Natürlich hatte Ole Werner mitbekommen, was da an den vorherigen Tagen im DFB-Pokal passiert war. Die Erstrunden-Niederlagen des 1. FC Köln oder von Bayer 04 Leverkusen und Hertha BSC hatten noch einmal die Sinne geschärft, der Werder-Trainer wollte partout nicht, dass es am Montag nun auch noch einen grün-weißen Bundesligisten erwischen würde. „Jeder weiß, dass der Pokal eigene Gesetze hat, aber wir wollen keine böse Überraschung erleben“, betonte der Chefcoach deshalb am „Sky“-Mikrofon vor dem Spiel bei Energie Cottbus. Und sein Team tat ihm den Gefallen, gewann etwas holprig, aber verdient mit 2:1 (1:0).
Werders Trainer begann das Duell in der Lausitz mit gleich drei Neuverpflichtungen in der Startelf. Amos Pieper verteidigte neben Milos Veljkovic und Kapitän Marco Friedl, auf der linken Seite erhielt Lee Buchanan den Vorzug vor Anthony Jung. Den Part des Rechtsaußen übernahm Mitchell Weiser – dieses Mal aber nicht mehr als Leihgabe, sondern als „echter“ Bremer.
Einer der Neuen war es dann auch, der die erste gute Gelegenheit hatte. Nach einer Freistoßflanke zielte Pieper per Kopf aber deutlich drüber (5.). Nur kurz darauf verpasste Marvin Ducksch ganz knapp die Führung, als er aus rund elf Metern nur den Innenpfosten traf (10.). Die Bremer hatten die Partie unter Kontrolle, allerdings fehlte es mitunter an der Genauigkeit. Entweder liefen Werders Angreifer ins Abseits, und kamen sie doch einmal durch, dann mangelte es an der Ballkontrolle – so wie bei einer eigentlich guten Weiser-Chance (22.). Kurz darauf traf Niclas Füllkrug den Ball nach einer Schmid-Hereingabe nicht richtig (26.). Knapp 60 Sekunden später zwang Ducksch Cottbus-Keeper Alexander Sebald zu einem Abspielfehler, doch Füllkrug brachte den eroberten Ball nicht am Torhüter vorbei.
Diese Fahrlässigkeiten sorgten dafür, dass sich der Außenseiter aus der Regionalliga ganz allmählich etwas mehr zutraute. So tauchten einige Energie-Profis nun auch mal in der gegnerischen Hälfte auf, wirkliche Torchancen kreierten sie dabei allerdings nicht. Anders die Bremer: Füllkrug schickte kurz vor der Pause Schmid auf die Reise, der Österreicher, der zuvor noch einige Ungenauigkeiten in sein Spiel eingestreut hatte, traf ganz überlegt (43.). Bevor es halbwegs zufrieden in die Kabine ging, hatte die Partie aber noch eine kleine Kuriosität zu bieten. So beendete Schiedsrichter Daniel Siebert die erste Halbzeit doch tatsächlich 30 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit.
Ducksch scheitert ein zweites Mal am Pfosten
Als die Begegnung wieder lief, gehörte Cottbus die erste Möglichkeit. Kapitän Axel Borgmann probierte es mit einem strammen Schuss aus der Distanz, doch der Ball rauschte knapp am Tor von Jiri Pavlenka vorbei (48.). Im Gegenzug hatte Ducksch die Riesenchance zum 2:0, doch er traf nach schöner Füllkrug-Vorlage aus kurzer Distanz erneut nur den Pfosten.

Mitchell Weiser bejubelt seinen Treffer zum 2:0.
Werder hätte also längst für klare Verhältnisse sorgen können, musste so nun aber fürchten, dass hinten vielleicht doch mal ein Ball durchrutscht. Die Heimmannschaft agierte vor 20.078 Zuschauern auch wesentlich couragierter als zuvor, setzte kleine Nadelstiche, allerdings fehlte es weiter an echten Hochkarätern. So dauerte es bis zur 73. Minute, ehe die Werder-Fans halbwegs durchschnaufen durften. Nach einer Balleroberung von Christian Groß probierte es Ducksch mit einem Schlenzer, der abgefälschte Ball landete genau beim mitgelaufenen Weiser, der aus leicht abseitsverdächtiger Position das 2:0 erzielte. Kurz darauf traf dann auch Füllkrug, dieses Mal entschieden die Unparteiischen aber knapp auf Abseits (76.) – erneut eine Millimeterentscheidung, die in der ersten Pokalrunde noch nicht vom Videoassistenten überprüft werden kann.
Ohne leichtes Zittern ging es auf Bremer Seite dann aber doch nicht. Weil Friedl sich einen völlig überflüssigen Ballverlust im eigenen Strafraum erlaubte, bot sich Energie-Stürmer plötzlich eine Topchance, die dieser auch prompt nutzte (79.). In der Schlussphase ließ sich der Bundesliga-Aufsteiger dann tatsächlich noch tief in die eigene Hälfte drücken, die Zweikampfführung ließ einigermaßen zu wünschen übrig. Immerhin: Es rächte sich nicht mehr. „In der zweiten Halbzeit waren wir etwas nachlässig in der einen oder anderen Situation und haben die Cottbuser wieder ins Spiel kommen lassen. Das darf uns nicht passieren“, monierte Clemens Fritz als Leiter Profifußball. Und Romano Schmid meinte: „Unser Ziel haben wir erreicht, wir sind weitergekommen. Aber es wartet noch viel Arbeit, vor allem Detailarbeit auf uns.“