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1:0 gegen Rekordmeister Werder Bremen schockt Bayern München – dank eines Traumtors von Weiser

Der SV Werder entführt drei Punkte aus der Münchner Allianz-Arena und holt den ersten Sieg seit 2008 gegen die Bayern. Matchwinner war Mitchell Weiser, der den Siegtreffer erzielte. Unser Spielbericht.
21.01.2024, 17:50 Uhr
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Von Malte Bürger Björn Knips

Mit Superlativen ist das ja so eine Sache, viel zu schnell werden sie inflationär gebraucht. Doch was da am Sonntagnachmittag in München passierte, war nicht weniger als eine Sensation. Nach der mit Abstand besten Saisonleistung hat der SV Werder Bremen beim FC Bayern München mit 1:0 (0:0) gewonnen. Ein Traumtor von Mitchell Weiser beendete die jahrelange Durststrecke im ehemals hochklassigen Nord-Süd-Gipfel. Letztmals hatte Werder am 20. September 2008 gegen die Bayern gewonnen – damals hießen Hauptdarsteller noch Mesut Özil, Diego, Per Mertesacker oder Claudio Pizarro. Es war also wahrlich historisch, was die Bremer da fabriziert hatten.

„Ich freue mich für die Mannschaft, da hat heute ganz viel für uns gepasst“, sagte Cheftrainer Ole Werner am „Dazn“-Mikrofon. „Die Jungs haben es überragend gemacht auf dem Platz, überall nochmal einen Fuß dazwischen gehabt. Defensiv war es eine Top-Leistung von uns, offensiv sowie auch im Umschaltspiel haben wir viele Dinge richtig gemacht.“

Im Vergleich zur Vorwoche hatte sich die Bremer Startelf gleich auf drei Positionen verändert. Marvin Ducksch und Leonardo Bittencourt fehlten gelbgesperrt, wenig überraschend kehrte deshalb Romano Schmid, der zuletzt zweimal von der Bank gekommen war, in die Anfangsformation zurück. Darüber hinaus durfte Senne Lynen zum fünften Mal in dieser Saison von Beginn an ran. Ein wenig unerwartet tauschte Cheftrainer Ole Werner aber noch auf einer weiteren Position – und zwar in der Offensive. Rafael Borré, um den es während der vergangenen Woche ein paar Querelen wegen seines feststehenden Wechsels nach Brasilien im Sommer samt Foto im neuen Trikot gegeben hatte, blieb draußen.

Youngster Nick Woltemade durfte anstelle des Kolumbianers ran. „Erstens hat Nick gut trainiert und einen guten Eindruck gemacht, das muss man dann auch mal belohnen“, erklärte Werner vor dem Spiel am „Dazn“-Mikrofon sein Handeln. „Andererseits ist auf Rafa in den letzten Tagen viel eingeprasselt. Er geht damit aber super um. Ich habe das von Spielern auch schon ganz anders erlebt, die woanders unterschrieben haben. Er ist ein Teamplayer, ein Profi und wird für uns in den kommenden Wochen auch sicherlich wieder von Beginn an auf dem Platz stehen.“ Und Clemens Fritz als Leiter Profifußball versprach kurz vor dem Anpfiff gar: „Er wird auf jeden Fall bis zum Sommer bleiben.“ Werders neuer Verteidiger Julian Malatini gehörte derweil erstmals zum Kader.

Werder von Anfang an hellwach

Die Bremer waren von der ersten Sekunde an gut im Spiel. In einem 5-3-2-System mühten sich die Gäste nach Kräften, den Bayern das Leben ordentlich schwer zu machen. Die erste gute Chance hatten trotzdem die Münchener, Zetterer hatte bei einem Schuss von Leroy Sané aber keine Probleme (7.). Kurz darauf konterte Werder das erste Mal, ein Schuss von Jens Stage geriet jedoch zu harmlos (9.). Keine 60 Sekunden später tauchte Woltemade vor FCB-Keeper Manuel Neuer auf, doch Dayot Upamecano klärte noch vor dem Junioren-Nationalspieler (10.). Die Grün-Weißen präsentierten sich richtig mutig, versteckten sich keineswegs.

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So dauerte es tatsächlich bis zur 24. Minute, ehe die Bayern ihren zweiten Schuss in Richtung Tor abgaben, doch Sané zielte drüber. Im Gegenzug hatte Weiser die Führung auf dem Fuß, doch Neuer parierte dessen abgefälschten Schuss sensationell. Drei Minuten später jubelte der Bremer Anhang dann tatsächlich, Njinmah hatte nach einem Konter eiskalt getroffen. Der Video-Assistent meldete sich jedoch, weil Stage zuvor im Mittelfeld Musiala bei der Balleroberung gefoult hatte. Der Treffer zählte deshalb nicht. Bitter, aber regelkonform.

Mehrere Glanztaten von Zetterer

Es blieb kaum Zeit zum Durchschnaufen, denn im eigenen Strafraum rettete Zetterer dann ganz stark gegen Upamecano (29.). Doch ansonsten war vom Rekordmeister erstaunlich wenig zu sehen. Werder machte geschickt die Räume eng, hatte sogar selbst enorme Ballbesitzphasen. Und als es dann mit einem 0:0 in die Pause ging, durfte aus Bremer Sicht verdientermaßen davon geträumt werden, dass eine Überraschung in der Luft liegt.

Unverändert ging es für die Werner-Elf in den zweiten Abschnitt, wo der bis dato unauffällige Harry Kane mit einem ansatzlosen Distanzschuss über das Tor den ersten Akzent setzte (49.). Die Bayern kamen aktiver aus der Kabine, doch die Norddeutschen ließen sich nicht beirren. Mehr als ein ungenauer Schuss von Lynen sprang zunächst aber nicht heraus (54.). Doch das sollte sich ändern. Ziemlich schnell sogar. Mitchell Weiser narrte an der rechten Strafraumgrenze erst Alphonso Davies und brachte Werder danach aus spitzem Winkel mit einem echten Weltklasse-Treffer in Führung (59.).

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Bayern-Coach Thomas Tuchel reagierte, wechselte gleich dreimal und brachte Leon Goretka, Thomas Müller und Mathys Tel. Auf Bremer Seite kam Borré für den richtig starken Woltemade. Der Branchenprimus erhöhte nun deutlich die Schlagzahl, erst vergab Kane eine gute Kopfballchance (72.), dann fischte Zetterer dem Engländer aus kurzer Distanz gerade noch den Ball vom Schädel (79.). Wenig später setzte Sané einen Freistoß knapp über die Latte (84.). Und der Druck nahm nicht ab. Erst zeigte Zetterer eine Glanztat gegen Tel  und lenkte den Ball gerade noch an den Pfosten (87.), dann rauschte ein strammer Schuss des Bayern-Profis knapp vorbei (88.).

Der Ausgleich lag in der Luft, doch Werder kämpfte mit aller Macht um den Sieg. Für die fünfminütige Nachspielzeit kamen auch noch Christian Groß und Olivier Deman, um die hauchdünne Führung ins Ziel zu bringen. Der eingewechselte Eric-Maxim Choupo-Moting setzte noch einen Kopfball neben den Kasten (90.+3), dann zielte Tel zart daneben – und dann war es tatsächlich vollbracht. Werder hatte gegen die Bayern gewonnen. In München. Nach mehr als 15 langen Jahren.

„Wir hatten heute den perfekten Tag, und da kann man auch Bayern schlagen“, jubelte Matchwinner Mitchell Weiser nach dem erlösenden Schlusspfiff. „In der Bundesliga ist alles sehr nah beieinander, da musst du immer dein Top-Level zeigen, um Punkte zu holen – und ich bin froh, dass wir das heute geschafft haben.“

SV Werder Bremen: Zetterer – Stark, Friedl, Jung, Weiser, Stage, Lynen, Agu (89. Deman), Schmid (84. Kownacki), Woltemade (65. Borré), Njinmah (89. Groß)

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