Nach 47 Jahren gehört der Name Heimfrost in Delmenhorst der Vergangenheit an. Seit dem 1. September existiert der Spezialist für Tiefkühlkost offiziell nicht mehr – das Unternehmen an der Steller Straße im Stadtsüden wurde vom Mitbewerber Eismann aus Mettmann bei Düsseldorf übernommen. Das bestätigt das Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen auf Nachfrage unserer Redaktion.
Heimfrost hört aus wirtschaftlichen Gründen auf
Einst war Heimfrost ein großer Arbeitgeber in der Region: Rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiteten zeitweise in Delmenhorst und an Außenstandorten. Mit seinem Lieferservice, der von schnellen Snacks bis zu kompletten Menüs ein breites Angebot an Tiefkühlprodukten bereithielt, war Heimfrost bundesweit aktiv. Zuletzt war die Belegschaft stark geschrumpft, nur noch 14 Beschäftigte zählte das Unternehmen.
Geschäftsführer Jörg Schuda, der seit 1982 im Betrieb tätig war und seit 2010 an der Spitze stand, nennt auf Nachfrage die Gründe: "Die wirtschaftliche Lage hat gedrängt, die Energiepreise in unserer Branche waren sehr schwierig zu stemmen, die Anforderungen werden immer größer und machen es für kleinere Unternehmen schwierig." So habe man Anfang des Jahres nach einer Partnerschaft Ausschau gehalten und mit Eismann jemanden gefunden, "bei dem die Rahmenbedingungen stimmen".
Standort in Delmenhorst wird von Eismann weitergeführt
Die Suche nach Lösungen sei zuvor lange ergebnislos geblieben, so Schuda. Am Ende habe sich die Übernahme als sinnvollster Weg erwiesen: „Wir haben verschiedene Lösungsmodelle versucht, viele Gespräche geführt, bis es dann zu der Entscheidung kam, sich mit Eismann zu einigen. Wobei ich betonen muss, dass wir mit Eismann einen sehr fairen Partner gefunden haben, der ohne Probleme unsere Mitarbeiter übernommen hat, ohne dass diese Nachteile davon haben – das war für mich ein immens wichtiger Punkt."
Der Firmenstandort an der Steller Straße bleibt bestehen und wird künftig unter dem Dach von Eismann weitergeführt.
1250 Beschäftigte bei Eismann
Auch Eismann selbst hebt die langjährige Zusammenarbeit hervor. Unternehmenssprecher Martin Thomauske erklärt: "Wir haben bereits über viele Jahre immer sehr kooperativ mit Heimfrost gearbeitet und konnten beispielsweise über gemeinsame Einkäufe schon länger Synergien geschaffen." Und weiter: "Durch die Übernahme sahen wir die Möglichkeit, hinsichtlich Flächendeckung weiterzuwachsen."
Eismann beschäftigt bundesweit rund 1250 Menschen und will mit der Übernahme seine Präsenz in Nordwestdeutschland weiter ausbauen. Vor einigen Monaten zog das Unternehmen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2024 eine positive Bilanz, rund 194 Millionen Euro Umsatz wurden eingefahren. "Damit liegt der Umsatz weiterhin über dem Niveau der Corona-Zeit, als das Unternehmen einen Boom erlebte", hieß es in einer Mitteilung.
Unterdessen ist es noch offen, wie es für den 60-jährigen Schuda persönlich weitergeht. "Es gibt hier noch viel zu klären, daher fordert mich aktuell das Hier und Jetzt noch zu sehr, als dass ich mir über meine persönliche Zukunft konkrete Gedanken mache", sagt Schuda.
Heimfrost-Philosophie soll weiterleben
Über die emotionale Bedeutung des Endes nach mehr als sechs Jahrzehnten Unternehmensgeschichte will er derzeit nicht spekulieren: "Dazu habe ich momentan gar keine Zeit nachzudenken. Ich denke, das wird einem vielleicht in ein paar Wochen und Monaten erst wirklich bewusst, was man hier über so viele Jahrzehnte erlebt hat."
Eines sei ihm aber wichtig: Die Philosophie des Unternehmens solle auch über den Namen hinaus bestehen bleiben. Schuda sagt: "Was Heimfrost immer ausgemacht hat, ist der Service am Kunden und die Qualität unserer Produkte. Ich bin sicher, dass dies auch in Zukunft so weitergelebt wird – wenn auch unter anderem Namen."