Die Kabine des SV Werder kennt Christian Groß aus dem Effeff. Und auch das Personal, das dort täglich ein- und ausgeht, ist ihm bestens vertraut. Zumindest in großen Teilen. Mit Marco Friedl, Amos Pieper und Niklas Stark hat er noch zusammengespielt, mit Marvin Ducksch und Michael Zetterer sowieso. Und auch Jens Stage, Felix Agu, Mitchell Weiser, Senne Lynen oder Romano Schmid gehörten natürlich zu seinen regelmäßigen Wegbegleitern, ehe Groß vor einem Jahr seine Karriere beendete. Nun kehrt der inzwischen 36-Jährige, der zuletzt als Scout bei Bundesliga-Konkurrent Bayer 04 Leverkusen gearbeitet hat, zurück – aber in neuer Funktion. Der gebürtige Bremer hat seinen Teamkollegen früher zwar auch schon mal die eine oder andere Ansage gemacht, doch als Co-Trainer von Chefcoach Horst Steffen ist er nun ihr Vorgesetzter. In der Theorie bietet sich so Raum für Reibereien und verletzte Eitelkeiten, doch Werders Verantwortliche rechnen nicht mit derlei Vorfällen.
„Er ergänzt das Trainerteam perfekt. Wir sehen überhaupt kein Problem darin, dass er selbst noch mit einigen Spielern zusammengespielt hat“, sagt Peter Niemeyer als Leiter Profifußball im Gespräch mit unserer Deichstube. „Wenn er direkt von der Spieler- in die Trainerkabine gewechselt wäre, hätte das vielleicht etwas anders ausgesehen. So aber sind wir vielmehr überzeugt davon, dass er auch weiterhin eine gute Ansprache zur Mannschaft haben wird – die hatte er damals auch als Profi schon.“
Und trotzdem dürfte es erst einmal ungewohnt sein, wenn sich alle Beteiligten am Wochenende das erste Mal wieder begegnen und ab Montag auf dem Trainingsplatz stehen. Wenn aus Freundschaft eine berufliche Beziehung wird. „Mit den Qualitäten, die Grosso mitbringt, wird er die sportliche Arbeit und das menschliche Miteinander gut voneinander trennen können“, ist sich Peter Niemeyer sicher. „Dadurch wird er einen absoluten Mehrwert für uns haben – sonst hätten wir das auch nicht gemacht.“
Auch im Trainerteam wird Christian Groß auf einen alten Bekannten treffen: Torwartcoach Christian Vander. Mit Horst Steffen und dem zweiten Assistenten Raphael Duarte geht es dagegen in diesen Tagen noch in die Feinabstimmung, auch die Aufgabenbereiche für den Ex-Profi werden abgesteckt. „Klar haben wir uns in den Gesprächen darüber ausgetauscht, worum es dabei geht. Viel um Entwicklung und dass ich meine Analyse mit einbringe“, sagte Groß unter der Woche in einem Interview auf Werders Internetseite. „Deswegen war das Jahr in Leverkusen so wertvoll, weil ich viel Fußball gesehen habe und viel vergleichen kann – seien es Spielerprofile oder die Intensitäten in den Ligen, was mir zugutekommen wird. Jetzt starten wir und werden sehen, wie es im Detail aussieht.“