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Nach Einzug ins Pokalfinale "Ein riesiger Schritt": Werder und der Erfolg der Fußball-Frauen

Ein Meilenstein für den Frauenfußball: Werder zieht erstmals ins DFB-Pokalfinale ein und bricht mit 57.000 Zuschauern den Besucherrekord. Ein großer Schritt für den Verein und die Sportart...
24.03.2025, 14:21 Uhr
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Von Jean-Julien Beer

Clemens Fritz hat in seiner Karriere viel erlebt, bei Werder und in der Nationalmannschaft, aber so etwas noch nicht: 57.000 Menschen bei einem Frauen-Fußballspiel, das war bis zu diesem Wochenende eine unvorstellbare Dimension. Und so stand Werders Ehrenspielführer und heutiger Sport-Geschäftsführer am Sonntag noch eine Weile in einer Ecke des Hamburger Volksparkstadions und ließ seinen Blick schweifen. Was sich dort abgespielt hatte, war historisch. Nicht nur wegen Werders erstmaligem Einzug ins Finale des DFB-Pokals durch den 3:1-Sieg nach Verlängerung, sondern auch wegen der Kulisse: Nie zuvor hatten so viele Menschen in Deutschland ein Frauenfußballspiel gesehen wie bei diesem Nordderby im Pokal-Halbfinale. „Grundsätzlich sieht man daran, was für ein Potenzial der Frauenfußball in Deutschland hat“, betont Fritz. Natürlich habe der Reiz auch an der Paarung HSV gegen Werder gelegen, „aber das Stadion war sehr schnell ausverkauft. Da hat man gemerkt: Da gibt es eine Grundlage, da steckt Potenzial drin“.

Nach dem Pokal-Aus der Männer beim Drittligisten Bielefeld ergibt sich für Werder doch noch die Chance auf einen Titel, auch wenn im Finale am 1. Mai in Köln mit dem FC Bayern ein starker Gegner wartet. „Unsere U19 steht auch im Pokalfinale“, unterstreicht Fritz, „das es auch die Frauen geschafft haben, ist toll für uns und unsere Geschichte. Wir wollen diesen Weg weitergehen.“

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Dieser Weg führt den Verein nun auch zu einem größeren Medien-Interesse, womit die Frauen-Abteilung der Grün-Weißen erst einmal klarkommen muss. Die Sichtbarkeit der Mannschaft in der Stadt und der Region, die von den Machern beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) als entscheidend für ein schnelles und nachhaltiges Wachstum des Frauenfußballs angesehen wird, ist Werder noch nicht so gelungen wie nun dem zweitklassig spielenden Rivalen in Hamburg. Der hatte das deutlich größere Volksparkstadion binnen kurzer Zeit ausverkauft, während Werder das Weserstadion (Kapazität: 42.000 Zuschauer) bei den bisherigen Highlight-Spielen der Frauen-Bundesliga nur etwa zur Hälfte gefüllt bekam. 22.700 Zuschauer aus dem Heimspiel gegen Leverkusen im Oktober 2024 sind bisher Bremer Rekord.

In Zukunft soll es zwei Heimspiele der Frauen pro Saison im Weserstadion geben. Fritz, der als Geschäftsführer auch für die Entwicklung des Frauenfußballs verantwortlich ist, liegt die Sichtbarkeit am Herzen: „Bei der Entwicklung des Frauenfußballs sieht man jetzt, dass die Sichtbarkeit immer größer wird. Und das ist das Entscheidende: Immer mehr Sender übertragen, immer mehr Medien berichten – das tut uns gut und das tut dem Frauenfußball allgemein gut. Ich freue mich unglaublich darüber, denn die Frauen haben sich das verdient.“

Der Trainer ist nun zehn Jahre älter

Nach dem Sieg trugen die Werder-Spielerinnen grüne T-Shirts mit dem Aufdruck: Wir spielen Geschichte. Schon jetzt etwas Historisches erreicht zu haben, dieses Gefühl genießt auch Trainer Thomas Horsch, der die Bremerinnen im Sommer nach intensiven Jahren des Aufbaus aus freien Stücken verlässt. „Das ist natürlich ein riesiger Schritt für den Verein und für die Abteilung Frauenfußball, dass wir dieses Finale erreicht haben“, erklärt Horsch, „und das ist für mich auch eine Auszeichnung für das, was wir über die letzten Jahre gemacht haben. Unsere Mannschaft kann Widerstände bei einem starken Gegner überwinden.“

Er sei während der 120 Minuten um zehn Jahre gealtert, gab Horsch zu, schließlich hing das Erreichen des Finales wegen der schwachen Leistung der Werder-Spielerinnen am seidenen Faden. Die Kulisse sei eben doch ungewohnt groß gewesen, so erklärt Werders Trainer die Nervosität vieler Spielerinnen – aber auch das gehört zur Entwicklung nun dazu.

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Für ihn ist es das erste Pokalfinale. Eine Chance hatte er als Co-Trainer der Männer an der Seite des Cheftrainers Florian Kohfeldt knapp verpasst, als die Bremer 2019 gegen Bayern durch einen umstrittenen Elfmeter ausschieden. Horsch emotional: „Das heißt, ich war mal so dicht vor Berlin und jetzt vor diesem Halbfinale war ich wieder so dicht an Köln und deswegen ist es sehr schön, dass ich endlich mal so ein Finale erleben darf.“

Im Endspiel gegen eine Bremerin

Dass beim Gegner die langjährige Bremerin Michelle Ulbrich spielt, gibt dem Endspiel gegen die Bayern eine besondere Note. „Ich freue mich auf das Wiedersehen mit ihr“, sagt Horsch. Auch Fritz spricht mit Blick auf das Finale von „einer riesigen Vorfreude“ und erklärt: „Im Halbfinale waren wir der Favorit, im Endspiel werden wir der Außenseiter sein. Da muss viel zusammenkommen, um Pokalsieger zu werden. Aber wir sollten dort mit dem großen Selbstvertrauen auflaufen, dass wir uns durch den Finaleinzug erarbeitet haben.“ Der Sportchef erinnert aber auch daran, dass in der Frauen-Bundesliga noch fünf Spiele anstehen. Dort rangiert Werder ungefährdet im unteren Mittelfeld der Tabelle.

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Tickets fürs Pokal-Finale

Viele Fans möchten beim Pokalfinale am 1. Mai in Köln gegen Bayern dabei sein. Wie Werder mitteilte, können sich seit Montag Fanklubs, Mitglieder und Dauerkarteninhaber um Tickets für das Endspiel bewerben. Stehplätze kosten elf Euro, Sitzplätze 15 Euro. Einen freien Verkauf gibt es nur, wenn in der einwöchigen Bestellphase weniger Tickets angefragt werden als verfügbar sind. Insgesamt bietet das Kölner Stadion Platz für 50.000 Zuschauer.

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