Der Bus war schon betankt und das Abschlusstraining in Bremen gerade vorbei, als die Werder-Spielerinnen am Donnerstagmittag die schlechte Nachricht ereilte: Das für diesen Freitag angesetzte Kellerduell bei Turbine Potsdam fällt aus. Der Platz im Karl-Liebknecht-Stadion ist wegen des Winterwetters nicht bespielbar, davon überzeugte sich eine Platzkommission vor Ort.
Für Werder ist das eine Absage zum schlechten Zeitpunkt, denn mit einem Sieg beim Tabellenletzten Potsdam hätte die Mannschaft von Trainer Thomas Horsch die Abstiegsränge verlassen. Nach dem Bremer 2:0-Erfolg in Leverkusen am Sonntag, dem ersten Saisonsieg, war die Mannschaft gerade heiß auf den zweiten Sieg. Überraschend kommt die Absage aber nicht: Schon vergangene Woche war Potsdams Heimspiel gegen Bayern abgesagt worden. Und weil Turbine derzeit nicht mal einen Cheftrainer hat nach dem plötzlichen Rücktritt von Sven Weigang, passen diese Spielabsetzungen Potsdam viel besser als Werder. Bis zu einem Nachholspiel könnte es nun im schlechtesten Fall März oder April werden. Statt nach dem ersten Sieg schnell den zweiten Schritt in Richtung Klassenerhalt zu gehen, muss Werder im nächsten Heimspiel am 5. März gegen die starken Bayern antreten, sollte das Duell mit Potsdam nicht vorher eingeschoben werden.
Die Spielabsage zeigt eine bittere Realität des Frauenfußballs in Deutschland: Anders als bei den Männern müssen die Vereine der Frauen-Bundesliga keine Rasenheizung haben. Liga-Geschäftsführer Manuel Hartmann sagt: „In Frostsituationen müssen wir deshalb damit rechnen, dass die Plätze mal unbespielbar sind.“
Für die Fans der Werder-Frauen ist die Lage nun ernüchternd: Es gibt einfach keine Spiele. Für den Januar und Februar dieses Jahres ist kein einziges Heimspiel für Werder angesetzt, das letzte gab es am 11. Dezember gegen Hoffenheim (1:1). Einer der Gründe dafür ist die kleine Liga, in der nur zwölf Vereine spielen. Entsprechend gibt es viel weniger Spiele als bei den Männern. Und diese Ligagröße wird sich bei den Frauen in absehbarer Zeit nicht ändern: Denn ab der kommenden Saison greift der neue Fernsehvertrag. Die Medienrechte wurden für vier Jahre vergeben – zu den jetzigen Rahmenbedingungen, also einer Bundesliga mit zwölf Klubs. Liga-Chef Hartmann erklärt: „Frühestens danach, als ab der Saison 2027/28, wäre ein möglicher Zeitpunkt, um die Liga aufzustocken. Wegen der Medienrechteverträge ist das vorher nicht realistisch.“
Wenn Männer und Frauen zeitgleich spielen...
Der neue TV-Vertrag birgt neben höheren Einnahmen aber wenigstens noch einen Vorteil für Vereine wie Werder Bremen, die mit den Herren und den Frauen in der Bundesliga spielen. Es gibt ab der neuen Saison mehr Anstoßzeiten an Wochenenden und damit mehr Möglichkeiten, die Ansetzungen zu entzerren, damit eine Männermannschaft des Vereins nicht parallel spielt. Genau das passierte nämlich am vergangenen Sonntag, zum Verdruss vieler Werder-Fans: Während die Frauen in Leverkusen spielten, traten die Männer fast zeitgleich in Stuttgart an. Vor den TV-Geräten musste man sich also entscheiden.
Pia Hess, Teamleiterin Spielbetrieb der Frauen-Bundesliga, versichert: „Wir haben das im Blick und wollen so wenige Überschneidungen wie möglich mit der Männer-Bundesliga.“ Doch einfach sei die Spielplangestaltung nicht: Im Frauenfußball müsse der Rahmenterminplan mit Abstellungen für Olympia und Junioren-Wettbewerbe eingehalten werden. Zudem können sich die Fernsehsender für Freitag und Samstag ihre liebsten Paarungen heraussuchen. Der Rest spielt sonntags – und hier dann noch mit der Besonderheit, dass die Stadien in Essen, Meppen und Duisburg auch von den Männern genutzt werden. Auch daran muss man also terminlich vorbei. Hartmann hofft auf eine Entspannung durch den neuen TV-Vertrag: „Bei aller Kritik an den sogenannten Salami-Spieltagen – das ist eine Chance, Überschneidungen mit den Herren zu vermeiden.“
Die Spielabsage in Potsdam könnte für Werder wenigstens einen Vorteil haben: Bis zum Nachholspiel könnte Werders neue Stürmerin Stefanie Sanders körperlich so fit sein, dass sie dann gegen Turbine 90 Minuten lang auf Torejagd gehen kann.