Plötzlich wurde es laut, sehr laut sogar: Mit der Musik-Box auf der Schulter, aus der feinster Mallorca-Beat („Dicht im Flieger“) dröhnte, enterte Niklas Stark die Interview-Zone in der Allianz Arena – sehr zur Freude seiner Kollegen des SV Werder Bremen, die ihre Gespräche mit den Journalisten nur zu gerne dafür unterbrachen. Ein anderer Profi fand das dagegen nicht so toll: Bayern-Star Thomas Müller brach sein Interview ziemlich genervt von der Bremer Partylaune ab und zog von dannen. Genauso wie etwas später auch die Bremer Mannschaft, aber bei ihr ging die Feier im Charterflieger und wahrscheinlich auch in Bremen noch weiter.
„Der Rückflug wird lustiger als manch anderer Rückflug in der Hinrunde“, kündigte Keeper Michael Zetterer schon mal an – und Teamkollege Romano Schmid ging davon aus, dass auch daheim in Bremen noch „etwas gefeiert wird“. Denn es war nicht nur ein Sieg beim Rekordmeister, was für große Jubelstürme sicher schon gereicht hätte, dieser 1:0-Erfolg bedeutete auch das Ende der Horror-Serie mit 32 Pflichtspielen ohne Sieg gegen die Münchener. „Wahnsinn, dass man bei so einem Moment dabei sein darf“, schwärmte Zetterer.
Trainer Ole Werner hatte vor der Partie angesprochen auf den letzten Werder-Sieg 2008 gewitzelt: „Da habe ich noch Pizza ausgefahren.“ Nach der Partie wirkte er trotz des großen Erfolges ziemlich gefasst, dachte als Coach schon wieder weiter – gab aber zumindest ein bisschen „Feier frei“: „Wir haben eine kurze Woche, es geht schon am Sonnabend gegen Freiburg weiter. Wir wollen die Heimreise jetzt schnell hinter uns bringen, morgen gut regenerieren. Aber sicherlich darf es heute für die Seele auch mal ein kleines Getränk geben.“
Da hatten die Spieler allerdings schon zugelangt. Eiligst war eine Kiste Corona in die Kabine gebracht worden – das Lieblingsbier der Bremer Spieler. Zumindest einer wunderte sich über die gute Stimmung in der Kabine nicht: Romano Schmid. Der hatte diesen besonderen Moment geahnt, behauptete der Österreicher zumindest anschließend: „Ich war mir ziemlich sicher, dass wir dieses Spiel gewinnen würden.“
Warum? „Keine Ahnung. Es war die Kombination, wie wir unter der Woche trainiert haben und wie jeder einzelne Spieler von diesem Spiel gesprochen hat. Es war für uns eine große Chance, die wir genutzt haben. Dieses Mal hatte ich einfach das Gefühl, dass wir gewinnen.“ Auch Schmid hatte wie Stark auf dem Weg zum Bus schwer zu tragen – zwei Mannschaftskoffer. „Das mache ich doch immer“, meinte er, aber diesmal fiel es ihm gewiss besonders leicht…