Niclas Füllkrug ist weg, Rafael Borré dafür gekommen: Am Deadline Day hat der SV Werder Bremen auf den Abgang seines Topstürmers reagiert und den kolumbianischen Angreifer von Eintracht Frankfurt für ein Jahr ohne Kaufoption ausgeliehen. Bei den Hessen spielte der 27-Jährige zuletzt keine Rolle mehr, schon in der Vorsaison hatte er seinen Stammplatz verloren. Nun will Borré seiner Karriere in Bremen neuen Schwung verleihen. Die Deichstube stellt Werders neuen Stürmer vor.
Europapokal-Held: In der Saison 2021/22 schrieb Eintracht Frankfurt mit dem Gewinn der Europa League Vereinsgeschichte – und Rafael Borré avancierte dabei zum großen Helden. Im Endspiel gegen die Glasgow Rangers traf der Stürmer nach 69 Minuten zum 1:1, womit er sein Team in die Verlängerung rettete. Im darauffolgenden Elfmeterschießen bewies Borré dann große Nervenstärke und verwandelte den entscheidenden Strafstoß zum 6:5-Erfolg. "Ich bin sehr glücklich und aufgeregt, denn ich hatte von dieser Nacht geträumt, einer historischen Nacht für den Klub und für mich", sagte er nach der Siegerehrung.
Bundesliga-Bilanz: Frankfurt hatte Borré im Sommer 2021 als Nachfolger von Torjäger André Silva ablösefrei vom argentinischen Topclub River Plate geholt. Bald darauf galt der neue Mann schon als Fehleinkauf. Trotz am Ende manierlicher Ausbeute von zwölf Toren in 45 Pflichtspielen kam der Kolumbianer bei den Frankfurter Fans nie so richtig an, im Gegenteil: Einige sahen in ihm einen Sündenbock für die schwache Bundesligasaison, die die Eintracht auf Platz elf beendete. Trotz Heldenstatus nach dem Europa-League-Gewinn kam Borré in der Serie 2022/23 überwiegend nur noch zu Kurzeinsätzen (zwei Tore, zwei Vorlagen), weil er seinen Stammplatz unter Trainer Oliver Glasner verloren hatte. Auch Neu-Coach Dino Toppmöller plante nicht mehr mit dem Stürmer. In der laufenden Saison gehörte Borré in keinem Pflichtspiel dem Kader an.
Spielweise: Fest steht: Ein Eins-zu-eins-Ersatz für den nach Dortmund abgewanderten Niclas Füllkrug ist Rafael Borré nicht. Mit einer Körpergröße von 1,74 Meter ist er alles andere als ein Brecher für das Sturmzentrum. Vielmehr zeichnet sich der Angreifer durch seine Schnelligkeit und Läufe in die Tiefe aus, ist dabei trickreich und schließt, wenn möglich, mit dem ersten Kontakt ab. Werders Spielweise dürfte sich mit Borré verändern, denn als körperlich starker Zielspieler so wie Füllkrug kann der Neuzugang nicht eingeplant werden.
Aus Kolumbien in die weite Welt: Rafael Santos Borré Maury wurde am 15. September 1995 in der Metropole Barranquilla geboren, die im Nordwesten Kolumbiens liegt und die viertgrößte Stadt des Landes ist. Mit dem Fußballspielen begann er in der Nachwuchsabteilung von Deportivo Cali, im Alter von 17 Jahren wurde er dort Profi. Im August 2015 wechselte der Stürmer dann erstmals nach Europa, zu Atletico Madrid, wurde allerdings umgehend zum FC Villareal verliehen, wo er nicht über den Status des Ersatzspielers hinauskam. 2017 kehrte Borré nach Südamerika zurück, River Plate nahm ihn unter Vertrag. Beim argentinischen Topklub gelang dem Angreifer der große Durchbruch. Borré wurde zum Stammspieler und gewann mit River Plate im Dezember 2018 die Copa Libertadores. Bei der Clubweltmeisterschaft teilte er sich kurz darauf nach drei Treffern die Torjägerkanone mit Gareth Bale (Real Madrid) und wurde mit seinem Team Dritter. 2021 verlängerte Borré seinen auslaufenden Vertrag nach 149 Pflichtspielen und 56 Toren für River Plate nicht und wechselte erneut nach Europa, dieses Mal nach Frankfurt.
Privates: Rafael Borré ist seit 2016 mit der mexikanischen TV-Journalistin Ana Caicedo verheiratet. Das Paar hatte sich im Teenager-Alter in Cali kennengelernt und hat inzwischen zwei gemeinsame Kinder.