Erst Nick Woltemade, nun Eren Dinkci: Der SV Werder Bremen verliert für die kommende Saison bereits das zweite Eigengewächs. Dank einer Ausstiegsklausel, die Werder bestätigt hat, kann der 22-Jährige den Club in diesem Sommer verlassen. Die festgeschriebene Ablösesumme liegt bei fünf Millionen Euro. Woltemade müssen die Bremer dagegen ablösefrei ziehen lassen, dessen Vertrag läuft Ende Juni aus. Der 22-Jährige wird wohl zum VfB Stuttgart wechseln.
„Wir bedauern es sehr, dass sich Eren gegen Werder Bremen entschieden hat“, sagt Clemens Fritz als Werders Leiter Profifußball in einer Vereinsmitteilung. „Aufgrund seiner guten Leistungen in Heidenheim und der vertraglich vereinbarten Klausel war klar, dass auch andere Clubs interessiert sein würden. Wir haben Eren in den Gesprächen aufgezeigt, welche Rolle wir für ihn in der nächsten Saison vorgesehen haben und haben ihm auch wirtschaftlich ein gutes Angebot unterbreitet. Leider ist seine Entscheidung gegen uns ausgefallen.“
Werder-Sportchef Frank Baumann hatte offenbar geahnt, dass nach Woltemade wohl auch Dinkci nicht zu halten ist. „Eren liegt ein konkretes Angebot von uns vor. Wir würden seinen Vertrag sehr gerne verlängern. Es gibt aber eben auch Konkurrenz, und man muss ehrlich sagen: Ganz einfach wird es für uns nicht. Es kann durchaus sein, dass er geht“, meinte Baumann erst vor wenigen.
Eren Dinkci sagt in einem Statement auf der Internetseite des SC Freiburg: „Die Freiburger Verantwortlichen sind schon relativ früh auf mich zugekommen und haben mir von Anfang an ein gutes Gefühl gegeben. Da war mir schon klar, dass ich diesen Weg einschlagen möchte.“ Und der Offensivspieler fügt an: „Ich glaube, ich habe gerade einen Flow und den möchte ich gerne nach Freiburg mitnehmen. Ich habe hier mit Werder schon gespielt und da ging es gut ab im Stadion. Auf diese Atmosphäre freue ich mich sehr.“
Dinkci war 2019 aus der Jugend des SC Borgfeld zum Nachwuchs der Werder-Profis gewechselt. Im Dezember 2020 feierte der junge Stürmer ein bemerkenswertes Bundesliga-Debüt, als er mit seinem ersten Ballkontakt den 1:0-Siegtreffer in Mainz erzielen konnte. So fulminant ging es allerdings nicht weiter, der ganz große Durchbruch blieb dem Angreifer bei Werder sowohl in der zweiten als auch in der ersten Liga versagt. Im vergangenen Sommer ließ er sich zum Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Heidenheim ausleihen und startete dort durch. In 26 Partien gelangen ihm acht Treffer, vier weitere Tore bereitete er vor. Mit einem Topspeed von 36,41 km/h ist er zudem der derzeit schnellste Spieler der Bundesliga. Das rief gleich mehrere Interessenten auf den Plan – aus dem In- und Ausland. Letztlich machte nun der SC Freiburg das Rennen.
Marktwert gestiegen
Werder hatte ohnehin nur Außenseiterchancen, obwohl Dinkci wie Woltemade in Bremen geboren ist und stets seine besondere Beziehung zu Werder betont hat. Aber sein Verhältnis zu Trainer Ole Werner galt als angespannt, der Angreifer selbst hatte in einem Interview mit unserer Deichstube mangelnde Kommunikation des Trainers bemängelt und zu geringe Einsatzzeiten moniert. Gleichzeitig lobte Dinkci seinen neuen Coach Frank Schmidt, den er trotzdem verlassen wird, um sein Glück im Breisgau zu suchen.
Für Werder ist der zweite Talent-Verlust innerhalb einer Woche extrem bitter. Denn eigentlich will der Club seine Stars selbst entwickeln, sie als Identifikationsfiguren aufbauen und dann irgendwann teuer verkaufen. Doch wie schon vor einem Jahr bei Fabio Chiarodia (zu Borussia Mönchengladbach) sehen die besten Bremer Nachwuchskicker woanders bessere Möglichkeiten, was nicht nur allein am Geld liegen dürfte. Werder kann sich im Fall Dinkci immerhin mit einer Ablösesumme von fünf Millionen Euro trösten. Allerdings schätzt das Branchenportal transfermarkt.de den Marktwert des Stürmers inzwischen auf zehn Millionen Euro – Tendenz steigend.