Das nennt man einen Lauf: Die Frauen des SV Werder gewannen am Sonntag in Jena mit 1:0. Es war der dritte Bremer 1:0-Sieg in Serie. Wieder knapp also, erneut verdient, und wieder ohne Gegentreffer.
Die Reise nach Jena trat Werder mit einer gewissen Neugierde an. „Wir freuen uns auf das neue Stadion, in der fertigen Arena haben wir noch nie gespielt“, erklärte Trainer Thomas Horsch. Die neue Spielstätte der Jena-Frauen trägt den etwas sperrigen Namen: ad hoc Arena im Ernst-Abbe-Sportfeld. Namensgeber „Ad hoc“ ist ein Dienstleister für Energie- und Wohnungswirtschaft, der eine komplette Büro-Etage im Stadion anmietete.
Mit der modernen Arena zeigt das kleinere Jena dem größeren Bremen, was andernorts im Frauenfußball möglich ist. Schließlich warten die Werder-Frauen weiter darauf, dass ihre marode und kleine Bezirkssportanlage „Platz 11“ demnächst wenigstens renoviert und aufgehübscht wird. Ein paar Jahre wurde in Jena geplant und umgebaut – jetzt steht dort ein neues Stadion für 15.000 Zuschauer, das von den Bundesliga-Frauen ebenso genutzt wird wie von den Männern des FC Carl Zeiss Jena, die in der Regionalliga Nordost spielen. Das Problem: Das schöne Stadion ist bei Heimspielen der Frauen sehr leer. Gegen Werder blieben mehr als 14.000 Sitze ungenutzt, es kamen nur 849 Zuschauer. Das hatte etwas von Geisterspiel-Atmosphäre.
Frühes Tor zählte nicht
Immerhin: Rein sportlich ist Werder weiter und besser als Jena. Die beiden 1:0-Siege zuletzt bei Eintracht Frankfurt und gegen SGS Essen stärkten das Bremer Selbstvertrauen und füllten das Punktekonto. Und wie außergewöhnlich der Sieg beim Spitzenteam in Frankfurt war, zeigte sich nun verspätet: Denn an diesem Wochenende ging der 1. FC Köln mit 0:8 in Frankfurt unter. Bei der Eintracht standen die früheren Bremerinnen Nina Lührßen und Pia Wolter in der Startelf; Lührßen bereitete dabei den achten Treffer vor.
Die jüngsten Erfolge im Rücken, ging Werder ambitioniert das Spiel in Jena an, das sieglos mit drei Punkten Drittletzter der Liga ist. Horsch machte vorab klar: „Wir wollen drei Punkte einsammeln und unseren Weg weitergehen, auch wenn Jena ein unangenehmer Gegner ist, der bisher ausnahmslos enge Ergebnisse geholt hat.“
Schon nach zwei Minuten jubelten die Bremerinnen, doch der Treffer von Amira Arfaoui wurde wegen Handspiels aberkannt. Ob das wirklich Hand war oder Hüfte, war ohne Video-Schiedsrichter – den es im Frauenfußball nicht gibt - kaum zu erkennen, deshalb war es eine mutige Entscheidung von Schiedsrichterin Lara Wolf, die im Alter von 25 Jahren in diesem Spiel ihr Debüt in der Bundesliga feierte. Ebenfalls bemerkenswert: Werders ungarische Nationalspielerin Hanna Nemeth machte ihr 50. Pflichtspiel im Bremer Trikot.
Die Werder-Führung gelang aber doch noch: Lara Schmidt schoss den Ball nach einer verlängerten Freistoß-Hereingabe flach ins lange Eck (19.). Es war das erste Saisontor der Abwehrspielerin, die im Sommer aus Nürnberg gekommen war. Viel mehr Bremer Offensive gab es zunächst nicht, weil Jena die zu vielen Ballverluste auf Werder-Seite nutzte, um selbst Angriffe zu inszenieren. Die beste weitere Bremer Chance vor der Pause, ein Mühlhaus-Freistoß (43.), parierte Jenas Torhüterin Jasmin Janning mit einer Flugeinlage.
Nach der Pause hielt Werders Torfrau Livia Peng die Führung fest, als sie sich bei einem Konter den Ball schnappte, bevor Josephine Bonsu aufs Tor schießen konnte (60.). Jena blieb punktuell gefährlich, tut sich in dieser Saison aber schwer, Tore zu erzielen. Weil Werder das beruhigende zweite Tor selbst nicht machte, musste bis zum Schlusspfiff gezittert werden.
Der Tag war übrigens ein besonderes Datum für den Frauenfußball. Denn ebenfalls an einem 10. November, vor 42 Jahren, gab es das erste Länderspiel einer deutschen Nationalmannschaft. 5000 Zuschauer erlebten an jenem 10. November 1982 im Stadion Koblenz-Oberwerth einen 5:1-Sieg gegen die Schweiz. Die Spielerinnen waren zuvor per Brief nominiert worden. Darunter war auch die 18-jährige Silvia Neid, die beim Debüt zwei Tore beisteuerte und später eine famose Karriere hinlegte - auch als Bundestrainerin.