Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Ersparnis bei Planungskosten Wie die Stadtwerke Delmenhorst den Plan fürs neue Wasserwerk umsetzen

Planungen für neues Wasserwerk in Delmenhorst laufen auf Hochtouren. Trotz Kritik halten die Stadtwerke an ihrem Zeitplan fest. Überraschend: Die Planungskosten liegen unter dem Budget.
18.01.2025, 07:30 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Wie die Stadtwerke Delmenhorst den Plan fürs neue Wasserwerk umsetzen
Von Gerwin Möller

Die Stadtwerke Delmenhorst waren im vergangenen Januar vom Stadtrat angewiesen worden, ihre Planungen für ein neues Wasserwerk zügiger voranzutreiben. Es war aus den Reihen der Kommunalpolitik ziemliche Verärgerung laut geworden, man warf dem stadteigenen Energieversorger vor, man würde dort die Umsetzung eines bereits im Jahr 2013 gefassten Ratsbeschlusses zur Wiederaufnahme der Trinkwasserförderung absichtlich verzögern.

Anfang vergangenen Septembers hatte Detlef Meyer, Interimsgeschäftsführer der Stadtwerke, im Umweltausschuss angekündigt, zu Beginn dieses Jahres würde man damit beginnen, die auszuweisenden Trinkwasserschutzgebiete zu untersuchen. "Diesen Zeitplan halten wir auch ein", sagte Meyer an diesem Donnerstag auf Nachfrage unserer Redaktion: Das entsprechende Gebiet zu definieren sei zwar noch nicht dringlich, man dürfe den Faktor Zeit aber auch nicht unterschätzen, also legt man los. Schon in der Sitzung des zuständigen Fachausschusses am 25. März werde er konkreter werden können, sagte Meyer. Dann gebe es verbindliche Auskünfte zu Kostenentwicklung und Zeitabläufen.

Bis heute weiß Meyer nur, dass es bei den mit drei Millionen Euro kalkulierten Summe für die Planungsarbeit nach einer europaweiten Ausschreibung sogar zu einer Ersparnis gekommen ist, man liege unter dem geschätzten Ansatz. Inwiefern sich die Investitionskosten verändern, sei gegenwärtig nur reine Spekulation, daran will sich Meyer nicht beteiligen. Der Geschäftsführer bezifferte noch einmal die Investition auf rund 20,2 Millionen Euro, damit wurde bislang für den Wasserwerksneubau gerechnet.

Froh über aktuelle Wetterlage

Meyer ist froh über die aktuelle Wetterlage. Im vorigen Winter hatte es in Delmenhorst und umzu wochenlang starke Niederschläge gegeben. Dadurch mussten nicht nur die Wiekhorner Heuwiesen große Regenmassen aufnehmen. "Wir fördern momentan 200 Kubikmeter Grundwasser pro Stunde und leiten diese Menge in die Delme", sagte Meyer. In gleichem Umfang sei auch die Trinkwasserförderung geplant. Die Sorgen von Anwohnern und der Initiative "Rettet-die-Graft", vor nassen Kellern und eine weitere Versumpfung der Graftanlagen, bleiben wohl bestehen, denn nach Meyer ändert die Wasserentnahmemenge durch die Aufnahme der Trinkwasserförderung eigentlich nicht. Über die Höhe der Fördermenge würden dann nur noch die Konsumenten bestimmen. Meyer verweist darauf, dass der Bedarf für Trinkwasser in den Monaten November bis Januar eines Jahres in der Regel geringer ausfalle, als beispielsweise im Sommer.

Vor dem Bau des Wasserwerks stehen noch sogenannte Aufschlussbohrungen auf der Tagesordnung. Es gehe darum, optimale Standorte für die künftigen Brunnen zu bestimmen. Dazu werde auch noch eine Pilotanlage gebaut, um die Qualität des Grundwassers zu messen, woraus der Aufwand der Wasseraufbereitung berechnet werden kann. Im Labor würde das gewonnene Wasser analysiert, daraus lasse sich schließen, wie das Grundwasser aus den unterschiedlichen Förderstellen gemischt wird.

Andernorts werden Wasserwerke schneller gebaut

"Andernorts – auch in unserer Nachbarschaft – sind die Zeiten zwischen Planung und Realisierung beim Neubau von Wasserwerken kürzer", sagt Harald Groth vom Aktionsbündnis Rettet-die-Graft. Als Initiative dokumentiere man die Einhaltung des Zeitplans, man sehe derzeit keine wesentlichen Abweichungen. Jahrelange Verzögerungen hätten sich wohl kostentreibend für das Projekt ausgewirkt.



Die zunächst zu verwirklichende Pilotanlage, deren Errichtung zugestimmt wurde, macht Groth dafür verantwortlich, "dass bis zum Ende des Liefervertrages mit dem Oldenburgisch-Ostfriesischem Wasserverband (OOWV) das neue Wasserwerk nicht liefern wird". Den Zweifeln am Bedarf einer zusätzlichen Trinkwasserförderung in Delmenhorst, wie sie zuletzt von Naturschutzverbänden artikuliert wurden, hält Groth eine mittlerweile öffentlich geführte Debatte über eine Trinkwasserknappheit nicht nur in Delmenhorst, sondern in der Region entgegen.

Dass sich die Überschwemmungssituation aus den vergangenen Jahren durch ausgefallene Pumpen bisher nicht wiederholt hat, ist für ihn eine gute Nachricht. Das Abpumpen von Grundwasser habe für die Graft und die Anrainer die immer wieder bestrittene positive, regulierende Wirkung und müsse durchgehalten werden, bis Rohwasser zur Trinkwasserherstellung gefördert wird. "Wir begrüßen, dass die neu Verantwortlichen bei der Stadt, nach kurzer Unterbrechung, die Pegelstände zum Grundwasserstand wieder laufend öffentlich machen." Auf diese Weise könne im Notfall rechtzeitig reagiert werden.

Zur Sache

Moorschutz statt Trinkwasser

Der Moorforscher Hans Joosten hatte im Juni 2023 in Delmenhorst für ein politisches Beben gesorgt: In einem Vortrag vor dem Aufsichtsrat der Stadtwerke hatte der Wissenschaftler den Wiekhorner Wiesen Moorstatus zugesprochen und daraus abgeleitet, dass die an der Graft geplante Trinkwasserförderung einer Wiedervernässung der Niedermoorfläche zurückstehen müsse. Die Debatte führte letztendlich dazu, dass Stadtwerkechef Hans-Ulrich Salmen, der die Thesen Joostens teilte, seine Position vorzeitig aufgeben musste.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)