weiteren weit über die Grenzen Delmenhorsts hinaus bekannte Sportfeste regelmäßig Landes-, Bezirks und Regionsmeisterschaften im Düsternorter Stadion ihre Heimat.
Erst relativ spät, während seiner Ausbildung zum Starkstromelektriker bei der Deutschen Bundesbahn Anfang der 70er-Jahre fand Wolfgang Budde zur Leichtathletik. Aufgrund einer falschen Fußstellung wurde er während seiner Schulzeit generell vom Sportunterricht befreit. So kam er erst als 16-Jähriger über seinen Ausbilder zur Leichtathletik, der für einen Vergleichswettkampf der Ausbildungsstätten noch einen Läufer suchte. „Wenn du die 3000 Meter unter zwölf Minuten schaffst, bist du dabei“, erinnert sich Budde noch heute an die Worte seines damaligen Ausbilders.
Ein passionierter Läufer
Zu seiner Überraschung schaffte er die geforderte Zeit. Seither war es um ihn geschehen. Auch durch die Förderung seines älteren Bruders Egon, der lange Zeit als Trainer beim Bookholzberger TB fungierte, wurde das Laufen zur großen Leidenschaft des jungen Budde. „Das Laufen wurde regelrecht zur Sucht. Ein Tag ohne Laufen war ein verlorener Tag“, erzählt er. „Ich versuchte ständig Überstunden und Wochenarbeit zu vermeiden, damit ich Zeit zum Laufen hatte“. Lediglich die Liebe konnte den jungen Budde bremsen. Als er seine spätere und 2017 viel zu früh verstorbene Frau Heike kennenlernte, rückte seine Leidenschaft ein wenig in den Hintergrund. „Dadurch hatte ich eine ganze Saison verloren“, erzählt er mit einem leichten Schmunzeln. Aber es dauerte nicht allzu lange, da packte ihn die Laufleidenschaft wieder.
Aus dem engagierten Freizeitläufer wurde der Wettkämpfer Budde. 1985 schaffte er beim in Duisburg ausgetragenen „Rhein-Ruhr Marathon“ nicht nur seine persönliche Bestzeit, sondern auch die Qualifikation für die deutschen Marathonmeisterschaften. Im Sog einer der damals besten deutschen Marathonläuferin, Bernadette Hudy, lief er die 42,195 Kilometer lange Strecke in knapp 2:44 Stunden. „Es war schon ein tolles Erlebnis mit einer der besten Marathonläuferinnen in einer Gruppe zu laufen, die Anfeuerung durch das Publikum habe ich sehr genossen“, erzählt er.
Jahrzehntelanges Ehrenamt
Seinerzeit startete Budde noch für den Bookholzberger TB, der in den 80er-Jahren ein sehr starkes Lauf Team bildete. Erst eine chronische Schambeinverletzung vermochte Budde zu bremsen. 1988 war dann endgültig Schluss mit dem Wettkampfsport, da „auch der Beruf immer wichtiger wurde“, wie er sagt. Seither frönt er seiner Leidenschaft, der Leichtathletik, in vielerlei Hinsicht: Nicht nur als Vorsitzender des Leichtathletik Kreises Delme-Hunte ist Wolfgang Budde aktiv, sondern auch als Vorsitzender im Bezirk Weser-Ems. Als Veranstalter, Kampfrichter und Schiedsrichter ist er nach wie vor in nahezu allen Stadien im Nordwesten zu Hause.
Seit Jahren sieht Budde die Zukunft der Leichtathletik eher skeptisch: „Wenn es uns nicht gelingt, vor allem Jugendliche für unsere Sportart zu begeistern, verkommt die ‚leichteste Sportart der Welt‘ zur Randsportart“, befürchtet er. So sei auch aus seiner Sicht der Leichtathletik-Stadtkreis auf Dauer nicht mehr lebensfähig gewesen. „Es fehlte uns an Nachwuchs beim Vorstand, bei den Kampfrichtern und Helfern, bei Trainern und teilweise auch bei den Sportlern“, sagt er. "Vor einigen Jahren seien in Delmenhorst noch vier, fünf Vereine aktiv gewesen, jetzt seien es mit dem Delmenhorster TV und dem LC 93 lediglich noch zwei, die Leichtathletik im regelmäßigen Trainings- und Wettkampfmodus betreiben."
Sorgen um die Zukunft der Leichtathletik
Deshalb sei der aus seiner Sicht erfolgte 2016 Schritt des Zusammenschlusses mit dem Kreisverband Oldenburg-Land auch dringend geboten gewesen. „Dadurch konnten wir Kräfte bündeln und unser Angebot an Wettkämpfen weitestgehend aufrecht erhalten. Allerdings fehlen uns nach wie vor Kampfrichter an allen Ecken und Kanten, insbesondere die Generation der 30- bis 50-jährigen ist so gut wie nicht vorhanden“, berichtet Budde.
Neben seinen vielfältigen ehrenamtlichen Ambitionen bleibt nicht viel Zeit für weitere Hobbys. Einen Ausgleich für sein sportliches Engagement findet Budde in zahlreichen Ausflügen und Spaziergängen gemeinsam mit seinem Hund „Nele“ in der Umgebung, sei es im Tiergarten, auf der großen Höhe oder entlang der Weser. Gefragt, wie lange er sich noch als leichtathletischer Ehrenamtler betätigen wolle, sagt Budde mit Augenzwinkern: „Ich mache noch zwanzig Jahre weiter“.