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Frauenfußball Werder-Kapitänin Lina Hausicke: "Wir wollen die Vorsaison noch toppen"

Mit Optimismus und Ehrgeiz blickt Werders Frauen-Kapitänin Lina Hausicke auf die neue Saison, die am Sonntag gegen Freiburg (14 Uhr) startet. Trotz personeller Veränderungen ist sie überzeugt von der Qualität.
04.09.2025, 18:49 Uhr
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Werder-Kapitänin Lina Hausicke:
Von Florent Comtesse

Zur Person

Lina Hausicke (27) ist Kapitänin von Werders Frauenbundesliga-Mannschaft. Vor acht Jahren wechselte sie aus Jena an den Osterdeich und absolvierte seitdem 126 Partien (12 Treffer).

Frau Hausicke, in den sozialen Medien sieht man Sie gerne mit einem guten Buch in der Hand. Was soll denn die Überschrift des Buchs Saison 2025/26 sein?

Lina Hausicke: Das ist eine schöne Frage. Der Inhalt könnte sein, dass die vorherige Saison schon gut war, aber sie am Ende noch von dieser getoppt wurde. Also vielleicht „Vorsaison getoppt“, das wäre ein guter Titel.

Sie zogen vergangene Saison ins DFB-Pokalfinale ein, also wollen Sie dieses Jahr Pokalsieger werden?

Natürlich wird der Pokalsieg schwierig, da gehört auch immer Losglück dazu. Wir sollten uns eher darauf fokussieren, unseren Rekord von 29 Punkten in der Liga anzugreifen. Es ist eine Hausnummer, die uns gelungen ist, aber wir haben eine gute Mannschaft und sind in der Lage, dieses Ziel anzugehen.

Verspüren Sie denn durch die Erfolge der Vorsaison Druck für die Kommende?

Druck verspüre ich weniger, weil ich weiß, wie schwer es war, das alles zu erreichen. Es war historisch, was wir geschafft haben, der Sieg im Pokalviertelfinale, das Halbfinale mit der Rekordkulisse beim Nordderby. Dann stehst du im Finale und wirst gegen einen übergroßen FC Bayern Zweiter. Diese Dinge kannst du nicht ein zweites Mal erleben, weswegen wir uns da alle etwas frei gemacht haben, jetzt genau das gleiche erreichen zu müssen.

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Es gab durchaus Fluktuation im Kader in diesem Sommer. Mit Sophie Weidauer und Livia Peng sind zwei Stars gegangen, dafür kamen gleich sechs neue Spielerinnen, erfahrene wie sehr junge für viele Positionen. Sehen Sie Ihre Mannschaft für das erste Liga-Heimspiel am Sonntag gegen den SC Freiburg (14 Uhr) und für die Saison gerüstet?

Ich merke aktuell im Team, dass viel Vorfreude herrscht, weil es am Sonntag nach einer langen Vorbereitung endlich losgeht. Wir hatten gute Testspiele gegen sehr gute Gegner, haben zuletzt Liga-Konkurrent Hoffenheim besiegt. Das zeigt, dass die Neuzugänge gut angekommen sind, und wir hatten auch genug Zeit, um sie zu integrieren.

Inwiefern?

Wir sind eine sehr offene Mannschaft, da gibt es kaum sprachliche Barrieren oder Spielerinnen, die sich verschließen. Wir haben auch gewusst, dass wir ein paar neue Leute auf jeden Fall brauchen. Wir haben auch ein paar Konstellationen, bei denen sich Spielerinnen von früher schon kannten, das hilft natürlich bei der Integration.

Seit knapp zwei Monaten haben Sie auch mit „Fritzy“ Kromp auch eine neue Trainerin. Wie hat sich der Fußball unter ihr verändert?

Das ganze Trainerteam ist sehr prominent verstärkt worden. Mit Michaela Specht ist jemand gekommen, der bis zuletzt noch aktiv gespielt hat. „Fritzy“ hat sehr viel Erfahrung beim DFB in den U-Nationalmannschaften gesammelt und Björn Bremermann bringt einen sehr großen fußballerischen Sachverstand mit und Hannes Mühl besitzt sehr viel Expertise im athletischen Bereich. Es ist ein moderner Fußball, den sie fordern und wir werden jetzt sehen, ob wir das auf dem Platz in der Liga umsetzen können. Aber wir konnten an vielen Stellschrauben drehen, das merken wir.

Viele hatten ja befürchtet, dass nach dem Abgang des langjährigen Trainers Thomas Horsch, auch ein kleiner personeller Aderlass vonstattengeht. Stattdessen ist das Team im Großen und Ganzen zusammengeblieben.

Und das ist sehr wichtig. Die Basis unter Thomas ist ein wichtiger Baustein gewesen. Dabei haben wir Dinge gelernt, die kannst du nicht so schnell verlernen. Und wichtig war es natürlich auch, dass wir unsere Talente wie Larissa Mühlhaus und Tuana Mahmoud halten konnten, beide haben sehr viel individuelle Qualität. Es ist aber gut, dass sie bei uns bleiben, um noch besser zu werden. Beide haben aber, wenn sie sich weiter so stark entwickeln, das Anrecht bei großen Vereinen gehandelt zu werden.

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Sie persönlich hatten auch einige Angebote im Sommer, sind dann aber bei Werder geblieben, auch wegen einer langfristigen Perspektive im Verein. War das der ausschlaggebende Punkt?

Es war auf jeden Fall eine Entscheidung, die ich mir nicht so leicht gemacht habe. Ich bin jetzt in einem Alter, in dem man nicht mehr alles macht. Ja, ich hatte mir immer gesagt, ich würde gerne noch mal ins Ausland gehen und ich habe mich schon auch mit den Thematiken befasst.

Und woher kamen die Angebote?

Aus unterschiedlichen Ländern. Größtenteils aus Europa, aber auch aus fremderen Kulturen. Ich wollte auch eigentlich immer eine neue Sprache erlernen und in einer anderen Kultur leben. Aber dann habe ich mich auch an meine schwere Verletzung erinnert, die ich in der vergangenen Saison erlebt habe und auf einmal macht man sich über die Zukunft mehr Gedanken. Ich brauchte aber nach der Saison etwas Zeit, um mich zu sortieren. Da war es schon Luxus, dass ich mich entscheiden konnte. Am Ende war es aber die richtige.

Schauen wir auf die bevorstehende Saison. Die Liga wurde auf 14 Mannschaften aufgestockt, mit Union Berlin und dem HSV sind zwei sehr ambitionierte Teams aufgestiegen. Wie hart ist die Konkurrenz in der Liga?

Union Berlin ist ein sehr guter Aufsteiger, die sich ja auch sehr prominent verstärkt haben.

Unter anderem mit ihrer Ex-Kollegin Sophie Weidauer.

Genau. Ich glaube, die machen schon vieles richtig. Da bin ich sehr gespannt, wie sie sich schlagen werden, weil die Bundesliga schon noch etwas anderes ist. Dann glaube ich im Gegensatz zur letzten Saison, bei der es nur einen Absteiger gab, dass jetzt wieder mehr Feuer drin sein wird, weil es zwei Absteiger gibt. Zudem gab es im Sommer gefühlt noch nie so viele Wechsel bei den Teams, daher sind viele Mannschaften Wundertüten.

Was wird denn Ihr persönliches Highlight sein?

Ich denke, das Nordderby im Weserstadion gegen den HSV im Oktober ist eines der Spiele, auf das alle hin fiebern. Aber das Heimspiel jetzt gegen Freiburg wird auch interessant, weil das letzte Aufeinandertreffen die letzte Partie der vergangenen Saison war. Das liegt nicht lange zurück. Da werden wir gut sehen können, was anders ist, wo wir stehen, was schlecht und was gut läuft. Das gibt dann Orientierung für die Saison und ist ein guter Gradmesser für die Spiele gegen Nürnberg und später das schwierige Auswärtsspiel in Wolfsburg. Wir sollten vor dem Nordderby unsere Hausaufgaben gut erledigen.

Nun hat die Europameisterschaft der Frauen im Sommer einen kleinen Hype ausgelöst. Denken Sie, dass dieser nachhaltig sein wird?

Meine Hoffnung ist natürlich, dass das nachhallt, was bei der EM los war. Die Bilder von den Fanmärschen und den Massen an Fans haben alle begeistert. Frauenfußball wird immer präsenter und ich glaube, dass viele Leute, die sich davon immer etwas distanziert haben, daran nicht mehr vorbeikommen können. Die Partie gegen den HSV wird auch live in der ARD übertragen, das sind diese Ausrufezeichen, die wir uns erarbeitet, aber auch verdient haben.

Das Gespräch führte Florent Comtesse.

Zur Sache

Quintett fällt aus
Werders Neu-Trainerin Friederike "Fritzy" Kromp muss beim Liga-Auftakt am Sonntag gegen den SC Freiburg (14 Uhr) auf Saskia Matheis (Rücken), Caroline Siems (Knie), Lena Petermann (Knie), Melina Kunkel (teilintegrativ) und Michaela Brandenburg (Belastungssteuerung) verzichten. Tickets sind ab zehn Euro im Ticketshop bei Werder erhältlich.
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