Am Ende fühlte es sich einerseits gar nicht so schlimm an, es tat andererseits aber doch weh: So kann man die Gemütslage beim SV Werder nach der 0:2-Niederlage in der Frauen-Bundesliga gegen den FC Bayern am besten beschreiben. Und so schlugen zwei Herzen in der Brust von Werder-Trainer Thomas Horsch: „Wir haben gegen eine Spitzenmannschaft auf Champions-League-Niveau lange das Spiel offen gehalten und sogar auf ein Unentschieden gedrängt. Am Ende verlieren wir durch zwei blöde Tore.“
Das kann man so sehen, denn Spiele gegen Bayern München können vom Ergebnis her auch deutlich höher ausfallen. Diese Qualität der Bayern war auch beim Spiel in Bremen zu sehen. Doch die Münchnerinnen konnten diese Überlegenheit diesmal nicht in viele Tore verwandeln, weil sich Werders Mannschaft in jeden Ball und in jeden Zweikampf warf und auch mal das nötige Glück hatte. Von den vielen Torchancen in der ersten Hälfte nutzte nur Nationalstürmerin Lea Schüller eine zum 1:0 für Bayern (41. Minute.)
In der entscheidenden Szene, die alles an diesem Nachmittag hätte verändern können, ging es blitzschnell: Es lief die 60. Minute, als Werder einen Freistoß von der rechten Seite in den Strafraum schlug, wo Michelle Ulbrich völlig frei zum Kopfball kam und Bayern-Torfrau Maria Luisa Grohs zu einer Parade zwang. Wäre hier der Ausgleich zum 1:1 gefallen, wären Werders Bemühungen um ein gutes Ergebnis belohnt worden – und wer weiß, ob vor der guten Kulisse von 2308 Zuschauern dann nicht vielleicht doch noch einmal etwas mehr für Bremen drin gewesen wäre. So aber brachte Bayern den Sieg letztlich ohne größere Probleme ins Ziel. „Ich war erst einmal selbst total überrascht, dass der Ball dort so auf meinen Kopf gefallen ist“, sagte Ulbrich nach dem Spiel, „mit etwas Glück geht er rein. Leider habe ich dann genau dahin geköpft, wo die Torhüterin stand, dadurch war er nicht so schwer zu halten.“
Am Ende musste Werder die erste Niederlage in der Frauen-Bundesliga seit November hinnehmen, als man im Weserstadion vor der Rekordkulisse von mehr als 20.000 Zuschauern gegen Freiburg mit 1:2 verlor. Die Bilanz seither las sich recht gut: zwei Unentschieden, zwei Siege – und der zwischenzeitliche Sprung weg vom vorletzten Tabellenplatz. Bei Anpfiff des Heimspiels gegen Bayern standen Werders Frauen aber schon wieder auf diesem Abstiegsplatz, den sie unter der Woche nach dem 2:1-Erfolg gegen Potsdam noch kurzfristig verlassen hatten. Denn am Sonnabend gewann Duisburg sein Spiel gegen Potsdam mit 3:0 und Köln holte beim 0:0 gegen Leverkusen einen Punkt – dadurch kletterten beide in der Bundesligatabelle wieder an Werder vorbei. „Wir schauen jetzt gar nicht auf die Tabelle“, wollte Horsch das nicht zum Thema machen, „wir spielen leidenschaftlichen Fußball, das ist im Moment viel wichtiger.“ Seine Mannschaft zeige gerade unbedingten Willen, hob der Trainer hervor, „ob vergangenen Mittwoch auf einem ekligen Platz in Potsdam oder jetzt gegen ein Spitzenteam wie Bayern München – mit diesem Fußball sind wir auf dem Weg, uns zu belohnen.“
Trotz des heftigen Regens zu Spielbeginn wurden die Bremerinnen von den Rängen gut unterstützt. Dieser Nord-Süd-Klassiker war eine Partie, die zwischenzeitlich auch mal für ein Heimspiel im großen Weserstadion ins Auge gefasst worden war. Doch der Gedanke wurde verworfen, auch wegen der zuletzt prekären Lage der Mannschaft im Tabellenkeller. Dass in der laufenden Rückrunde noch einmal ein Spiel der Werder-Frauen im Weserstadion stattfindet, ist nach jetzigem Stand eher unwahrscheinlich.
Die Bayern wollten in Bremen den überraschenden Patzer des VfL Wolfsburg nutzen. Die Wölfinnen hatten am Sonnabend mit 1:2 gegen Hoffenheim verloren, die erste Saisonniederlage des Meisters und Tabellenführers. Durch den Erfolg gegen Werder liegt Bayern nur noch zwei Punkte hinter Wolfsburg. Das zweite Tor bei diesem Sieg fiel denkbar einfach: Die starke Kapitänin Lina Hausicke hätte der englischen Europameisterin im Bayern-Trikot, Georgia Stanway, fast den Ball vom Fuß gegrätscht. Aber halt nur fast. Die spielstarke Stanway drehte auf und passte in die Tiefe, wo Maximiliane Rall den Ball recht simpel an Werders Torhüterin Lena Pauels vorbei ins Tor schob.
Platzverweis für Lührßen
Doppelt bitter für Werder war die Gelb-Rote Karte für Nina Lührßen in der Schlussminute. Recht clever hatte die Bremerin sich im Spiel bereits die fünfte Gelbe abgeholt und hätte damit kommende Woche gegen Frankfurt gefehlt. Durch den Platzverweis fehlt die Leistungsträgerin nun zwar auch gegen Frankfurt, steht danach aber wieder bei vier Verwarnungen und bleibt damit von einer Gelbsperre bedroht. Das könnte in den direkten Duellen gegen die Konkurrenten im Abstiegskampf noch wichtig werden.
Ebenfalls bitter: Die laufstarke Jasmin Sehan, die in der ersten Halbzeit mit einem Fernschuss fast erfolgreich gewesen wäre, verletzte sich in der zweiten Hälfte am Oberschenkel. Ihr droht eine längere Pause.