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Anne-Kathrin Laufmann "Wir bewegen rund 2500 Kinder pro Woche"

Es hat sich eine Menge getan in den sozialen Aktivitäten des SV Werder. Und es bleibt noch eine Menge zu tun. Beides kann Geschäftsführerin Anne-Kathrin Laufmann im Interview bestätigen wie begründen.
13.02.2024, 17:51 Uhr
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Von Olaf Dorow

Seit Jahren läuft Werders Sozial-Konzept namens 'Spielraum'. Können Sie mal die Anfänge mit dem heutigen Stand vergleichen?

Anne-Kathrin Laufmann: Es hat vor allem qualitativ eine große Weiterentwicklung gegeben. 2002 sind wir mit dem Projekt '100 Schulen, 100 Vereine' gestartet. Da ging es darum, mit Schulen und Vereinen im gesamten Nordwesten – dem Werderland – zu kooperieren. Das waren vorwiegend Projektwochen oder zwei, drei Fortbildungen pro Jahr. Oder wir waren hin und wieder mit einem Spieler an einer Schule. Inzwischen arbeiten wir viel konzeptioneller. Wir bewegen rund 2500 Kinder pro Woche in mindestens 120 Einheiten, mit rund 150 Trainern und Trainerinnen. Der Fokus ist, möglichst vielen Kindern eine Sportbiografie zu ermöglichen. Dass wir sie über den Kindergarten, die Schule, den Bolzplatz, den Verein begleiten. Am besten 365 Tage im Jahr.

Das ist sozusagen das Wachsen nach außen. Gibt es auch eines nach innen, was den Stellenwert innerhalb des Klubs betrifft?

Ja, es ist stark gewachsen. Es gibt großen Rückhalt, sowohl bei der gesamten Geschäftsführung als auch im sportlichen Bereich. Michael Zetterer und Nick Woltemade sind Paten im Spielraumkonzept, andere Profis engagieren sich dort, wie Marco Friedl, Amos Pieper und Milos Veljkovic. Sie besuchen regelmäßig Einheiten in den Spielräumen. Spielerinnen wie Michelle Ulbrich, Ricarda Walkling oder Juliane Wirtz engagieren sich dort ebenfalls, unter anderem als Trainerinnen. Auch bei unseren Partnern und Sponsoren ist das Interesse enorm gewachsen, das Konzept auch finanziell zu fördern.

Auch von 'Common Goal' fließen Gelder in diese Werder-Programme. Ist 'Spielraum' quasi eine Sparte von 'Common Goal'?

Spielraum ist zunächst unser eigenes Programm. Werder Bremens Spielraum ist 'Community Member' (engl. für: Gemeinschaftsmitglied, d. Red.) bei 'Common Goal'. Um Spendengelder zu erhalten, muss man das sein und dafür ganz bestimmte Kriterien erfüllen. Mann muss, unter anderem, ein Kinderschutzprogramm und Sportentwicklungsprogramme vorweisen, eine Leitlinie für Inklusion und Diversität haben, sich um Gendergerechtigkeit kümmern oder politisch und religiös unabhängig sein. Diese Kriterien werden geprüft, und es gibt eine Art Zertifikat.

Kritiker sagen, im hochkapitalistischen Fußballgeschäft ist das nicht mehr als ein Feigenblatt. Nach dem Motto: Schaut, wir sind doch auch sozial...

...das kann ich tatsächlich nicht bestätigen, wenn ich sehe, mit wie viel Man- und Womanpower wir bei 'Spielraum' tagtäglich aktiv sind. Wir werden regelmäßig evaluiert, vor einiger Zeit von der Uni Rotterdam, aktuell von der Uni Mainz. Für uns ist das kein Feigenblatt, sondern gehört zu unserem Kerngeschäft dazu. 

Wie kann man sich die Evaluierung vorstellen? Jemand von der Uni kommt mit einem großen Fragebogen?

Unter anderem, ja, bekommen wir die. Unsere Trainer und Trainerinnen gehen dann in die Spielräume zu den Kindern und Jugendlichen. Und dann wird das ausgearbeitet und ausgewertet vom jeweiligen Professor oder seiner Studentengruppe. 

Sie spenden ein Prozent ihres Gehalts an 'Common Goal'. Werders komplette Geschäftsführung macht das, der Präsident und zwei Spielerinnen auch. Warum kein einziger Spieler?

Keine aktuellen, das stimmt. Ich weiß, dass zwei Profis dabei sind, die mal bei uns gespielt haben. Unsere Spieler kennen 'Common Goal'. Oft haben sie aber eigene Engagements oder Stiftungen. Natürlich wäre es schön, wenn sich noch mehr Spieler und Spielerinnen anschließen würden.

Common-Goal-Gründer Jürgen Griesbeck hat die Vision, dass der gesamte Profifußball weltweit sich anschließt...

...wenn ich mir vorstelle, dass ein Prozent der Umsätze und Spielergehälter des gesamten internationalen Profifußballs wirklich für soziale Aktivitäten eingesetzt werden würden, dann wäre richtig viel getan und geholfen. Ich finde diese Vision total gut und spannend. Ich kann mich damit total in Einklang bringen. Das hat was.

Ist noch ein weiter Weg, oder?

Definitiv. Aber man soll ja auch groß denken und große Visionen haben.

Das Gespräch führte Olaf Dorow. 

Zur Person

Anne-Kathrin Laufmann (44)

ist schon seit 2006 beim SV Werder. Geboren in Bremen, ist die Sport- und Kulturwissenschaftlerin seit Januar 2023 Mitglied der Geschäftsführung, verantwortlich für den Bereich Sport & Nachhaltigkeit.  

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