Bremen. Werders Geschäftsführung hat am Montag Marko Arnautovic und Eljero Elia bis zum Saisonende suspendiert. Sie dürfen nicht mit der Mannschaft trainieren. Die Strafe klingt hart – und scheint notwendig, allen sportlichen und wirtschaftlichen Bedenken zum Trotz.
Marko Arnautovic und Eljero Elia sagten nichts. Was auch? An der Sache würde das nichts ändern. Die Sache war schwerwiegend genug. Die Werder-Stürmer waren kurz vor einem wichtigen Spiel noch mitten in der Nacht unterwegs, sie rasten mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit durch eine Autobahn-Baustelle. Werder suspendierte sie zunächst für ein Spiel und am Montag nun für den Rest der Saison.
Die Geschäftsführung hatte die zwei Sünder einbestellt, erst Arnautovic, dann Elia. "Die beiden haben nicht verstanden, worum es geht", sagte später Sportchef Thomas Eichin. Damit war nicht die Vernehmung auf Geschäftsstelle gemeint. Sondern die Missetat an sich. Sie sei für den gesamten Verein ein Schlag ins Gesicht gewesen, hatte Aaron Hunt kommentiert. Andere Mitspieler äußerten sich ähnlich deutlich.
Auch Eichin äußerte sich ähnlich. Er und seine Geschäftsführer-Kollegen Klaus Filbry und Klaus-Dieter Fischer sowie Trainer Thomas Schaaf konnten gar nicht anders handeln, als die Disziplinlosen hart zu bestrafen. Allein schon, um ihre Autorität zu wahren. Eichin wies darauf hin, dass man auch zu jedem anderen Zeitpunkt der Saison bei einem derartigen Vorfall so sanktioniert hätte.
Arnautovic und Elia werden nun bis zum Saisonende abseits der Kollegen trainieren. Eine Geldstrafe zugunsten der Mannschaftskasse sei nicht vorgesehen, sagt Eichin. An den Geldbeutel geht es ihnen dennoch. In den Verträgen stehen ordentliche Zuschläge für eine Nominierung, erst recht fürs Spielen oder Punkten.
Werders Führung musste am Montag abwägen. Sie musste den sportlichen wie den wirtschaftlichen Aspekt bedenken, und das, ohne die eigene Glaubwürdigkeit zu verletzen. Arnautovic steht noch bis 2014 unter Vertrag, er war dem Club vor drei Jahren eine Ablösesumme von rund sechs Millionen Euro wert. Für den niederländischen Nationalspieler Eljero Elia blätterte Werder im letzten Sommer, allen Sparzwängen zum Trotz, rund fünf Millionen Euro hin und nahm den Stürmer für gleich vier Jahre unter Vertrag. Schaaf wechselte danach sein System, Arnautovic und Elia sollten die neue Flügelzange sein.
Nun sitzen in einem abstiegsbedrohten und zum noch härten Sparen gezwungenen Club sozusagen rund elf Millionen Euro auf der Tribüne. Ein herber Verlust ist das. Und doch lässt sich die gestrige Entscheidung leicht nachvollziehen. Eine Begnadigung der Problem-Profis hätte ganz neue Konflikte in der Mannschaft geschaffen und hätte Werders Führung beschädigt. Dass ausgerechnet Arnautovic und Elia im Abstiegskampf das Ruder herumreißen werden, dass sie sich reinhängen und bis zum Umfallen kämpfen, dass sie sich für keinen Weg zu schade sind, das braucht man ohnehin nicht anzunehmen. Selbst Diven wie Robben oder Ribery spielen defensiv viel engagierter als sie, von der offensiven Durchschlagskraft mal ganz zu schweigen.
Der Verweis aufs Saisonende als Ende der Strafe lässt Eichin und Co. gleichzeitig Möglichkeiten, einen möglichen wirtschaftlichen Schaden abzuwenden. Er würde die beiden Spieler jetzt ja nicht verteufeln, sagt Eichin. "Dass sie kicken können, wissen wir doch", sagt er, "da muss ich mir doch jetzt keine Gedanken über den Marktwert der beiden machen." Sein Fokus, der Fokus seines Clubs darf jetzt nur auf eines gehen. Auf Punkte, Punkte, Punkte. Werder muss irgendwie den Abstieg verhindern, nichts anderes zählt.
Die Chance, das mit einer angemessenen Strafe bei entsprechenden Verfehlungen zu schaffen, ist höher als das Risiko, das ein Verzicht auf zwei teure Spieler birgt. Der wirtschaftliche Schaden eines Abstiegs wäre ungleich höher als ein eventuell sinkender Marktwert der beiden Flügelstürmer.
Zumal auch in Betracht gezogen werden sollte,um wen es sich hier handelt. Marko Arnautovic ist in drei fürstlich bezahlten Werder-Jahren nur in Ausnahmefällen ein wertvoller Werder-Spieler geworden. Als Problemstürmer mit Riesentalent verpflichtet, kamen oft Probleme und selten Tore heraus. Mal geriet er in eine Klopperei vor der Disco, mal in eine auf dem Trainingsplatz, mal schaffte er es, sich beim Spielen mit dem Hund nachhaltig zu verletzen.
Elia umkurvte zwar bislang weitgehend die Fettnäpfchen. Aber er kam nicht ins Laufen. Er schaffte das nicht. Der Trainer, der ihm lange vertraute, schaffte das auch nicht. 2010 wäre Elia beinahe Weltmeister geworden. 2013 ist er schon vor dem Saisonende ein Absteiger.