- Welches Ziel verfolgt BF 17?
- Wie stark ist die Zahl der Verunglückten gesunken?
- Wie wirkt sich BF 17 in Realität aus?
- Wie steht die Polizei zu BF 17?
- Welche Rolle spielt BF17 heute in Delmenhorst?
- Wie sieht es mit BF 16 aus?
In Sachen begleitetes Fahren hatten junge Menschen in Niedersachsen die Vorfahrt. Denn vor 20 Jahren wurde der "Führerschein mit 17" (BF 17) eingeführt – erst vier Jahre später, also seit 2008, bundesweit. Das Konzept, das zu Beginn von vielen Institutionen kritisiert wurde, entwickelte sich zu einem Erfolgsmodell.
Welches Ziel verfolgt BF 17?
BF 17 startete im Jahr 2004 als Modellprojekt in Niedersachsen. Das Ziel war nach Angaben des Deutschen Verkehrssicherheitsrates, "das Unfallrisiko für Fahranfänger zu senken". Zwar habe es Skeptiker gegeben, diese seien aber nach wenigen Jahren verstummt. "Denn regelmäßige Statistiken haben bewiesen, dass die Initiative erfolgreich ist und Leben rettet", so der Verkehrssicherheitsrat.
Wie stark ist die Zahl der Verunglückten gesunken?
Die Zahl der Verkehrsunfälle junger Menschen ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen, nach Auswertungen des Statistischen Bundesamtes seit dem Jahr 1991 sogar um mehr als die Hälfte. Auch die Zahl der Getöteten in dieser Altersgruppe sank deutlich. So gab es 1991 noch knapp 135.000 verunglückte 18- bis 24-Jährige bei Straßenverkehrsunfällen, 2022 hingegen noch rund 54.000. Seit 2011 ist das begleitete Fahren im deutschen Dauerrecht verankert. Im Landkreis Oldenburg wurden 2023 neun junge Fahrer schwer verletzt, 2014 waren es noch 22 Menschen, so die Verkehrsstatistik.
Wie wirkt sich BF 17 in Realität aus?
"Die Umsetzung des BF 17 vor 20 Jahren in Niedersachsen war eine tolle Initiative, daraus entwickelte sich ein Erfolgsmodell", sagt Nicolai Engel, Geschäftsführer der Landesverkehrswacht Niedersachsen. Dadurch, dass die jungen Menschen mehr Fahrerfahrung erhalten, werde die Verkehrssicherheit erhöht und das Unfallrisiko reduziert, so Engel: "Das Unfallrisiko bei BF-17-Absolventen ist 20 bis 25 Prozent geringer als das von jungen Fahrern ohne BF 17." Das bestätigt auch der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC). Auf deren Internetseite heißt es: "Während im Jahr 2008 noch mehr als jeder dritte Unfall innerhalb der ADAC-Unfalldatenbank von einem Fahranfänger verursacht wurde, war es 2019 nur noch jeder Fünfte." Dazu beigetragen haben dürfte auch das Programm "Begleitetes Fahren ab 17". Weitere Faktoren, die den Abwärtstrend begünstigen, können laut ADAC die neuere Fahrzeugflotte beziehungsweise das veränderte Mobilitätsverhalten junger Menschen sein: "Auch das absolute Alkoholverbot für Fahranfänger und junge Fahrer zeigt Wirkung".
Wie steht die Polizei zu BF 17?
"Grundsätzlich sehen wir das begleitete Fahren als positiv an", teilt die Delmenhorster Polizei mit. Für junge Fahrer bestehe dadurch die Möglichkeit, ihre Fahrfähigkeiten bis zum selbstständigen Fahren durch Erfahrung zu erhöhen und so gegebenenfalls sicherer am Straßenverkehr teilzunehmen.
Welche Rolle spielt BF17 heute in Delmenhorst?
Kurz nach der Einführung des BF 17 und in den darauffolgenden Jahren boomte die Nachfrage. "Zu Beginn war BF17 der absolute Renner", erzählt Erik Hübner, Inhaber der Delmenhorster Fahrschule Musterschule. Inzwischen seien weniger 17-Jährige an der Fahrausbildung interessiert. Der Anteil an den BF17-Schülern sei in seiner Fahrschule zwar hoch, sogar die tragende Säule, aber im Verhältnis zu der gesamten Anzahl an 17-jährigen Menschen geringer. Somit lasse sich eine Entwicklung erkennen, sagt Hübner: "Es gibt also viele Menschen in dem Alter, die noch keinen Führerschein machen." Die Gründe dafür sind verschieden. "Der Führerschein hat bei jungen Leuten nicht mehr so große Priorität als noch vor einigen Jahren", vermutet er. Auch die finanzielle Hürde könnte eine Rolle spielen, denn auch die Kosten für den Führerschein steigen.
Wie sieht es mit BF 16 aus?
Die Ampelkoalition will das Mindestalter für begleitetes Fahren in Deutschland auf 16 Jahre herabsetzen. Die Umsetzung ist laut Bundesverkehrsministerium aufgrund des europäischen Rechts derzeit allerdings nicht möglich. Und das findet Hübner positiv: "Es gibt Aspekte, die dafür und dagegen sprechen, Letzteres überwiegt." Dabei bezieht er sich unter anderem auf die Gefahrenwahrnehmung, soziale Aspekte und mögliche Ablenkung.